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Neue Aktienbörse IEX geht an den Start: „Gleichbehandlung aller Trader“ ist das Motto – Konkurrenz für NYSE + Nasdaq

Ab heute bekommen die beiden großen US-Aktienbörsen NYSE und Nasdaq Konkurrenz von einem der sogenannten FinTechs. Die Investors Exchange (IEX) hatte vor Kurzem von der Börsenaufsicht SEC ihre offizielle Zulassung als vollwertige Börse...

FMW-Redaktion

Ab heute bekommen die beiden großen US-Aktienbörsen NYSE und Nasdaq Konkurrenz von einem der sogenannten FinTechs. Die Investors Exchange (IEX) hatte vor Kurzem von der Börsenaufsicht SEC ihre offizielle Zulassung als vollwertige Börse erhalten. Die IEX kommt ohne Times Square-Showroom aus wie die Nasdaq, und auch ohne großen Börsensaal wie die NYSE, der eh nur noch als TV-Kulisse dient wie das Börsenparkett in Frankfurt. Man residiert auf einer Büroetage, im 44. Stock des neuen World Trade Center-Gebäudes Nummer 4. Das reicht aus. Denn schließlich braucht man nur einen großen Zentralrechner mit externen Backup-Server.

Was aber soll der entscheidende Unterschied oder Vorteil gegenüber den etablierten Börsen sein? Die IEX sagt sie hat in ihrem Handelssystem eine Verzögerung von 350 Mikrosekunden eingebaut, womit man gezielt den „Hochfrequenzhändlern“ ihren Zeitvorteil wegnehme, den sie üblicherweise ausnutzen um schneller zu sein als „normale“ Börsenhändler oder Privatanleger. Durch die vollwertige SEC-Zulassung und das „Best Price-Prinzip“ müssten US-Aktienorders zum im Order-Augenblick günstigsten Börsenplatz geroutet werden (Verbund von 13 US-Aktienbörsen), womit Orders dann ab sofort auch an der IEX landen können.

In der Tat könnte die IEX mit diesem Alleinstellungsmerkmal viele Profi-Anleger wie Fonds oder „normale“ Aktienhändler bei Institutionellen anlocken, die den Eindruck haben durch Hochfrequenzzocker benachteiligt zu werden. Und es geht noch besser. Das durch sein Las Vegas-Kasino bekannte Unternehmen „Wynn Resorts“ will seine Aktiennotierung über die IEX abwickeln und nicht mehr an der Nasdaq. Firmengründer Steve Wynn ist selbst Investor bei der IEX, neben dem sehr hoch angesehenen Hedgefondsmanager David Einhorn. Wenn der in eine alternative Börsenplattform investiert, war er womöglich ebenfalls unzufrieden über die bisherigen Verhältnisse?

Die Verärgerung über die Hochfrequenzhändler kommt nicht von ungefähr. So ist der IEX-Gründer Brad Katsuyama (ehemals Aktienhändler bei der Royal Bank of Canada) angeblich selbst Benachteiligter dieser Praxis gewesen, dass andere Trader in Mili- und Mikrosekunden schneller waren als er. Große Börsen (auch die Deutsche Börse) vermieten an diese Hochfrequenzhändler sogar Serverflächen direkt neben ihren eigenen Servern, damit diese auch noch den kleinsten Zeitvorsprung rausholen können. Dass es hier um mehr als Verschwörungstheorie geht, zeigt auch die Tatsache, dass NYSE und Nasdaq versucht haben die Vollzulassung der IEX als richtige Börse zu verhindern. Und die Nasdaq möchte laut „Wall Street Journal“ anscheinend für ihre Kunden demnächst ein Zusatztool einführen, mit dem Trader die Nachteile gegenüber Hochfrequenzhändlern ebenso ausgleich können. Also ist da was dran, dass der normale Trader bisher doch spürbare Nachteile hat? Sonst würde die Nasdaq so etwas ja gar nicht einführen können.

Vvermutlich werden viele Anleger sagen: Hej, machen wir den Etablierten doch mal so richtig Druck. Wenn wir teilweise zur IEX wechseln mit unseren Umsätzen, müssen die sich vielleicht mal grundsätzlich überlegen, ob sie die Hochfrequenzhändler weiter so hofieren.



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