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Saudi-Arabien: Alle sind glücklich mit dem gigantischen Haushaltsloch, weil…

FMW-Redaktion

Die Reaktion der internationalen Fachpresse auf das gestern verkündete Haushaltsloch in Saudi-Arabien für 2015 und 2016 ist für „Experten“ als normal anzusehen. Schaut man sich die Zahlen mit nüchternem Sachverstand an, kann man nur den Kopf schütteln und sich fragen, warum sich niemand aufregt. Eine Ergänzung zu unserem gestrigen Artikel…

Wir hatten gestern von einem Haushaltsloch von nahezu 40% in Saudi-Arabien berichtet. Hierzu möchten wir betonen, dass wir uns hierbei auf den Haushalt selbst beziehen. D.h. wir setzen die Einnahmen des Staates in Relation zu seinen Ausgaben. Die Differenz sehen wir als Haushaltsloch an und setzen es in Relation zu den Ausgaben, also dem „Budget“ oder „Haushalt“. Hierdurch kommen wir auf fast 40% Defizit. Denn das ist ja die in der Realität entscheidende Größe. Um einfache Zahlen zu verwenden: Ein Staat gibt 1.000 Euro aus, nimmt aber nur 600 Euro ein. Er muss also 400 Euro irgendwoher beschaffen, über Kredite, höhere Steuereinnahmen, oder er muss bestehende Vermögensreserven angreifen, was Saudi-Arabien gerade tut. Bei dieser nach unserer Meinung realistischen Herangehensweise sieht man ganz klar das drastische Missverhältnis in Saudi-Arabien, was in Windeseile die Reserven auffrisst und in den Ruin führt, wenn man nichts ändert.

Aber die weltweiten „Experten“ haben sich schon lange darauf geeinigt beim Haushaltsdefizit davon zu sprechen, dass man das Haushaltsloch als Geldbetrag in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Geldbetrag setzt und daraus eine Prozentzahl ableitet. Denn das BIP einer Volkswirtschaft ist ja immer deutlich größer als das Budget eines Staats, so fällt das prozentuale Defizit natürlich immer gleich viel kleiner aus.

Und so kommt es, dass gestern die „Fachwelt“ hocherfreut war, dass in Saudi-Arabien das Defizit für 2015 nur mit 15% beziffert wurde, wo man doch fast 20% erwartet hatte seitens des IWF. Toll, super, alles in Ordnung also! Klingt doch besser als 40%. Ach ja, genau so schummelt Europa ja auch. Das Maastricht-Kriterium der 3% Defizitgrenze basiert ja auch auf der Relation zum BIP, und nicht zum den tatsächlichen Staatsausgaben!



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