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Schweizer Franken: Fortlaufende Intervention der SNB für einen schwachen Franken?

FMW-Redaktion

Der Schweizer Franken wertet gemächlich, aber kontinuierlich immer weiter ab, obwohl viele Marktbeobachter dieses aktuelle Niveau von 1,11 eher nicht für gerechtfertigt halten. Durch den „normalen“ Sog Richtung Schweizer Franken, wenn weltweit Unsicherheit herrscht, müsste das Währungspaar EURCHF eigentlich tiefer stehen.

Statt der starren Einfrierung des EURCHF-Kurses bei 1,20, was nur mit gigantischem Gelddrucken und ständigen Franken-Verkäufen möglich war, ging die SNB auf eine flexible Beeinflussung des Franken-Kurses im laufenden Handel über. Und diese flexible Intervention, die man kaum wahrnehmen kann, scheint auch jetzt stattzufinden. Der überwiegende Teil des Währungshandels findet im Interbankenmarkt statt, also größtenteils elektronisch zwischen Banken. Für Außenstehende ist es fast unmöglich festzustellen, ob oder in welchem Umfang die SNB aktuell Franken verkauft um den Kurs zu schwächen (steigender Euro).

Aber man kann Aussagen von Menschen interpretieren. Gestern sagte SNB-Chef Thomas Jordan am Rande einer Veranstaltung in Genf der Franken sei gegenüber der Hauptexportwährung Euro immer noch überbewertet. Auch die Geldpolitik seiner SNB und ihre Bereitschaft gegen die eigene Währung zu intervenieren, habe gewirkt. Ob die SNB konkret in den vergangenen Tagen interveniert habe, wollte er nicht bestätigen – er sagte aber, dass man weiterhin zu Eingriffen bereit sei um den Franken zu schwächen. Auf deutsch gesagt: Ja, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit steckt u.a. die SNB zu guten Teilen hinter der aktuellen Franken-Schwäche! Würde die SNB aktuell nicht intervenieren, hätte Jordan auf die Fragen zur möglichen Intervention ja einfach nur NEIN sagen müssen. Auch diverse Banken wie BBVA und Rabo gehen davon aus, dass der aktuell schwache Franken auf die Intervention der SNB zurückzuführen ist. Denn möglich ist, dass die SNB jetzt schon einmal „vorbauen“ möchte für mögliche weitere Maßnahmen der EZB (QE etc), die den Euro in den nächsten Monaten weiter schwächen könnten. Daher schwächt man vorher lieber schon mal seine eigene Währung gegen den Euro. Wie nennt man sowas nochmal? Währungskrieg?

Wenn man also davon ausgeht, dass die SNB in den letzten Wochen und Monaten tatsächlich interveniert hat, und wenn man aufgrund von Jordan´s Aussagen davon ausgeht, dass sie es auch weiterhin tun wird, könnte EURCHF weiter ansteigen (Franken-Abwertung). Bis jetzt hat der Franken in den letzten 12 Monaten mehr als die Hälfte seiner Aufwertung (fallender EURCHF), die in wenigen Minuten am 15.01.2015 geschah, wieder aufgeholt.

Euro Schweizer Franken
Der Euro vs. Schweizer Franken seit Anfang 2014. Nicht zu übersehen der Einbruch am 15.01.2015 ausgelöst durch das Aufheben der 1,20 Schwelle seitens der SNB.



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