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Mindestlohn: Nicht direkt wahrnehmbare, aber deutlich negative Auswirkungen?

Der Mindestlohn ist ein Riesenerfolg, so das Motto der Bundesregierung und vor allem der SPD. Alles lief glatt, es gab keine Massenentlassungen, wie es von vielen Seiten befürchtet wurde. Von daher ist sich

FMW-Redaktion

Der Mindestlohn ist ein Riesenerfolg, so das Motto der Bundesregierung und vor allem der SPD. Alles lief glatt, es gab keine Massenentlassungen, wie es von vielen Seiten befürchtet wurde. Von daher ist sich die Gesellschaft im Großen und Ganzen einig, dass die Bedenken überzogen bzw. unbegründet waren.

Aber kann es sein, dass der Mindestlohn nur deshalb kein Desaster wurde, weil die Wirtschaft in Deutschland gerade brummt und eine hohe Nachfrage nach Arbeitskräften besteht? Das ifo-Institut hat Umfragedaten von Unternehmen aus Bayern und Sachsen analysiert, wie sie mit dem Mindestlohn umgegangen sind. Dazu sagt das ifo statt zu entlassen, hätten die Unternehmen u.a. ihre Preise erhöht, oder Investitionen zurückgestellt, die Arbeitszeit der Mitarbeiter gekürzt oder Sonderzahlungen gestrichen. Soweit es ihnen möglich sei, würden die Unternehmen versuchen Entlassungen kurzfristig zu vermeiden, so das ifo-Institut. Auch schreibt das ifo Zitat:

„Gleichwohl sind bereits im ersten Jahr nach der Einführung des flächendeckenden Mindestlohns deutliche mindestlohnbedingte Rückgänge in der Einstellungsbereitschaft der Unternehmen zu beobachten. Am stärksten sind die Beschäftigungswirkungen bei den Geringqualifizierten.“

Also, was dürfen wir nun annehmen? Hat das ifo-Institut mit seinen Erhebungen recht? Das würde bedeuten, dass der oberflächlich so reibungslos funktionierende Übergang in ein Mindestlohn-System sehr negative Auswirkungen mit sich bringt, die auf den ersten Blick bei den großen Zahlen wie der Arbeitslosenquote lediglich nicht sichtbar sind. Oder kann man im Gegenteil davon ausgehen, dass das „böse ifo-Institut“ als Anker konservativer Denkweise einfach nur linke Politik schlecht reden will?

Uns hat es schon verwundert, dass bei den Arbeitslosenzahlen nach Einführung des Mindestlohns kein spürbarer Anstieg festzustellen war. Vielleicht ist es wirklich so, dass die Einführung des Mindestlohns glücklicherweise in eine Zeit fällt, wo die Wirtschaft brummt, und die Arbeitskräftenachfrage hoch ist. So denken wohl Betriebe es ist besser Mitarbeiter im Betrieb zu halten. Für den Fall, dass man später irgendwann mal neue Mitarbeiter einstellen müsste, bekommt man vielleicht gar keine oder deutlich schlechter qualifizierte. Also, so eine Vermutung, versucht der Arbeitgeber alles um die Mitarbeiter in der Firma zu halten, trotz deutlich gestiegener Lohnkosten durch den Mindestlohn.

Schaffen tut er dies wohl durch die vom ifo beschriebenen Maßnahmen. Denn irgendwo her muss das Geld für die höheren Löhne ja kommen. In Sachen Preissteigerungen, wie das ifo es erwähnte, kann bei den aktuellen Inflationsdaten in Deutschland nicht viel passiert sein. Also kürzere Arbeitszeiten, Investitionen zurückstellen, Weihnachtsgeld streichen usw? Irgendwer zahlt immer – das Geld kommt nicht vom Himmel niedergerieselt.

Das ifo im Originalzitat:

Dass es dennoch bislang zu keinem massiven Stellenabbau gekommen ist, dürfte den vielfältigen alternativen Anpassungsreaktionen der Unternehmen und der guten konjunkturellen Arbeitsmarktlage zu verdanken sein. Dies sind die zentralen Ergebnisse umfangreicher Forschungsarbeiten des ifo Instituts basierend auf dem ifo Konjunkturtest und einer gesonderten Betriebsbefragung in der gewerblichen Wirtschaft des Freistaats Sachsens. „Die Reichweite des Mindestlohns endet bereits heute nicht bei 8,50 € je Stunde. Der Kostendruck auf die Unternehmen dürfte demnach höher sein, als bislang in den maßgeblichen Schätzungen berücksichtigt wurde“, erläutert Michael Weber, Arbeitsmarktforscher in der Dresdner Niederlassung des ifo Instituts.



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3 Kommentare

  1. interessanter wäre mal zu erfahren, wie sich die deutschen einzelhandelsumsätze ohne mindestlohn entwickelt hätten ???

    die inflation ist ja bekanntlich kein maßstab mehr.

  2. Wenn die Arbeitnehmer mehr Geld in der Tasche haben kommt dies den Arbeitgebern im Umkehrschluss ebenfalls wieder zu Gute, denn Kaufkraft wirkt sich lokal aus und nicht global. Und Arbeitgeber sollten nie vergessen, dass sie ohne ihre Arbeitnehmer alle Arbeit selbst machen müssten und das kann niemand, bzw. dann würden die Arbeitgeber selbst nichts mehr verdienen. Gerade im lokalen Bereich von Handel und Dienstleistung hat sich nach dem Mindestlohn längst wieder ein Gleichgewicht eingestellt, das es ermöglicht zu lebe und leben zu lassen. Da ist immer noch Luft nach oben!

  3. Wenn man bedenkt das man selbst von 8,50 € und einer 40 h Woche nicht Leben kann und noch immer aufstockt und somit die Lohnkosten der Wirtschaft drch das Sozialsystem gezahlt werden, muß man nur Fragen , was ist gerecht.
    Ich weiß nicht warum die Wirtschaft immer nur jammert. Muß die Arbeit getan werden, JA, so sollte auch ein Lebenswerter Mindestlohn bezahlt werden, der Mindestens bei 10 € liegen sollte. So es die Arbeit nicht wert ist, gebt den MEMSCHEN frei.2

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