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Negativzinsen bei Volks- und Raiffeisenbanken: Sogar schon -0,5% ab 10.000 Euro Guthaben

Ja ja, wir erinnern uns noch an unsere Berichterstattungen und die Aussagen von Verbänden aus dem Jahr 2016. Negativzinsen für Privatkunden, das wolle man unbedingt vermeiden, das wäre ein Tabu-Bruch. Tue man dies, würden viele Kunden die Bank...

FMW-Redaktion

Ja ja, wir erinnern uns noch an unsere Berichterstattungen und die Aussagen von Verbänden aus dem Jahr 2016. Negativzinsen für Privatkunden, das wolle man unbedingt vermeiden, das wäre ein Tabu-Bruch. Tue man dies, würden viele Kunden die Bank wechseln usw. Als es dann losging mit der winzigen Raiffeisenbank Gmund, die als erste aus dem Verbund der Volks- und Raiffeisenbanken Negativzinsen für Guthaben einführte, konnte man ja immer noch von einem Einzelfall oder Einzelfällen sprechen. Aber mittlerweile sind das zu viele Einzelfälle, so möchten wir es mal formulieren. Es ist ein Trend, den es so offiziell gar nicht gibt!

Alleine seit Dezember 2016 sind acht Banken hinzgekommen, die Negativzinsen von ihren Kunden erheben, was man in der Regel als „Verwahrentgelt“ bezeichnet. Klingt ja auch viel freundlicher! Laut einer aktuellen Erhebung von Verivox, wo man Preisverzeichnisse von Banken ausgewertet hat, treibt es derzeit die Volksbank Reutlingen auf die Spitze mit -0,5% für Einlagen ab 10.000 Euro. Das ist schon der Knaller. Der Einlagenzins der EZB, auf den sich die Banken für die Einführung ihrer eigenen Negativzinsen berufen, liegt bei -0,4%. Dann gleich noch höher zu gehen und -0,5% zu verlangen, ist schon ein starkes Stück, so finden wir. Und dann gleich ab 10.000 Euro anzufangen, damit trifft man schon die breite Masse an Sparern. Aber halt. Eine Banksprecherin sagte dazu dem „Handelsblatt“, dass man mit der Einführung der Negativzinsen (im Preisverzeichnis) nun die formalen, vertraglichen Voraussetzungen geschaffen habe. Diese Negativzinsen würden sich aber nur auf neue Konten beziehen. Bisherige Privatkunden seien in der großen Breite nicht betroffen, so die Bank. Was immer das heißen mag.

Wie hatten wir schon oft geschrieben? Zuerst liegt bei einigen Banken die Schwelle für Negativzinsen bei 1 Million Euro, andere gehen auf 100.000, und dann einige runter auf 50.000… aber dass schon jetzt eine Bank runtergeht auf 10.000 Euro, das ist ein deftiger Schritt. Die Erhebung aus den Preisverzeichnissen zeigt, dass vor allem die Volks- und Raiffeisenbanken betroffen sind. Der Grund, so vermuten wir: Sie sind in der Regel die kleinsten Einzelinstitute, dazu noch oft mit vielen fleißigen Sparern, und können von daher die Negativzinsen der EZB am Schlechtesten anderweitig kompensieren. Die klassische Zinsmarge ist ihr Hauptgeschäft. Wenn das wegbricht, haben sie ein Problem.

Und wie man sieht: Ewig konnten sie dieses Problem nicht ignorieren. Aber wenn man bedenkt, dass zahlreiche Banken längst Gebühren für das Geldabheben bei der eigenen Bank eingeführt haben, oder Gebühren für die Benutzung der ec-Karte uvm, dann gibt es umgerechnet schon längst bei jeder Menge Banken Negativzinsen. Aber zurück zu den aktuell konkreten „harten“ Negativzinsen auf Einlagen. Die Volksbank Stendal verlangt beispielsweise -0,4% ab 100.000 Euro. Die VR-Bank Mittelsachsen verlangt ab 100.000 einen Zins von -0,3%. Bei der Volksbank Pinneberg-Elmshorn zahlt man -0,4% ab 250.000 Euro Einlage.

Die Volksbank Raiffeisenbank Niederschlesien zahlt einen positiven Zins von 0,01%, erhebt aber parallel eine Gebühr von 5-50 Euro. Von diesem faktischen Negativzins seien laut Bank aber aktuell keine Kunden betroffen. Bei der Volksbank Eisenberg gibt es beispielsweise keine konkrete Aussage zu Negativzinsen. Aber eine Kontoeröffnung für „Großeinleger“ und „institutionelle Einleger“ sei nur nach Rücksprache mit der Bank möglich. Dann würden nicht näher bezifferte Negativzinsen erhoben.

Letztes Jahr sprach nach ähnlichen Aussagen aus dem Sparkassen-Lager auch der Vertreter der Volks- und Raiffeisenbanken, der BVR-Chef Uwe Fröhlich davon, dass er nicht glaube, dass man auf absehbare Zeit im deutschen Privatkundengeschäft in der Breite Negativzinsen sehen werde. Na gut, da hat er irgendwie recht behalten, bis jetzt. Denn offiziell erhebt die breite Masse der Banken einfach jede Menge neue kreative Gebühren, was ja offiziell nichts mit Negativzinsen zu tun hat!



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