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Ölpreis: 1 Billionen Dollar hängen in der Luft

Laut einer Analyse von Goldman Sachs sind durch den stark gefallenen Ölpreis derzeit global 1 Billionen Dollar in akuter Verlustgefahr – und dabei ist die amerikanische Shale-Industrie („Fracking“) noch gar nicht mitgerechnet. Goldman Sachs hat die 400 größten Öl- und Gasfelder der Welt, die derzeit in Planung sind, analysiert – und kommt zu dem Ergebnis, dass Investitionen von 930 Milliarden Dollar „in der Luft hängen“, wenn der Ölpreis (Brent) unter 70 Dollar verbleibt.

Und die Perspektiven für einen schnellen Ölpreisansteig sind derzeit nicht wirklich hervorragend. So hatte der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate erst am Sonntag erklärt, dass die OPEC selbst bei einem Fall des Ölpreises auf 40 Dollar nicht die Produktion kürzen würde.
Das kann massive Auswirkungen auch auf geplante Investitionen haben: in 2015 werden Öl- und Gasfirmen die Endentscheidung über 800 neue Projekte fällen mit einem Gesamtvolumen von 500 Milliarden US-Dollar. Selbst wenn der Ölpreis wieder auf 70 Dollar steigen sollte, dürften dann 150 Milliarden Dollar weniger investiert, viele Projekte abgeblasen werden. Bliebe der Ölpreis auf aktuellem Niveau, dürfte die Zahl der wirklich an den Start gebrachten Objekte im nächsten Jahr noch weiter sinken. Die Folge wäre der größte Investitionsstop der letzten Jahrzehnte – mit bislang ungeahnten Folgen für die Weltwirtschaft.

Es drohen vor allem jene Staaten in noch schwerere Turbulenzen zu geraten, die einen hohen Ölpreis brauchen, um ein ausgeglichenes Budget zu erreichen – eine Pleite etwa Venzuelas gilt an den Märkte bereits als weitgehend sicher, wenn sich der Ölpreis nicht zügig erhöht. Aber auch für einige US-Shale-Firmen wird es bald eng: die Renditen (=Risikoprämien) einiger Shale-Firmen, die hochverzinste Unternehmensanleihen begeben haben, sind in den letzten Wochen massiv nach oben geschossen. Das bedeutet, dass in absehbarer Zeit die Kreditaufnahme für Ölförder-Projekte nicht nur in den USA deutlich teurer werden wird, da damit nun höhere Rsiken verbunden sind. Im Endeffekt dürfte das zu einem Rückgang der Ölproduktion auch in den USA und damit mittelfristig wieder zu steigenden Ölpreisen führen.

Während kurzzeitig insbesondere die positiven Effekte vor allem für Länder überwiegen, die Öl importieren müssen, so sind die Risiken für die Weltwirtschaft nicht zu unterschätzen: so könnte der amerikanische High-Yield-Markt crashen – mit der Folge, dass die dadurch ausgelöste Panik mit anschließender Liquiditätsverknappung auch die globale Aktienmärkte in schwere Turbulenzen bringen würden. Der tiefe Ölpreis ist also ein zweischneidiges Schwert: Chance, aber vor allem auch Risiko zugleich. Während aber die Chancen relativ offensichtlich sind, sind die Risiken weit weniger kalkulierbar.



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3 Kommentare

  1. Na und…es wird nicht lange dauern dieser vermeintliche Benzinspass…wobei man ja immer noch den DM-preis im Kopf haben sollte.In diesem Sinne also noch teuer genug aber wen stört das eigentlich ?
    Interessant ist auf jeden Fall zu sehen, wie gegen Abend sich Schlangen vor den Zapfsäulen bilden, weil dann der Tiefststand offensichtlich des Tages erreicht wurde. Wieder 2 Cent „gespart“ und man sieht ja sowieso fast nur noch Karossen vorfahrend…weil die kleinen Leute sich kein Auto mehr leisten können.
    Mit „Sicherheit“ habe ich mich diesbezüglich versehen !

  2. Seit mittlerweile 28 Jahren bin ich selbstständiger Unternehmer im Transportbereich und habe den Preis immer nach oben gehen sehen. Jetzt müsste es eigentlich noch billiger sein, aber das weiss unsere Regierung dank hoher Mehrfachbesteuerung zu verhindern.
    Leider nützt mir der gübstige Sprit nichts wenn mir umherfahrende Mitbewerber aus dem Osteuropäischen Ausland die Preise kaputt machen, da sie kaum Steuern oder sonstige Abgaben bezahlen.

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