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Pleitebank HSH verweigert Rettungsplan: Reederei Rickmers insolvent – unausweichliche Bereinigung des Marktes

Die Hamburger Reederei Rickmers (Rickmers Holding AG) hat bekannt gegeben Insolvenz anmelden zu müssen. Wie man in einer Mitteilung veröffentlichte, sei man dazu de facto gezwungen gewesen. Denn der ausgearbeitete...

FMW-Redaktion

Die Hamburger Reederei Rickmers (Rickmers Holding AG) hat bekannt gegeben Insolvenz anmelden zu müssen. Wie man in einer Mitteilung veröffentlichte, sei man dazu de facto gezwungen gewesen. Denn der ausgearbeitete Rettungsplan sei vom Hauptgläubiger, der ebenfalls maroden HSH Nordbank, ohne Chance auf weitere Verhandlungen abgelehnt worden.

Die Ablehnung der HSH kam laut Rickmers „sehr überraschend und ohne weitere Verhandlungsbereitschaft“. Die Details des Rettungsplans sind extrem komplex, und es wäre müßig darüber jetzt erneut im Detail zu sprechen. Letztlich ging es darum im Rahmen eines Sanierungskonzepts für die Gläubiger der Reederei durch einen fortgesetzten Geschäftsbetrieb mehr Geld rauszuholen, als man durch die Liquidierung der Firma erhalten könnte. Rickmers schrieb, dass man selbst alle erforderlichen Schritte für das vereinbarte Sanierungskonzept unternommen habe.

Sozusagen nochmal ein letzter Seitenhieb gegen die Bank, der man damit vermeintlich die Schuld für die jetzige Insolvenz in die Schuhe schieben will. Wie groß die Summe ist, die vorrangige Gläubiger wie die HSH verlieren werden, ist noch völlig offen. Auch gibt es nachrangige Anleihegläubiger, die wohl weitestgehend leer ausgehen werden. Sie hatten Anleihen der Reederei mit hohen Zinskupons gekauft, und müssen jetzt (so bitter es ist) das hohe Risiko in Form von extrem hohen Verlusten in letzter Konsequenz tragen.

Laut HSH sei das Konzept von Rickmers betriebswirtschaftlich nicht tragfähig gewesen. Im Klartext: Man erwartete wohl durch ein Fortbestehen der Firma nicht mehr Geld für die Bank als im Fall der jetzigen Insolvenz. Rickmers hatte 2000 Mitarbeiter und war mit 114 Schiffen eine große Nummer auf den Weltmeeren. Man trat aber öffentlich nicht auf, da man keine Reederei mit aktiven Betrieb ist, sondern die Schiffe lediglich weiter vermietet an aktiv tätige Linienreedereien. Zuletzt machte man einen Jahresverlust von 341 Millionen Euro.

Die größte koreanische Reederei Hanjin ging jüngst schon pleite, jetzt die Vermietungs-Reedrei Rickmers. Andere retten sich durch Käufe und Fusionen. Die Nummer 1 Maersk wächst immer weiter. Gerade erst hat man die zweite große deutsche Linienreederei Hamburg-Süd geschluckt. Hapag-Lloyd als größte deutsche Reederei hat gerade erst die Fusion mit der arabischen Linienreederei UASC abgeschlossen, und tritt damit aktiv die Flucht nach vorne an. Damit kann man im Spiel der Großen dabei bleiben.

Es ist eine notwendige und unausweichliche Marktbreinigung durch Pleiten, Käufe und Fusionen bei den Anbietern. Wir haben aber schon mehrmals über ein Problem geschrieben. Ob es auch eine Marktbereinigung bei der Anzahl der Schiffe ist, darf mehr als bezweifelt werden. Durch die Hanjin-Pleite verschwanden deren Schiffe nicht vom Markt, sondern wechselten lediglich den Betreiber. Die Schiffe von Rickmers werden wohl letztlich auch nur den Eigentümer wechseln. Entscheidend wird wohl sein, dass gerade die großen fünf Linien-Reedereien auch im Eigeninteresse begreifen müssen, dass man beim Bau neuer gigantischer Containerschiffe erstmal eine jahrelange Pause einlegen muss.

Dann können alte Schiffe nach und nach vom Markt genommen werden, und die Überkapazitäten beim Transportvolumen können sich der Nachfrage anpassen. Dann steigen die Frachtraten, und man kommt wieder zu einem vernünftigen Wirtschaften. Aber das müssen Maersk und Co erst noch richtig kapieren. Dann folgt die nächste Lawine, die bereits begonnen hat. Gerade Großwerften in Korea spüren bereits den Druck der nachlassenden Nachfrage und müssen massiv schrumpfen. Aber wenn die Großen erst mal eine richtige Pause einlegen sollten beim Bestellen neuer Schiffe, dürften in Korea, Japan und China diverse Werften den Bach runtergehen.


Beispielbild für Containerschiffe. Foto: NOAA – California Publication of the National Oceanic & Atmospheric Administration (NOAA), USA / Gemeinfrei



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