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Schweizer Notenbank mit größtem Jahresverlust der Geschichte – und reinste Zufälle..

FMW-Redaktion

Es muß den Notenbankern in Bern klar gewesen sein, dass es eine verlustreiche Entscheidung ist: am 15.Januar hatte die SNB den 1,20er-Mindestkurs zum Euro aufgegeben und damit einen Tsunami an den Finanzmärkten ausgelöst. Der Franken schoß darauf hin durch die Decke, vor allem zum Euro, aber eben auch zum US-Dollar – und das hat sich naturgemäß in der Bilanz der Notenbank, die vor allem Euros, aber auch Dollars als Fremwährungsreserven hält, negativ bemerkbar gemacht. Denn diese waren dann gegenüber dem heimischen Franken weniger wert, was für die Notenbank bilanziell einen Verlust bedeutet.

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Das Direktorium der Schweizer Nationalbank.
Foto: Schweizer Nationalbank

Nach einer vörläufigen Schätzung, die die SNB heute Morgen bekannt gab, beträgt der Jahresverlust nun 23 Milliarden Franken – und damit erleidet die SNB den größten Verlust seit ihrer Gründung im Jahr 1907. Dabei machen die Fremdwährungspositionen mit einem Minus von 20 Milliarden Franken den Löwenanteil aus, aber auch die Goldbestände der SNB schlugen mit einem Minus von vier Milliarden Franken negativ zu Buche. Franken-Positionen hingegen brachten einen Gewinn von einer Milliarde Franken – ein kleines Trostpflaster, zumal nach nach dem ersten Halbjahr 2015 der Verlust der Notenbank noch bei 50,1 Milliarden Franken gelegen hatte. Die SNB hat also ca. 27 Milliarden Franken im zweiten Halbjahr gewonnen – eben weil der Franken wieder abwertete und damit die Währungsreserven bilanziell sich positiv auswirkten.

Trotz des Verlustes will die SNB übrigens ihren Eigentümern – also den Kantonen und dem Bund – für das Jahr 2015 eine Dividende auszahlen, 15 Franken pro Aktie. Dazu dann noch eine „ordentliche Ausschüttung“ von einer Milliarde Franken. Weil Ordnung muß sein in der Schweiz.

Wie wir in unserem Artikel „Schweizer Franken 1,20-Skandal: Neue brisante Hintergründe“ ausgeführt hatten, waren namentlich nicht genannte Banken zur Stützung des Mindestkurses von 1,20 Euro-Franken beauftragt worden. Als diese Stützung nun wegfiel, mussten diese Banken also möglichst zeitnah informiert werden, dass sie den Mindestkurs nicht mehr stützen sollten. Diese zur Stützung beauftragten Banken saßen also sehr nahe an der Quelle (also der SNB). Und wie es der Zufall so will, verbuchte etwa die UBS einen gigantischen Gewinn im ersten Quartal 2015 im Währungsgeschäft, also im Zeitraum der Aufhebung des Mindestkurses. Aber das ist, man kann es gar nicht überbetonen, natürlich reinster Zufall gewesen – und ein Paradebeispiel dafür, dass Geld an den Finanzmärkten nicht einfach verschwindet, sondern nur die Taschen wechselt..



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