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So wirkt sich die EZB-Politik in Kürze auf die Sparkassen-Kunden aus (da war doch noch was…)

FMW-Redaktion

Die Sparkassen werden auf breiter Front wohl ihre Kontogebühren erhöhen, so darf man die Worte des Verbandschefs Georg Fahrenschon verstehen. Er präsentierte heute die Jahreszahlen der Sparkassen für 2015 und zeichnete, um auf den Verursacher des Übels zu sprechen zu kommen, ein verheerendes Bild der EZB-Entscheidung vom letzten Donnerstag. Zitat aus dem offiziellen Text:

„Der DSGV-Präsident kritisierte bei der Pressekonferenz erneut die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Diese sei falsch, gefährlich und nutzlos, weil keinerlei positive Effekte mehr erkennbar seien. Sie führe vielmehr zu einer sorglosen Risikopolitik im Markt und habe für die Vermögenssubstanz von Privaten und Institutionen langfristig eine verheerende Wirkung. „Der vergangene Donnerstag war ein schwarzer Tag für die Vermögenslage der Deutschen und für eine nachhaltige Finanzpolitik insgesamt.“

DSGV Georg Fahrenschon EZB-Politik
DSGV-Präsident Georg Fahrenschon. Foto: Deutscher Sparkassen- und Giroverband

Wer folgenden offiziellen Text liest, erkennt ganz genau die Ankündigung einer Gebührenerhöhungswelle bei den Sparkassen:

„Die Zinspolitik der EZB wird die Sparkassen nach Einschätzung von Fahrenschon in den nächsten Jahren unternehmerisch in höchstem Maße fordern. Die Institute müssten deshalb weiter an der Ertragslage arbeiten und vor allem die Provisionsergebnisse forcieren. Zu einer unternehmerischen Antwort gehörten aber auch eine verursachungsgerechtere Bepreisung von Leistungen und deutliche Kosteneinsparungen, auch beim Personal. Bereits 2015 wurden bei den Sparkassen 6.427 freigewordene Stellen nicht wieder besetzt. Dieser Trend wird sich in einer sozialverträglichen Gestaltung fortsetzen.“

So schön liest sich das offiziell, „verursachungsgerechtere Bepreisung von Leistungen“. Denn bisher hatten ja in der Tat die Zinsüberschüsse der Banken resultierend aus der Spanne von Sparbuchzinsen und Kretizinsen dafür gesorgt, dass Banken und Sparkassen gut verdienten – mit diesem Geld konnten sie de facto das teure und personalintensive Filialgeschäft bezahlen – mit Mini-Kontogebühren war das bisher nie abzudecken. Das wird sich jetzt ändern – nicht nur Kontogebühren, vermutlich wird man auch Gebühren für viele andere Bereiche anheben? Depotgebühren? Sondergebühren bei Rückbuchungen? Die Möglichkeiten sind vielfältig – am Ende zahlt aber auf jeden Fall der Kunde!

In seiner Rede sagte Fahrenschon Quersubventionierungen durch Zinsüberschüsse seien nicht mehr möglich. Logisch, denn die gibt es ja nicht mehr. Die Zeit von kostenlosen Girokonten sei vorbei. Alle Marktteilnehmer müssten angesichts der falschen Zinspolitik neue Ertragsquellen erschließen. Auch würden die Sparkassen in Zukunft den Personalabbau forcieren, in dem man vor allem frei werdende Stellen nicht neu besetze. Die Negativzinsen der EZB wollten die Sparkassen aber auf keinen Fall an den Sparer weiterreichen. Zitat „Das wollen wir sicherstellen“. (Niemand hat die Absicht Negativzinsen für Sparbücher einzuführen?) Immerhin sagte er ehrlicherweise „wir wollen“. Also kann er später immer noch sagen er hat es versucht, aber es ging nun mal nicht anders, er musste sie doch einführen. Noch ist das Zukunftsmusik, klar, und noch relativ unrealistisch, aber einzelne Banken verlangen von Firmenkunden bereits Negativzinsen für Einlagen. Also, die Einschüsse kommen näher!

Man muss dazu sagen: Fahrenschon ist Präsident des „Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes“ (DSGV). Er ist also Verbandspräsident, hat aber auf die Gebührengestaltung der einzelnen Sparkassen keinen Einfluss, denn die sind ja alle eigenständig. Seine Äußerung spiegelt aber die Gesamtlage der Sparkassen wieder und zeigt den Weg auf, den vor allem die kleinen und kapitalschwachen Sparkassen gehen werden. Studenten und Schüler zahlen wohl bald auch Kontogebühren, und die normalen Kunden dürften wohl bald mehr zahlen als ohnehin schon. Etwas Positives hat es ja auch: Endlich wird die EZB-Politik für den einzelnen Sparkassen-Kunden mal so richtig greifbar und erlebbar – bisher waren die Entscheidungen von Mario Draghi ja immer so weit weg. Jetzt kann der Sparkassenmitarbeiter am Schalter sagen: Hier, diese Gebührenerhöhung resultiert direkt aus der EZB-Politik!

