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Schärfere Bankenregulierung: Butterweicher „Kompromiss“ zur Stützung europäischer Banken?

Vor Kurzem trafen sich die weltweit wichtigen Bankenregulierer im sogenannten "Baseler Ausschuss" zu einem entscheidenden Meeting in Santiago de Chile. Bisher gab es nach dem Meeting keine...

FMW-Redaktion

Danach sieht es derzeit aus. Vor Kurzem trafen sich die weltweit wichtigen Bankenregulierer im sogenannten „Baseler Ausschuss“ zu einem entscheidenden Meeting in Santiago de Chile. Bisher gab es nach dem Meeting keine offizielle Verlautbarung, wie genau die Banken auf noch schärfere Eigenkapitalregeln getrimmt werden sollen. Erstaunlicherweise drangen vor allem die immer als böse Inbrunst des Kapitalismus betrachteten USA auf schärfere Regeln.

Hingegen drängte zu aller erst das „gute Deutschland“ darauf möglichst ganz auf schärfere Bankenregeln zu verzichten. Wohl zu aller erst denkt man dabei an vielleicht wacklige Banken wie unsere beiden Großen CoBa + Deutsche wie auch an den gesamten europäischen Bankensektor, der gerade jetzt in einer kritischen Phase nach der Finanzkrise nichts mehr braucht als eine Verschärfung von Eigenkapitalregeln (siehe Italien). Man will Ruhe haben, man will Zeit erkaufen.

Wir hatten darüber schon vor einigen Tagen geschrieben, und vermutet die deutschen Teilnehmer (Bundesbank + Finanzministerium) würden bewusst eine Einigung bis Januar hinauszögern, in der Hoffnung der kapitalmarktfreundliche Donald Trump würde die US-Linie der deutschen Sichtweise anpassen. Aber wie man aktuell aus Finanzkreisen hört (noch keine gesicherten Erkenntnisse), arbeiten die Teilnehmer der Chile-Konferenz an einem Ergebnistext für die neue Bankenregulierung, die angeblich folgendermaßen aussehen soll.

Auf der einen Seite forderten die USA eine weiterhin öffentlich festgelegte Eigenkapitalunterlegung der Banken. Deutschland forderte, dass die Banken in Eigenregie ihre Risiken bewerten und festlegen können (wie lustig). Nun wohl die Einigung in Form eines butterweichen Kompromisses, der in der Praxis wohl nur mit sehr viel Bürokratieaufwand nachzuprüfen sein wird. Banken soll es weiter erlaubt sein anhand ihrer „internen Rechenmodelle“ ihren Eigenkapitalbedarf selbst zu kalkulieren. Dann muss die jeweilige Bank aber anscheinend deutlich mehr als 50% der Eigenmittel bereit stellen, die sie gemäß Standardansätzen vorhalten müsste. Also eine Lösung zwischen beiden Forderungen, ein Treffen auf halber Strecke. Doch wer will das in der Realität noch kontrollieren?

Und falls die europäische Bankenaufsicht da zukünftig genau hinguckt: Man müsste sich in unendlich vielen Einzelfällen mit den Banken streiten, welche Kredite nun mit wie viel Eigenkapital belegt werden müssten. So eine schwammige Regelung kommt den Europäern gerade recht, die offenbar sogar an einen Boykott einer Basel-Einigung dachten. Deutsche Banken dürften sich wegen der wohl zukünftig schwammigen Regelungen gerade bezüglich ihrer Schiffskredite besonders freuen. Hier kann, so hat es den Anschein, auch in den nächsten Jahren ohne eindeutige Verschärfung gearbeitet werden. Denn gerade deutsche Banken halten einen großen Anteil der weltweit ausstehenden Schiffskredite, die in den nächsten Jahren mehr und mehr notleidend werden (siehe aktuell HSH Nordbank). Jetzt mehr Eigenkapital hinterlegen zu müssen anhand knallharter Parameter, das wäre eine Katastrophe für den deutschen Bankensektor (vorsichtig ausgedrückt).

Deutschland soll sich angeblich mit Ausnahmen für Immobilienkredite durchgesetzt haben, was vernünftig zu sein scheint. Denn in der Tat sind die Immobilienfinanzierungen gerade in Deutschland grundsolide aufgestellt. Genauere Infos hierzu drangen noch nicht durch. Ein offizielles Statement vom Basel-Ausschuss soll wohl am oder nach dem 8. Januar erfolgen.



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