FMW-Redaktion
Der Pessimismus für den Ölpreis wird immer größer – und das ist der ideale Nährboden für einen Short-Suqeeze im Öl, der vermutlich heute schon begonnen hat. Seit dem Selbstmord-Attentat in Istanbul, das angeblich ein junger Syrer verübt haben soll, ist der Ölpreis wieder nach oben- wegen der zunehmenden geopolitischen Unsicherheit. Das passt perfekt zu den immer tieferen Kurszielen, die Banken nun für das schwarze Gold ausrufen.
Nachdem heute schon die RBS einen Ölpreis von 16 Dollar ausgerufen hatte (siehe dazu unseren Artikel „Royal Bank of Scotland warnt: Verkaufen Sie alles!“), legt heute die Standard Chartered Bank nach und prognostiziert in Gestalt ihres Head of Commodity Research, Paul Horsnel, sogar einen bis auf 10 Dollar fallenden Ölpreis, bevor es dann wieder nach oben gehe:
„Given that no fundamental relationship is currently driving the oil market towards any equilibrium, prices are being moved almost entirely by financial flows caused by fluctuations in other asset prices, including the USD and equity markets. We think prices could fall as low as $10/bbl before most of the money managers in the market conceded that matters had gone too far.“
Dazu dann heute noch die Meldung, dass BP weitere 4000 Stellen abbauen werde wegen des massiven Preisverfalls – all das paßt ins über-pessimistische Schema.
Heute aber geht es nun nach oben – seit Istanbul:
Die Long-Quote beim WTI ist so niedrig wie seit fünfeinhalb Jahren nicht mehr – nun dürften viele geradezu in Long-Positionen gezwungen werden. Wir stehen daher mit großer Wahrscheinlichkeit vor einem größeren kurzfristigen Anstieg, der jedoch das übergeordnete Bild – nämlich tiefe Ölpreise – nicht ändern wird, wie der WTI-6-Stundenchart zeigt:
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Auch wenn jetzt mehrere nach unten revidiert wurden, sind die Prognosen der großen Bankhäuser und Investmentfirmen eher gemischt. Ob und wann der Boden beim Ölpreis erreicht ist, weiß keiner. Um die 30$ und vor allem um die 20$ herum liegen jedoch sehr starke, charttechnische Unterstützungen. Auf der Nachfrageseite wiederum scheint die Weltwirtschaft auch in 2016 weiterhin abzusacken, was nicht gerade für einen Ölpreisanstieg spricht. Die Ölförderung läuft nachwievor auf Hochtouren und steigt sogar an, weil Saudi-Arabien in Geldnot ist und die ganzen Fracking Unternehmen ihre Monsterkredite (mitunter viele Junk Bonds) bedienen müssen. Eine echte Trendwende sehe ich da noch nicht, liege aber wie ein Tiger auf der Lauer, um einzusteigen.