Anleihen

Staatsanleihen in Europa: So purzeln die Renditen weiter

Am 14. Juni war es so weit. Die global als wohl am sichersten angesehen Anleihe, die 10jährige...

FMW-Redaktion

Am 14. Juni war es so weit. Die global als wohl am sichersten angesehen Anleihe, die 10jährige deutsche Staatsanleihe, rutschte mit ihrer Rendite zum allersten Mal ins Minus. Die Laufzeit von 10 Jahren gilt bei Staatsanleihen als die Standardlaufzeit, die am meisten Beachtung findet. In Japan waren bereits Anleihen mit 15 Jahren Laufzeit ins Minus gerutscht, in der Schweiz sogar Laufzeiten mit bis zu 20 Jahren. So nach und nach machen sich jetzt auch andere europäische Schulden daran sich an den Negativbereich anzunähern.

Österreich begab gestern eine 10jährige Laufzeit mit einer Rendite von nur noch +0,073%. Die Details können Sie hier einsehen. Das Emissionsvolumen betrug 550 Millionen Euro. Die Nachfrage lag bei einem Volumen von 1,3 Milliarden Euro. Interessant ist auch: Die ganze Tranche von 550 Millionen wurde an ausländische Banken zugeteilt. So günstig habe man sich für 10 Jahre noch nie finanziert, zeigte sich gestern der Chef der österreichischen Schuldenagentur OeBFA Markus Stix begeistert.

Auf dem europäischen Festland dürfte das Drängeln nach Staatsanleihen jetzt noch größer werden, da die Briten ja ihr Notenbank-Anleihekaufprogramm aufstocken, und ihre Zinsen weiter absenken. Neben Deutschland mit -0,06% Rendite ist auch Luxemburg schon im Minus bei -0,13%. Kurz vor dem Negativbereich steht wie gesagt Österreich mit seinen +0,073%. Aber auch Finnland ist auf dem selben Niveau angekommen. Am ehesten in die Negativrendite werden wohl in Kürze die 10jährigen Anleihen aus den Niederlanden rutschen, die jetzt noch bei +0,02% Rendite liegen.

Der Spread, also der Risikoaufschlag von „der“ Leit-Anleihe aus Deutschland zu anderen Anleihen wie Österreich oder den Niederlanden wird gerade immer geringer (nur noch 13 Basispunkte Abstand). Wenn gerade aktuell durch die Briten der Platz bei Festland-Anleihen immer enger wird, bringen diese Länder bald auch kein Geld mehr ein für 10 Jahre Laufzeit, sondern kosten den Anleger Geld. Sogar der europäische Risikopatient Spanien hat Anlegern aktuell immer weniger zu bieten. Die Renditen auf 10 Jahre Laufzeit sind diese Woche erstmals unter 1% gefallen, und sinken weiter! Dann heißt es mehr denn je: Ausschau halten nach Rendite außerhalb Europas, wenn man als Fondsmanager oder Versicherung in der Anlageklasse „Staatsanleihe“ bleiben muss, und nicht gerade in Griechenland investieren will..

Und auch auf globaler Ebene gibt es gerade interessante Entwicklungen. Es gibt aktuell einen Ansturm auf 10jährige chinesische Staatsanleihen, die auf die US-Staatsanleihen bezogen einen Aufschlag von 120 Basispunkten bieten. Durch den Kaufdruck fiel die Rendite aktuell auf 2,75%. Das ist fast der niedrigste Stand seit der Finanzkrise 2008, als Anleger in die „sichere“ chinesische Staatsschuld flüchteten. Wer will jetzt ganz aktuell noch das Risiko eingehen chinesische Firmenschulden zu kaufen, wo doch hier und da Pleiten hingelegt werden? Die KP in Peking wird sich wohl kaum die Blöße geben und pleite gehen… so einfach scheint die Denkweise zu sein. Was soll schon passieren, also „kaufen wir doch einfach bei bei der KP in Peking“, wird sich so mancher Anleger in Asien denken.



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