Asien

Neue Daten vom Ölmarkt: Nachfrage übersteigt das Angebot, auf lange Sicht Probleme nicht gelöst

Die Internationale Energie-Agentur (IEA) hat heute ihren aktuellsten Monatsbericht veröffentlicht. Glaubt man den Zahlen, haben wir jetzt bereits einen kleinen aber ansehnlichen Überhang bei der Öl-Nachfrage...

FMW-Redaktion

Die Internationale Energie-Agentur (IEA) hat heute ihren aktuellsten Monatsbericht veröffentlicht. Glaubt man den Zahlen, haben wir jetzt bereits einen kleinen aber ansehnlichen Überhang bei der Öl-Nachfrage in Relation zum Angebot. Laut IEA hat die OPEC, die aufgrund ihrer Ankündigung vom 30. November eine Fördermengenkürzung von 1,2 Millionen Barrels pro Tag bis Mai durchführen will, schon im Januar um 1 Million Barrel pro Tag gekürzt auf 32,06 Millionen Barrels pro Tag. Damit habe die OPEC schon einen Großteil ihrer Versprechen eingelöst. Länder wie Saudi-Arabien hätten sogar mehr gekürzt als zunächst versprochen. Das liegt wohl an dem Fakt, den auch die IEA heute anspricht: Denn wo die meisten kürzen, gab es offizielle Ausnahmen. Libyen und Nigeria haben als OPEC-Mitglieder ihre Fördermengen nämlich gesteigert. Die Saudis wollten diesen Anstieg wohl durch eigene Zusatzkürzungen ausgleichen.

Bleibe es auch weiter auf den Level zwischen Nachfrage und Angebot wie im Januar, gebe es einen Abstand von 0,6 Millionen Barrels pro Tag. Glaubt man den IEA-Aussagen, basiert das robuste Nachfragewachstum nicht so sehr auf steigender wirtschaftlicher Aktivität, sondern eher auf dem strengen Winter in Europa, der im 4. Quartal 2016 den Energiebedarf in die Höhe getrieben hat. Abseits davon treiben China und Indien die Nachfrage an. Die Grafik unten zeigt sehr gut das Überschreiten des Nachfrage-Volumens über das Angebot genau jetzt im 1. Quartal, dank des Rückgangs der OPEC-Produktion.

Aber die IEA weist eben auch darauf hin, dass die Länder außerhalb der OPEC, die einer Fördermengenkürzung nicht zugestimmt haben, in 2017 ihre Fördermengen ausbauen werden. Darunter sind Länder wie Kanada, die USA und Brasilien, die jetzt ihre Förderung deutlich steigern werden, so die IEA. Ihr Fördermengen-Wachstum werde in 2017 zusätzliches Angebotsvolumen von 750.000 Barrels pro Tag schaffen. Damit kann man sagen (so möchten wir es anmerken), dass die Kürzung der OPEC von 1,2 Millionen Barrels pro Tag schon zu guten Teilen neutralisiert wird.

Die Kürzungsabsicht von OPEC + Nicht-OPEC von insgesamt 1,8 Millionen Barrels pro Tag ist laut IEA schon jetzt im Volumen von 1,5 Millionen Barrels umgesetzt worden, also fast komplett. Mit 96,4 Millionen Barrels pro Tag lag die weltweite Ölproduktion im Januar 730.000 Barrels pro Tag unter der Menge vor einem Jahr. Die OPEC hat zum ersten Mal seit Anfang 2015 für einen Monatswert in einem Jahresvergleich eine sinkende Fördermenge!

Wenn es keine außergewöhnlichen Wetterphänomene gebe, werde die Nachfrage in 2017 um 1,4 Millionen Barrels pro Tag steigen, so die IEA. Also erstmal für die nächsten Monat ein entspannter Überhang zur Angebotsseite? Falls ja, sollte das dem Ölpreis erstmal helfen bei der Stabilisierung über 50 Dollar. Aber im Mai endet die Kürzungsvereinbarung zwischen den OPEC-Ländern schon wieder. Dann bespricht man in Wien erneut, ob man diese geringeren Mengen beibehält, oder ob jeder wieder die Pumpen zum Glühen bringen kann wie vorher.

Noch eine interessante Zahl, die abseits des kurzfristigen Überhangs bei der Nachfrage für die mittel- und langfristige Betrachtung das strukturelle Problem aufzeigt: Die Öl-Lager sind nach wie vor brechend voll, was man gerade erst vorgestern bei den US-Lagerbeständen sehen konnte. Laut IEA sind die Öl-Lagerbestände der OECD-Staaten zwar fünf Monate am Stück gefallen. Aber Ende 2016 waren sie immer noch 286 Millionen Barrels höher als im 5 Jahres-Durchschnitt!


Öl-Nachfrage in rosa gegen das Angebot in blau. Grafik: IEA
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1 Kommentar

  1. Wieso steigen denn die Lagerbestände (in den USA fast schon wieder auf Allzeithoch), wenn es einen Nachfrageüberhang gibt. Entweder oder, beides geht nicht (es sei denn, die IEA ist mal wieder zu optimistisch.

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