Anleihen

Take it easy: Schuldenfinanzierung so einfach wie seit Lehman nicht mehr..

FMW-Redaktion

Für verschuldete Unternehmen, Regierungen und Haushalte ist es derzeit so einfach wie seit 2007 nicht mehr, ihre Schulden zu bedienen – das hat eine Studie der US-Großbank JPMorgan Chase & Co. ergeben.

Hauptgrund: die ultraniedrigen Zinsen, die Asset-Käufe durch Notenbanken und die daraus entstehende Jagd nach Renditen durch Investoren, die sich vor allem auf Unternehmensanleihen stürzen. Das wiederum erlaubt den Unternehmen, wenig Zinsen anbieten zu müssen – und gleichzeitig die Laufzeit der aufgenommenen Schulden zu verlängern:

„Government and corporate issuers are taking advantage of strong investor demand to extend the maturity of their debt. The decline in coupons to record lows and the increase in maturities to record highs are clearly seen in the Barcap Multiverse index, the broadest bond index in the world.“

Noch nie waren also die von den Schuldner herausgegebenen Laufzeiten so lange wie derzeit – das deutet darauf hin, dass die Investoren wenig Risiken wittern, und das obwohl die Verschuldung global zum BIP deutlich nach oben gegangen ist seit dem Jahr 2011, wie JP Morgan bemerkt:

„..while the total debt to GDP ratio has been rising for the world as a whole since 2011, the debt service ratio has been falling and currently stands at 33 percent, the same level as during 2007 before the Lehman crisis.“

Da ist es also wieder, das böse Wort Lehman Brothers. Aber klar: wenn die Zinsen niedrig sind, gleichzeitig die Laufzeit der aufgenommenen Schulden immer länger wird, erleichtert das die Bedienung dieser Schulden ungemein. So liegt derzeit der durchschnittlich von den Verschuldeten zu zahlende Zinssatz bei nur 3%, während die durchschnittliche Laufzeit der ausgegebenen Anleihen zur Schuldenaufnahme auf erstaunlich lange 8,5 Jahre gestiegen ist.

Und so schaukelt sich die Schuldenspirale lustig weiter nach oben: die Laufzeiten länger, die Kosten für die Finanzierung der Schulden geringer, dadurch steigt vermeintlich die Tragfähigkeit der Schulden, was Investoren wiederum noch beherzter zugreifen läßt bei den Schuldtiteln:

„As debt maturities are extended, debt issuers are reducing debt servicing costs and creating even more demand for their debt as debt sustainability improves.“

Klingt doch alles ganz wunderbar, oder? Sicherlich – nur darf eben die aktuell gefühlte Sicherheit nicht verschwinden, etwa durch einen Schwarzen Schwan, der die Märkte heftig verunsichert. Denn dann würden sich die geneigten Investoren irgendwann die Frage stellen, ob solche Risiken mit so wenig Rendite wirklich abgebildet sind. Denn derzeit herrscht eine Art Wohlfühlmechanismus, bei dem die Notenbanken als ultimativer Garant der Verschuldungsspirale fungieren. Eines ist nämlich klar: ewig kann das so nicht weitergehen – steigende Schulden bei immer weniger Rendite und immer längerer Laufzeit der Schulden, das zeigt schon die Geschichte..



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