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Mini „Bail In“ bei der Bremer Landesbank? Zinszahlungen für Anleihen fallen aus

Der Begriff "Bail Out" bezeichnet die Rettung einer Bank von außen, in der Regel durch den Steuerzahler. Der Begriff "Bail In" bezeichnet die Rettung einer Bank von innen. Damit ist gemeint, dass...

FMW-Redaktion

Der Begriff „Bail Out“ bezeichnet die Rettung einer Bank von außen, in der Regel durch den Steuerzahler. Der Begriff „Bail In“ bezeichnet die Rettung einer Bank von innen. Damit ist gemeint, dass Aktionäre und/oder Gläubiger der Bank auf Forderungen gegen die Bank verzichten müssen, damit diese ihr Kapital stärken kann. In diesem Zusammenhang kann man wohl durchaus von einer Art „Mini Bail In“ sprechen im Zusammenhang mit dem aktuellen Vorgehen der Bremer Landesbank? Zunächst einmal hier im Originalwortlaut die Meldung der Bank, die natürlich recht banktechnisch aufgesetzt ist:

Der Vorstand der Bremer Landesbank Kreditanstalt Oldenburg ‑ Girozentrale ‑ („BLB“) hat heute für die von der BLB als „EUR 50,200,000 Perpetual Non-cumulative Fixed to Reset Rate Additional Tier 1 Notes of 2015“ begebenen Schuldverschreibungen (ISIN: DE000BRL00A4, WKN: BRL 00A) und als „EUR 100,000,000 Perpetual Non-cumulative Fixed to Reset Rate Additional Tier 1 Notes of 2015“ begebenen Schuldverschreibungen (ISIN: DE000BRL00B2, WKN: BRL 00B) (zusammen die „AT1-Schuldverschrei­bungen“), die den Eigenmitteln der BLB zuzurechnen sind, in Ausübung seines freien Ermessens gemäß § 3 (8) (a) der jeweiligen Anleihebedingungen der AT1-Schuldverschreibungen entschieden, die Zinszahlung auf die AT1-Schuldverschreibungen am nächsten Zinszahlungstag am 29. Juni 2017 für die derzeit laufende Zinsperiode ganz entfallen zu lassen.

Wir haben den wichtigsten Teil der Meldung fett markiert. Nach freiem Ermessen setzt die Bremer Landesbank Zinszahlungen für diese Anleihen aus, weil in den Anleihebedingungen vorgesehen ist, dass sie die Zinszahlungen unter bestimmten Voraussetzungen eben nach eigenem freiem Ermessen aussetzen darf. Und der Bremer Landesbank geht es nun mal verdammt schlecht, daher hat man sich eben zu dieser Maßnahme entschlossen. Die Anleihegläubiger verlieren den Zins, und die Bank spart Geld.

Von einem unkontrollierten „Default“ oder Zinsausfall kann in diesem Fall wohl keine Rede sein, da in den Anleihebedingungen offensichtlich genau so ein freies Ermessen für die Bank bzgl. der Zinszahlungen festgeschrieben wurde. Der Zinsausfall betrifft erstmal nur dieses Jahr, und laut Bank seien nur institutionelle Kunden betroffen, die dieses besondere „Ermessens-Risiko“ beim Zinsausfall kennen würden. Für das Risiko, dass die Zinsen durch die Bank selbst einfach ausgesetzt werden, waren die Anleihegläubiger bei dieser Anleihe mit einer tollen Ausstattung gelockt worden.

Die Anleihen, die im Jahr 2015 ausgegeben wurden, hatten eine jährliche Verzinsung von 8,5% und 9,5%, und damit weit höher als üblich. Mehr Zins bedeutet immer auch mehr Risiko! Die Kurse der Anleihen verloren gestern nach der Ad hoc-Veröffentlichung der Bank verständlicherweise stark an Wert. Dennoch ist eine Bankpleite oder eine Nicht-Rückzahlung der Anleihen eher unwahrscheinlich, da die Bremer Landesbank ab 1. September eine vollständige Tochter der NordLB sein wird. Sie tritt quasi als größere starke Mutter auf, die die Probleme in Bremen abdecken soll.

Im Grunde genommen ist es eine geniale Idee solche eine spezielle Art von Anleihen aufzulegen. Der Gläubiger erhält für sein höheres Risiko deutlich mehr Zinsen als üblich. Und dadurch, dass die Bank laut Anleihebedingungen nach eigenem Ermessen einfach die Zinszahlungen aussetzen kann, entsteht kein offizielles „Default-Szenario“, da die Zinsaussetzung ja offiziell Teil der Anleihebedingungen ist. Es ist also keine planlose, plötzliche Katastrophe, sondern ein bewusstes extremes Risiko für institutionelle Profi-Anleger.

Der langfristige Nachteil für Emittenten, die so eine Klausel dann auch wirklich nutzen: Zukünftig dürfte es für sie deutlich schwieriger sein bei Neuemissionen an Geld zu kommen, denn es geht um Vertrauen! Aber im Fall der Bremer Landesbank ist das egal, denn schon in wenigen Wochen hat sie ja einen neuen Eigentümer.

Die Bremer Landesbank

Foto: Jürgen Howaldt – Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50942566



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2 Kommentare

  1. Was die Finanzwelt soll alles darf und kann. Hoffentlich wird dann den „Mänätschern“
    auch etwas am Bonus gestrichen.

  2. Aus meiner Sicht ist dies ein Eingeständnis der eigenen Pleite – Zahlungsunfähigkeit

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