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Öl: Dumm gelaufen – ratlose Scheichs vor einer schweren Entscheidung

Wenn man schon kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu: der Irak geht von der Fahne, die Russen wollen doch keine Produktionskürzung - und jetzt haben die Saudis nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera..

FMW-Redaktion

Da hat sich Saudi-Arabien nach langem Zögern doch bereit erklärt zu einer Kürzung der Öl-Produktion – und nun sieht es so aus, als würden den Scheichs die eigenen Truppen davonlaufen! Ok, der Iran ist sowieso nicht im Boot, das war im Grunde von Anfang an klar. Aber dass nun auch der Irak, zweitgrößter Produzent der OPEC, nicht mehr mitmachen will, weil man ja Geld brauche zur Bekämpfung des IS, war ein herber Schlag. Und wenn man schon kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu: jüngste Aussagen aus Russland deuten darauf hin, dass die Russen einer Einfrierung, nicht aber einer Kürzung der Produktion zustimmen würden – Russlands Abgeordneter bei der OPEC, Wladimir Voronkow, sagte gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Interfax, dass Produktionskürzungen „keine Option für uns“ seien.

Das Hichhack um die großspurig angekündigte, nun aber wieder in Frage gestellte Produktionskürzung macht die OPEC in sozialen Medien zum Gespött: so twitterte etwa ein Öl-Analyst, der Name OPEC stehe für „Organization of Producers Exempt from Cuts“ (also etwa „Organisation der Produzenten, die keine Kürzungen vornehmen“).

Damit sind schon einmal vier OPEC-Mitglieder aussen vor: der Iran, Nigeria (das inzwischen die Preise für sein Öl gesenkt hat, weil man dringend Marktanteile braucht, um den Absturz der Wirtschaft auzuhalten), Libyen (das seine Produktion seit August fast verdreifacht hat und mittels westlicher Firmen weiter steigen wird und will) und der Irak Und wenn nun auch die Russen offenkundig nur einer Einfrierung, nicht aber einer Kürzung zustimmen, dann wird es doch recht einsam um die Scheichs aus Saudi-Arabien. Und das erhöht nicht nur den Druck, iegendwie die Russen doch noch ins Boot zu holen, sondern bringt die Saudis auch in eine schwere Zwickmühle: entweder sie beschließen eine Kürzung der Produktion mit den verbliebenen OPEC-Mitgliedern – und schneiden sich damit ins eigene Fleisch, weil die anderen Player am Markt nicht mitmachen. Oder sie weichen den in Algier verkündeten Deal weiter auf bzw. es kommt auf der OPEC-Sitzung am 30.November in Wien zu keiner Einigung – dann ist die Glaubwürdigkeit der OPEC im allgmeinen, und der Saudis im speziellen restlos erschüttert. Die Folge wäre ein Absturz des Ölpreises, weil das positive Szenario einer Kürzung bereits voll eingepreist ist.

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König Salman ibn Abd al-Aziz von Saudi-Arabien. Foto: Gemeinfrei

Man möchte derzeit also nicht unbedingt in der Haut der Saudis stecken. UNd der Ölpreis (WTI, Dezember-Kontrakt) ist schon wieder ziemlich weit von den Euphorie-Hochs nach dem Algier-Treffen entfernt:

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