Aber halt, da war doch noch was… ja, es ist mehr als nachvollziehbar, dass gerade kleine Sparkassen zunehmend in arge Bedrängnis geraten durch die EZB-Politik. Und ja, es ist auch nachvollziehbar, dass sie deswegen wohl Gebühren erhöhen müssen, Filialen schließen uvm. Aber da hatte DSGV-Präsident Georg Fahrenschon doch noch was verkündet? Wir zitieren:

„Die deutschen Sparkassen haben im vergangenen Jahr 6,2 Milliarden Euro erwirtschaftet und damit ihre Vermögenssubstanz deutlich ausgeweitet. Die Sparkassen konnten 2015 den um 154 Mio. Euro gesunkenen Zinsüberschuss durch die um 336 Mio. Euro gestiegenen Provisionsüberschüsse mehr als kompensieren. Die Sparkassen erzielten ein Vorsteuerergebnis von 4,6 Milliarden Euro. Davon wurden 2,6 Milliarden Euro an Ertragsteuern gezahlt. „Die Sparkassen bleiben damit einer der größten und verlässlichsten Steuerzahler in Deutschland“, so Fahrenschon. Der Jahresüberschuss liegt bei 2,0 Mrd. Euro. Die Kernkapitalquote stieg um 0,3 Prozentpunkte auf 14,8 Prozent.“

? … ? Könnten die Sparkassen dann nicht solidarisch innerhalb ihrer Gruppe eine Art „Länderfinanzausgleich“ für die kleinen schwächsten Familienmitglieder veranstalten, damit die Kunden keine Gebührenerhöhungen hinnehmen müssen? Denn immerhin handeln die allermeisten Sparkassen tatsächlich im öffentlichen Auftrag ihrer Kommunen! Ja ist klar, einfach gesagt von außen. Ist ja auch nur ein Vorschlag, denn Geld scheint ja irgendwie da zu sein!



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3 Kommentare

  1. Ja nee is klar,einfach gesagt von aussen.Ist ja auch nur ein Vorschlag,denn Geld scheint ja irgendwie da zu sein!Einspruch Euer Ehren!Nie war so viel Geld da,wie heute!Allerdings war es auch noch nie sowenig wert,zumindest in der Auffassung der Menschen!Dem gemeinen Bürger wird eine,ihm bisher unbekannte Welt,eröffnet.Während er bis jetzt fälschlicherweise gedacht hat,dass Geld etwas wert ist,wird ihm nun offenbart,dass Geld lediglich ein Zahlungsmittel darstellt!Ähnlich dem Horten von Benzin,was bekanntlich wegdiffundiert,verhält es sich mit Geld!Nach geraumer Zeit ist es nichts mehr wert,vor allem,wenn dem Duce die weginflationierung der Schulden seiner geliebten Knoblauchstaaten gelingt!Dem werden wir uns wohl beugen müssen,da wir ja eine „alternativlose Regierung“haben!Merkel go Home(zu deinem Führungsoffizier Barack)und lass uns wieder selbständig handeln.Wer könnte uns deamerikanisieren?,enttitipen?Welcher Poli-ticker hat die Eier/Muschi um, den Yankees mal zu zeigen welche Macht wir Krauts eigentlich darstellen!IM Erika mit Sicherheit nicht!Ladet Euch mal den Text der Rolling Stones runter &es wird Euch geholfen!Angie,Angie,keiner kann sagen wir hätten es nicht versucht!

  2. »Könnten die Sparkassen dann nicht solidarisch innerhalb ihrer Gruppe eine Art „Länderfinanzausgleich“ für die kleinen schwächsten Familienmitglieder veranstalten, damit die Kunden keine Gebührenerhöhungen hinnehmen müssen?«

    Das sind letztendlich alles wieder Sozialisierungsmechanismen, die eine normale Marktbereinigung oder ökonomischen Ausgleich unterbinden. Man sollte nicht die EZB dafür kritisieren, es aber an (allen?) anderen Stellen selbst wieder fordern – das ist inkonsistent.

  3. Ich lese sehr gerne auf ihrer Seite. Sie hinterfragen viel aber hier ist Ihnen ein Fehler unterlaufen. Dass auf Sparbücher keine negativen Zinsen vergeben werden dürfen Sie ihm glauben. Steht sogar in der Satzung. Was Geldmarktkonten nicht einschließt aber bei Sparbüchern sind die Kunden sicher ;)

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