Anleihen

Staatsanleihen und Schulden: noch nie so teuer, nie so begehrt – nie so gefährlich!

Immer wieder vergleichen die Freunde des Aktienmarktes Aktien mit Staatsanleihen - und kommen zu der geradezu hellseherischen Schlußfolgerung, dass Aktien doch viel günstiger seien. Aber der Vergleich hinkt etwa so, als würde man zwei völlig verschiedenartige Dinge vergleichen: denn während die Aktienmärkte...

Von Markus Fugmann

Immer wieder vergleichen die Freunde des Aktienmarktes Aktien mit Staatsanleihen – und kommen zu der geradezu hellseherischen Schlußfolgerung, dass Aktien doch viel günstiger seien. Aber der Vergleich hinkt etwa so, als würde man zwei völlig verschiedenartige Dinge vergleichen: denn während die Aktienmärkte etwa in den USA alles andere als billig sind, sind die Märkte für Staatsanleihen geradezu absurd teuer. So teuer wie noch, seit man die Daten rückverfolgen kann, also seit 1871!

So hat Jack Malvey, ein Guru am US-Anleihemarkt, die Daten bis 1871 zurückverfolgt und kommt zu dem Ergebnis: noch nie haben Anleihe-Investoren so viel bezahlt für den Kauf von staatlichen Schulden, und noch nie so wenig dafür bekommen. Seit 1871 – also seitdem Deutschland ein „Reich“ wurde (und dann nur zwei Jahre später gleich den ersten Wirtschaftscrash hinlegte).

Mehr als acht Billionen an staatlichen Schulden haben derzeit eine negative Rendite, sprich die Anleger sind bereit, Staaten Zinsen dafür zu bezahlen, dass sie ihnen Kredit geben. Es ist also so, als gäbe es beim Kauf von Staatsanleihen Null Risiken – aber das ist eine Täuschung, denn in jedem Markt gibt es Risiken. Stellt sich nur die Frage, ob man bereit ist, diese auch wahrzunehmen!

Derzeit gibt es im Grunde bei den entwickelten Ökonomien nur ein Land, in dem Anleger noch nennenswerte Renditen erhalten etwa für eine 10-jährige Anleihe: die USA. Aber selbst dort sind die Renditen für diese 10-jährige Anleihe niedriger als die Dividendenrendite von Aktien (von Deutschland oder Japan ganz zu schweigen!). Das gab es in der Geschichte des US-Marktes bislang nur zweimal zuvor – und jedesmal kam es zu einem regelrechten Crash am amerikanischen Anleihemarkt.

Die Gründe für diese historische Abnormalität sind bekannt: null Inflation und die Manipulationen durch die Notenbanken. Niemand rechnet ernsthaft damit, dass sich daran irgendwann etwas ändert. Aber die Dinge ändern sich eigentlich konstant, nichts bleibt, wie es war. Und genau das ist das Problem am Anleihemarkt: alle Investoren rechnen damit, dass es so bleibt, wie es ist. Aber warum sollte, aus welchen Gründen auch immer, irgendwann nicht die Inflation anziehen, wie das derzeit schon in den USA zu beobachten ist? Etwa, indem die Globalisierung, die ein wesentlicher Treiber deflationärer Tendenzen war, wieder zurück gedreht wird? Es also wieder einen Trend zur Abschottung gibt mit hohen Zöllen – so, wie es zu erwarten stünde, wenn Trump US-Präsident wird! Die politischen Tendenzen gehen jedenfalls in Richtung Abschottung, ob in Europa oder in den USA. Das ist die eigentliche Gefahr – wohl weniger eine Fed, die die Zinsen anhebt.

Wohl nicht umsonst hat der Anleihe-Guru Bill Gross die derzeitige Lage an den Anleihemärkten mit einer Supernova verglichen, die explodieren werde, explodieren müsse. Sicher: auch Aktienmärkte können crashen. Aber die Anleihemärkte sind faktisch crash-gefährdeter, weil sie absurd bewertet sind und alle sich in Sicherheit wiegen. Das geht selten gut. Und ein Crash am Aneleihemarkt ist schon aufgrund der Summen, um dies es geht, etwas ganz anderes als am Aktienmarkt.

Wenn es einen Crash gibt, der das Gesamtsystem zum Neustart zwingt – dann wird er ausgelöst werden durch einen Crash am Anleihemarkt!



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1 Kommentar

  1. Bitte nicht als oberlehrerhaft verstehen, aber wir haben Inflation.
    Inflation = Geldmengenwachstum
    Preissteigerung = Folge des Geldmengenwachstums
    veröffentlichte Inflationsrate = Messung der Veränderung der Konsumgüterpreise OHNE Berücksichtigung der Vermögenspreisveränderung
    Kaufen Sie in München oder Berlin eine Immobilie. Und die Anleihemärkte, die so teuer wie nie sind, spiegeln auch die Auswirkungen des Geldmengenwachstums.

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