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So steht es aktuell um den Brexit

FMW-Redaktion

Am 23. Juni ist Brexit-Tag in Großbritannien – hier ein Überblick zum aktuellsten Stand. Die jüngste Umfrage der Agentur ICM zeigt einen knappen Vorsprung der Brexit-Befürworter von 45 zu 44%. 11% der Befragten waren noch unentschlossen. Ein Index der FT, der einen Durchschnitt aller vorhandenen Umfragen bildet, zeigt einen 46 zu 43%-Vorsprung für die Brexit-Gegner. Wettbüros in UK (dort kann man ja auf alles wetten) zeigen auch einen leichten Vorsprung für die Brexit-Gegner.

Heiß diskutiert, völlig unklar aber hochinteressant ist das Thema, wie sich der Brexit denn auf UK´s Wirtschaft und Bürger auswirken würde. Brexit-Gegner von höchster Stelle rechneten jüngst dem Bürger vor, um wie viele hunderte Pfund pro Jahr ihr Einkommen absinken werde bei einem Austritt aus der EU – erstaunlich meinen wir, wie man so was makroökonomisch überhaupt errechnen kann. Deswegen gehen wir da gar nicht weiter ins Detail. Wir meinen nämlich so was lässt sich nicht berechnen.

Aktuelle Umfragen unter britischen Arbeitgebern zeigen: Bisher haben 85% von ihnen sich bei Neueinstellungen nicht von einem möglichen Brexit beeinflussen lassen – aber 50% sagen ein Brexit könnte Arbeitsplätze gefährden, und 55% meinen ausländische Investitionen in UK könnten zurückgehen. Abgesehen davon zeigen Wirtschaftsdaten ein zurückhaltenderes Bild. Das BIP war im 1. Quartal um nur 0,4% gewachsen, wo man allgemein mit mehr gerechnet hatte. Analysten wie z.B. die von HSBC erwarten für das aktuelle Quartal nur +0,1%, weil sich die Wirtschaft mit Investitionen vor der Brexit-Abstimmung stark zurückhalte.

UK BIP Brexit

Der Einkaufsmanager-Index (PMI) für Dienstleistungen, der gestern vermeldet wurde, kam mit 52 deutlich schwächer rein als erwartet, und steht damit so tief wie seit drei Jahren nicht mehr. Viele Analysten glauben, dass sich die Abstimmung ganz real auf das Verhalten von Einkaufsmanagern, Produzenten und Arbeitgebern niederschlägt. Belegen lässt sich das nicht, aber der PMI ist ein Indiz dafür, weil man genau wie beim BIP eigentlich von einer viel stärkeren Konjunktur in UK ausgegangen war.

Wir erinnern uns. Vor Kurzem riet Big Brother Barack Obama seinen kleinen britischen Freunden energisch dazu doch bitte „die richtige Entscheidung“ zu treffen, nämlich für einen Verbleib in der EU zu stimmen. Dies wurde in UK mit Empörung aufgenommen als Bevormundung – jetzt ganz aktuell äußert sich Donald Trump Pro Brexit. Vor allem die EU sei schuld an den vielen Flüchtlingen, die nach Europa strömen – „die Briten wären ohne EU besser dran“, so Trump. Er sagte aber auch das seine keine Wahlempfehlung, sondern lediglich sein persönliches Gefühl.

Die gestern durchgeführten Kommunalwahlen in UK lassen, so finden wir, kein klares Bild für oder gegen den Brexit erkennen. Labour hat verloren, aber nicht so stark wie befürchtet. Interessant ist, dass anscheinend Labour-Wähler zur extrem EU-ablehnenden UKIP gewechselt sind (woher kennt man das Phänomen?). UKIP kann wohl erstmals auch in Wales ins Parlament einziehen – daher ließ UKIP-Chef Nigel Farage verlauten dies sei ein Durchbruch für seine Partei. Naja…

Der Devisenmarkt scheint sich jedenfalls ziemlich sicher zu sein, dass der Brexit schädlich für UK wäre. Der Euro hat seit November 2015 bis jetzt gegen das Pfund kräftig aufgewertet von 0,70 auf 0,79.

EURGBP Brexit



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