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Nach CFDs und Forex: Privatkunden bald auch mit echtem Tradingzugang zu Hochrisiko-Anleihen

Jetzt steht eine "Evolution" ins Haus. Anleihen handeln war bisher teuer, nervig, technisch umständlich, und wenig attraktiv aufgrund von Wartezeiten und Kursanfragen. Banken und Broker bieten bisher in der Regel Privatanlegern vor allem...

FMW-Redaktion

Die britische Broker-Industrie suchte einst eine Möglichkeit eine Aktiensteuer in Großbritannien zu umgehen. So entstand als Ersatz der Handel mit CFDs (Contracts for Difference). Für Privatanleger wurden CFDs dann auch schnell eine Möglichkeit, synthetisch für relativ kleine Sicherheitsleistungen auf die Kursveränderungen von Indizes zu setzen, was früher bei einer realistischen Kursnachbildung nur über Futures möglich war. Inzwischen handeln Privatanleger zu großen Teilen CFDs statt Futures. Ganz neu geschaffen wurde danach erst der Markt des Devisenhandels (Forex) für Privatanleger. Was sie bis dato eigentlich nur über Devisen-Futures oder Optionsprodukte machen konnten, bietet jetzt jeder kleine Forex-Broker an – den direkten Handel mit unzähligen Devisenpaaren, und das in Sekundenschnelle. Damit wurde der Tradingmarkt für Privatanleger einmal revolutioniert, und einmal ganz neu erfunden.

Jetzt steht eine „Evolution“ ins Haus. Anleihen handeln war bisher teuer, nervig, technisch umständlich, und wenig attraktiv aufgrund von Wartezeiten und Kursanfragen. Banken und Broker bieten bisher in der Regel Privatanlegern vor allem exotische Anleihen gar nicht oder nur gegen hohe Ordergebühren an. Und solche Anleihen überhaupt erstmal finden? Da muss der Anleger schon aktiv suchen. Aber damit wird wohl demnächst auch Schluss sein. Besonders interessant könnten für viele Zocker Hochzinsanleihen (Schrottanleihen/Junk Bonds) sein, die zum Beispiel mit extrem hohen Kursabschlägen unter 100% Nennwert notieren, weil die Börsianer an eine Pleite des Unternehmens oder des emittierenden Staats glauben. Glaubt ein Anleger zum Beispiel kurz vor einem wichtigen Ereignis an eine Explosion im Kurs, kann er auch hier schnell viel Geld gewinnen, oder bei anderen Szenarien auch schnell verlieren.

Als erster Privatkundenanbieter für CFDs und Forex bietet die Saxobank ab Oktober für ganz normale Privatkunden die Möglicheit schnell und liquide Anleihen zu handeln. Aus 5.000 Werten kann der Anleger wählen, darunter auch Hochrisiko-Anleihen von Staaten und Unternehmen. Das Besondere: Nervige Kursanfragen, die bisher in diesem Markt für Privattrader üblich sind, entfallen wahrscheinlich – denn Saxo hat einen Pool von 40 Liquiditätsanbietern zusammengestellt, die wohl ständig für handelbare Kurse sorgen werden. So soll die Anleihe-Order des Privatkunden nicht mehr als Kursanfrage an eine einzelne Bank gehen oder an einem Börsenplatz möglicherweise endlos auf eine Gegenpartei warten – die Order geht in eine Auktion, an der diese 40 Anbieter angeschlossen sind. So soll der Kunde in wenigen Sekunden die bestmögliche Ausführung erhalten.

Die Saxobank spricht auch von großen Kosteneinsparungen für die Kunden. So spricht sie von Kursverbesserungen von 30 Basispunkten bei Unternehmensanleihen, und 5-10 Basispunkten bei Staatsanleihen. Die Saxobank betont, dass das derzeitige Verfahren wie Broker und Banken ihren Privatkunden Anleihen zum Handel anbieten, ineffizient sei. Auch hätten Kunden bislang nicht den Zugriff auf die wirkliche Liquidität und die Preisspannen, die im Markt vorhanden seien. Wir meinen dazu: Ein guter Schritt in die richtige Richtung. Wer auf interessante Entwicklungen bei exotischen Staaten oder problematischen Unternehmen spekulieren will, kann demnächst genau so professionell wie bei Aktien-CFDs nun auch direkt in die Anleihen dieser Unternehmen investieren. Mal sehen wie lange es dauert, bis die Konkurrenz nachzieht. Es ist gut möglich, dass viele kleinere Konkurrenten keine echten Anleihen anbieten werden, sondern lediglich CFDs als synthetischen Ersatz einführen. Anleihen steigen und fallen zwar normalerweise nicht ständig so stark wie Aktien oder Aktien-Indizes. Aber gerade bei den hochverzinslichen Anleihen ist oft Bewegung. Gewinne wie Verluste können auch hier extrem sein. Saxo-Chef Kim Fournais wird heute so zitiert:

“It is hard to imagine a market which is more ripe for disruption than the bond market. Watching a bond trader trade over the phone, at a time when the internet has touched almost every area of financial markets, not to mention our lives, is a clear call for disruption. Investors need to ask themselves if they want to continue to trade based on an indicative price from a single bank or if they want to get the best price available from more than 40 global bonds providers, including some of the largest global banks.”



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