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Risikoaufschlag für türkische Lira und Anleihen

FMW-Redaktion

Der ehemalige türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu war für die internationalen Kapitalmärkte ganz eindeutig der beruhigende und brückenschlagende Faktor neben Präsident Erdogan. So kann man die aktuellen Kursentwicklungen am Kapitalmarkt deuten. Dieser Chart von US-Dollar vs Türkische Lira (USDTRY) zeigt einen eindeutigen Dollar-Anstieg (Lira-Abwertung) seit dem Aufkommen der ersten Gerüchte Davutoglu könnte zurücktreten. Seitdem geht es steil bergauf für USDTRY von 2,80 auf 2,97 aktuell.

USDTRY
USDTRY seit Mitte April.

Die Abwertung der Lira zeigt das Misstrauen, dass ohne Davutoglu als ruhenden Gegenpol zu Erdogan sich die Türkei noch weiter vom Westen entfernt. Die Befürchtung der Anleger ist wohl, dass nach einer immer weiter fortschreitenden politischen Abspaltung von den westlichen Partnern auch ein wirtschaftlicher Niedergang für die Türkei folgen könnte. Ob dieses Szenario wirklich so eintritt, ist ungewiss.

Die Märkte jedenfalls versuchen diese Ungewissheit einzupreisen, und zwar nicht nur über den Devisenkurs zur hauptsächlich gehandelten Gegenwährung US-Dollar, sondern auch am Anleihemarkt. Von Bond-Tradern aus London kann man vermehrt hören, dass türkische Anleihen abgestoßen werden – vom „Davutoglu Sell Off“ ist seit einer Woche die Rede. Hoher Verkaufsdruck endet natürlich wie bei allen börslich gehandelten Märkten in fallenden Kursen – so stieg die Rendite für türkische 10jährige seit den ersten Davutoglu-Gerüchten bis heute um mehr als 0,75% auf über 10% an. Wer also jetzt in türkische Papiere investiert, erhält für sein höheres Ausfallrisiko mehr Rendite – der logische Risikoaufschlag.

Kurzfristig und wohl auch mittelfristig scheint ein konkretes höheres Ausfallrisiko nicht greifbar zu sein, aber die Anleihe- und Devisentrader preisen alle Szenarien blitzschnell in die Kurse ein.



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