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Ölpreis -16% seit OPEC-Entscheidung: Steht eine Shortsqueeze kurz bevor?

Die ersten Marktteilnehmer am Terminmarkt fragen sich, ob wir kurz vor dem Beginn einer Shortsqueeze stehen könnten. Damit ist gemeint, dass der Markt überverkauft ist. Einfach ausgedrückt: Haben alle Bullen...

FMW-Redaktion

Seit der OPEC-Entscheidung am 25. Mai ist der WTI-Ölpreis von 52 Dollar auf heute 43,70 Dollar gefallen, also satte 8,3 Dollar oder 16%. Das ist mal eine Hausnummer. Minus 16% in vier Wochen! Die OPEC hatte nicht nachlegen wollen bei der Höhe der Mengenkürzungen, sondern verlängerte nur die Laufzeit der bestehenden Kürzungen.

Die aktuellen Daten aus den USA zeigen, dass die Fracker immer so weitermachen. In der nun 23. Woche am Stück haben sie die Zahl ihrer aktiven Öl-Bohrstellen erhöht, aktuell um weitere 11 auf 758. Die 23 Wochen nacheinander sind auch die längste Zuwachsphase überhaupt! Das deutet doch eigentlich auf weiter fallende Kurse hin, wenn man davon ausgeht, dass mehr aktive Bohrstellen auch gleichzeitig mit einer gewissen Verzögerung mehr Öl-Förderung bedeuten.

Die jede Woche am Freitag veröffentlichten Daten der US-Börsenaufsicht „CFTC“ geben einen Einblick in die Veränderungen von offenen Positionen bei bestimmten Händlergruppen, wie den Produzenten oder den Spekulanten (vorwiegend Hedgefonds). In den letzten Monaten hatten die Spekulanten mehrmals massiv mit großen Stückzahlen an Terminkontrakten (Futures und Optionen) auf einen steigenden Ölpreis gesetzt, und waren damit brutal gescheitert.

Die jüngsten CFTC-Daten vom letzten Freitag zeigen, dass die Spekulanten nur in einer Woche ihre Wetten auf den steigenden WTI-Ölkontrakt um 31% abgebaut haben. Sie haben also den Kontrakt geshortet um ihre Long-Positionen zu schließen. Und vielleicht haben viele auch gedreht, also doppelt verkauft, um somit short zu gehen. Die Netto Long-Positionen der Spekulanten sind jetzt auf einem 10 Monats-Tief. Sie fielen um 60.556 auf 134.742 Kontrakte.

Die ersten Marktteilnehmer am Terminmarkt fragen sich, ob wir kurz vor dem Beginn einer Shortsqueeze stehen könnten. Damit ist gemeint, dass der Markt überverkauft ist. Einfach ausgedrückt: Haben alle Bullen verkauft, und sind alle Short-Spekulanten short, ist niemand mehr da, der den Kurs noch weiter runterdrücken könnte. Auf einmal fehlt Verkaufsdruck. Viele Trader geraten in Panik, und zügig wollen alle raus aus ihren Shorts, und kaufen. Dadurch kommt es in allen Märkten, die eine Shortsqueeze erleben, zu sprunghaften Anstiegen.

Ob die Shortsqueeze kommt, und wann sie kommt, ist nie genau vorhersehbar. Es geht wie in allen Märkten auch in diesem Fall nur um eine Annahme oder Möglichkeit, dass wir kurz vor einer Shortsqueeze beim Öl stehen, weil die Spekulanten in ihren Positionen so sehr auf Short gedreht sind. Die CFTC-Daten dienen daher oft als guter Kontra-Indikator. Auch der überaus kräftige Absturz des Ölpreises in den letzten vier Wochen könnte mittlerweile dafür sprechen, dass hier mal eine technische Korrektur nach oben angebracht wäre.

Aber vor allem am Ölmarkt muss das nichts heißen. Wie unberechenbar der Ölpreis ist, konnte man in den letzten drei Jahren sehen. Am Markt kursieren sogar Meinungen, dass bei einer Gesamtbetrachtung aller Futures und Optionen für WTI und Brent die Positionen der Spekulanten derzeit so bärisch sind wie seit drei Jahren nicht mehr.

Wenn das stimmen sollte (was wir nicht so einfach nachprüfen können), wäre das ein verdammt starker Kontra-Indikator. Und der würde noch mehr für eine bevorstehende Shortsqueeze sprechen. Aber bitte immer daran denken: Trades auf eigene Gefahr! Öl ist und bleibt unberechenbar. Es kann auch schlicht und einfach sein, dass weitere Trader auf die Short-Welle aufspringen, und der Markt erst mal eine Zeit lang weiter fällt. Denn die Daten der Fracker sorgen weiterhin für Pessimismus im Ölpreis!


Der WTI-Ölpreis seit Dezember 2016. Seit 25. Mai ist er in einem intakten Abwärtstrend.



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