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So deprimierend geht es der Schiffs-Branche!

FMW-Redaktion

Es sieht nicht gut aus für die Schiffs-Branche. Und es scheint noch schlimmer zu kommen, als es ohnehin schon ist. Hier einige Fakten zur Lage:

1. Seit dem Jahr 2008 hat sich die Zahl der sogennannten „Capesizes“, also der größten Schiffe für den Transport von Rohstoffen, verdoppelt. Der Grund: viele Schiffs-Firmen bestellten zwischen 2005 und 2010 massenhaft Schiffe, in der Annahme, dass China ewig mit Wachstumsraten von 10% wachsen würde. Es kam bekanntlich anders. Anfang 2015 war dann ein Rekordwert von 1655 „Capesizes“ auf dem Markt, während im selben Jahr China das langsamste Wachstum seit 25 Jahren zeitigte (wenn man den Angaben Chinas Glauben schenkt, was das BIP betrifft). Die Folge: ein gnadenloser Konkurrenz-Kampf um Marktanteile.

2. Erstmals seit Aufzeichnung der Daten, also seit dem Jahr 1990, werden die globalen Transporte der für die Schifffahrt so wichtigen Rohstoffe Kohle und Eisenerz das zweite Jahr in Folge rückläufig sein. Die massive Anzahl der Schiffe konkurriert also um immer weniger Ladung.

3. Die logische Folge: die Preise purzeln auf allen Fronten. Praktisch seit Jahrsbeginn vergeht kaum ein Tag, an dem nicht neue Allzeittiefs bei den Mietpreisen für diese „Capesizes“ zu verzeichnen sind. Dabei decken die aktuellen Preise nicht einmal ein Drittel der Kosten für die Crew dieser Schiffe. Derzeit fahren die Schiffseigner daher einen Verlust von 14.000 Dollar pro Schiff pro Tag ein, wenn man Finanzierungskosten und andere operative Kosten mit einrechnet.

4. Wer derart Verluste einfährt, dürfte bestrebt sein, seine Schiffe zu verkaufen. Aber da gibt es ein Problem: die Preise für die Schiffe (also für Capesizes), sind im freien Fall. Ein Schiff, das im Jahr 2014 noch 65 Millionen Dollar kostete, erzielt derzeit nur noch einen Preis von 35 Millionen Dollar. Die Preise haben sich also innerhalb von nicht einmal zwei Jahren fast halbiert! Viele Schiffseigner aber haben Kredite zur Finanzierung ihrer Schiffe aufgenommen – und die Banken werden nun verständlicherweise sehr nervös.

5. Die fünf weltgrößten, börsengehandelten Schiffseigner haben in den letzten sechs Monaten 1,3 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung verloren. Einzige Ausnahme: die Taiwan Wisdom Marine Lines Co., die zuvor energiepsparende Schiffe aus japanischer Produktion gekauft hatte. Daher handeln die Aktien dieses Unternehmens als einzige Ausnahme nicht schlechter als der MSCI All Country World Index.

6. Was wäre die Lösung? Ganz einfach: Verschrottung der Überkapazitäten. Im letzten Jahr wurden 65 dieser Capesizes verschrottet. Es müßten jedoch ca. 340 weitere Schiffe verschrottet werden, damit die Preise wieder steigen könnten. Aber dass das passiert, ist mehr als unwahrscheinlich – und daher dürfte der Preisverfall weiter gehen..



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