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Portugal: Heute und morgen Schicksalstage

FMW-Redaktion

Für Portugal steht in diesen Tagen viel auf dem Spiel – das Land droht zu einem neuen Griechenland zu werden, wenn die Dinge aus dem Ruder laufen sollten.

Heute muß Portugals Staatspräsident Silva entscheiden, wie es mit dem Land weiter geht. Bei dem heutigen Treffen mit dem geschassten Ministerpräsidenten Coelho von den Konservativen wird Silva ausloten, ob er Coelho mit der Bildung einer Übergangsregierung beauftragen wird – bevor es dann zu Neuwahlen kommt. Das aber würde die Unsicherheit weiter schüren, nachdem die kürzlichen Wahlen bereits nicht wirklich Klarheit gebracht haben. Silva könnte aber auch eine linke Allianz aus Sozialisten, Kommunisten, einem linken Block und Grünen mit der Regierungsbildung beauftragen – aber das sind sehr heterogene Strömungen, die da eine Koalition formen würden. Der Zweifel ist groß, dass diese Koalition lange durchhalten würde.

Morgen dann entscheidet die kanadische Ratingagentur DBRS über das Schicksal Portugals. DBRS ist kürzlich an Finanzinvestoren verkauft worden (darunter Carlyle Group und Warburg Pincus), ihre Ratings gelten als wenig transparent. Seit 2007 wird sie von der EZB offiziell anerkannt – und dieser Tatsache verdankt es Portugal, dass die europäische Notenbank im Rahmen ihres QE überhaupt noch portugiesische Staatsanleihen kaufen kann. Denn alle anderen Ratingagenturen (S&P, Moody´s und Fitch) stufen Portugals Anleihen als nicht mehr „investment grade“ ein. Sollte morgen DBRS Portugal ebenfalls angesichts der politischen Unsicherheit abstufen, könnte die EZB gemäß ihrer Regularien keine Staatsanleihen des Landes mehr kaufen (siehe dazu unseren Artikel „Portugal: Scharfer Abverkauf – jetzt abhängig von einer einzigen Ratingagentur„).

Droht damit ein „Griechenland reloaded“? Sollte die linke Koalition an die Macht kommen, wird das vermutlich die europäischen Aktienmärkte sicher negativ beeinflussen, weil die Linken die Austeritätspolitik rundheraus ablehnen. Die Staatsanleihen Portugals sind seit Tagen unter Druck, ebenso wie der Aktienmarkt in Lissabon, der nach einer kurzen Erholung wieder nach unten geht:

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Ökonomisch jedenfalls geht es dem Land deutlich besser als Griechenland: das BIP wächst derzeit um 1,5%, die Arbeitslosenquote ist von 18% auf dem Hochpunkt der Krise auf iinzsischen 12% gesunken (zumindest die offizielle Quote!). Dabei profitiert Portugal insbesondere von der Erholung Spaniens, dem wichtigsten Handelspartner des Landes. Aber wenn Präsident Silva heute die link Koalition it der Regierungsbildung beauftragen würde, droehen nicht nur dem Land Portugal, sondern Europa wieder turbulente Zeiten – und das würde an den Finanzmärkten sicher nicht spurlos vorbei gehen..



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1 Kommentar

  1. Sollte die Ratingagentur DBRS Portugal ebenfalls abstufen(Achtung etzt kommts),könnte die EZB gemäss ihrer Regularien keine Staatsanleihen Portugals mehr kaufen!Es ist zwar momentan die sogenannte“ närrische Zeit „,jedoch ist mir nicht bekannt,dass die Narren neben dem Römer auch den EZB-Bau gestürmt haben!Wäre ja auch unnötig,da schon dauerhaft von Kollegen besetzt!Die EZB&Regularien…Sachen gibt’s!

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