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Öl ist nur ein anderes Wort für Kredit und Liquidität! Wiederholt sich 2008?

Von Markus Fugmann

Es kracht derzeit gewaltig am amerikanischen High-Yield-Markt, der im Volksmund auch als Markt für „Junk Bonds“ bezeichnet wird. Am Donnerstag hatte der Hochzinsanleihefonds Third Avenue Management bekannt gegeben, dass er keine Anteile mehr zurück nimmt, sprich die werten Investoren derzeit nicht mehr raus können. Nur wenig später folgte Stone Lion Capital, ein Hedgefond, der von zwei Bear Stearns-Veteranen gegründet worden war. Bear Stearns? Da klingelt doch etwas – die Schieflage der Bank bzw. von deren Immobilieninvestements war der Auftakt der Finanzkrise, die dann mit der Pleite von Lehman so richtig ins Rollen gekommen war.

Und dann vor wenigen Minuten die Meldung von Lucidus Capital Partners, einem Hochzinsanleihefonds mit einem Volumen von 900 Millionen Dollar: der Fond gab bekannt, alle seine Positionen verkauft zu haben:

„The fund has exited all investments. We would like to thank our investors and counterparties for their support over the years“, so die beiden CEOs in einem heutigen Statement. Danke und tschüss. Kein beruhigendes Signal für den High-Yield-Markt. Dabei hatten die Probleme von Lucidus Capital Partners im Oktober begonnen, als ein „signifikaner Investor“ sein Geld zurück haben wollte. Offenkundig ist daraufhin Lucidus gezwungen gewesen, die bestehenden Positionen Stück für Stück zu eliminieren – und jetzt ist alles raus, die Mitarbeiter sind entlassen. Danke und tschüss.

Und so machen schon Gerüchte die Runde, dass es im ersten Halbjahr 2016 zu einer massiven Pleitewelle am gesamten High-Yiel-Markt kommen könnte. Gut 25% aller hochspekulativen Anleihen sind mit dem Sektor Öl verbunden, und hier ist es wenig wahrscheinlich, dass es in 2016 keine Pleiten geben wird. Und damit kommt dann eine wohlbekannte Frage ins Spiel: wer hat wieviele Risiken in seinen Büchern? Gemeint sind die Kredit-gebenden Banken in den USA. Genau diese Frage war es, die zum Crash 2008/2009 geführt: wer hat welche Risiken!

Öl ist damit ein Synonym für Kredit geworden. Und für Liquidität. Mit dem kollabierenden Ölpreis sind ganze Staaten in Gefahr pleite zu gehen, als erstes dürfte es Venezuela erwischen. Vielleicht ist ja Öl das, was die Immobilien in den USA und die darauf geschnürten Kreditpakete gewesen sind: der Auslöser für einen Crash. Ein Crash, der aus der Frage entsteht, wer bei der geplatzten Öl-Blase welche Risken in den Büchern hat.

Dabei haben die massiven Probleme am High-Yield-Markt bereits im Sommer 2014 begonnen. Seitdem steigen die Renditen, also die Risikoprämien, kontinuierlich. Der vergangene Freitag war dabei der schwärzeste Tag für die Junk-Bonds seit 2009, also seit den Folgewirkungen der Finanzkrise. Das alles riecht nach einem Déjà-vu, nach einer Wiederholung eines Musters, das wir bereits gesehen haben. Nur ist es diesmal nicht das Betongold, sondern das schwarze Gold, das Auslöser für eine Kettenreaktion sein könnte..



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1 Kommentar

  1. Es wundert mich etwas, daß man sich immer noch in der Überzeugung eines einzigen Auslösers („schwarzer Schwan“) wähnt. Wie wäre es denn mit allen Möglichkeiten auf einmal und nicht sequentielles Dominosteine Umfallen?

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