Europa

Ups! Der Brexit kommt bei den Briten an – Einzelhandelsumsatz kollabiert, Pfund fällt!

Ups - das hatte niemand vorhergesehen: die Einzelhandelsumsätze in Großbritannien sind im Dezember (also im Weihnachtsgeschäft!) so stark gefallen wie seit knapp fünf Jahren nicht mehr. Keine guten Nachrichten für das britische Pfund!

FMW-Redaktion

Ups – das hatte niemand vorhergesehen: die Einzelhandelsumsätze in Großbritannien sind im Dezember (also im Weihnachtsgeschäft!) so stark gefallen wie seit knapp fünf Jahren nicht mehr (zuletzt April 2012). Der Rückgang im Vergleich zum Vormonat November betrug -1,9% – und war damit deutlich schlechter als die prognostizierten -0,1%.

Dabei gingen die Umsätze bei Haushaltswaren um 7,3% zurück im Dezember (größter Rückgang seit 2010), Bekleidung und Schuhe -3,7%, Autoverkäufe 1,1%, Umsätze in Warenhäusern um 1,2%. Also Kaufzurückhaltung bei den Briten auf breiter Front.

Ein wichtiger Grund für die Zurückhaltung der britischen Konsumenten ist der Anstieg der Preise in den Geschäften, die zum Vormonat um +0,4% zulegten, sowie die stark gestiegenen Benzin-Preise, die den Konsum sichtlich belasteten. Dazu das Stetement des „Office of National Statistics“:

„Average store prices have risen in recent months for all retailing, primarily as a result of price rises at petrol stations. However, increased prices are now visible in other store types, which may have contributed to the monthly fall in the quantity bought in December 2016.“

Eine Rolle dürfte dabei auch spielen, dass viele Briten bei den Sonderangeboten des Black Friday bereits zugeschlagen hatten und dann in der Folge weniger ausgaben. Das britische Pfund reagiert zum US-Dollar mit deutlichen Abschlägen:

Für die britische Wirtschaft ist der Konsum die zentrale Stütze schlechthin. Die ansteigende Inflation durch den Fall des Pfunds könnte laut Schätzungen im Sommer bereits die Marke von 3% erreichen und damit die Kaufzurückhaltung noch verstärken. Da Großbritannien weitgehend De-industrialisiert ist und viele Waren daher importiert werden müssen, stehen den britischen Kosnumenten schwere Zeiten bevor.

Daten zeigen zudem, dass die private Verschuldung der Briten immer rasanter ansteigt, man lebt also fröhlich auf Pump – das Vermögen besteht vorwiegend aus Immobilien, die seit Jahren im Preis stark gestiegen waren, durch den Brexit aber dürfte die Preissteigerungen vor allem in der Region London tendentiell fallen (und damit das Vermögen schmälern). Seit der Rede von Theresa May haben bekanntlich viele Banken einen Teilabzug von Geschäftsteilen raus aus UK verkündet – heute etwa Lloyds, das Teile seiner Mitarbeiter nach Frankfurt verlagern will (gestern HSBC mit der Ankündigung, 20% der Mitarbeiter nach Paris zu verlegen)..



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14 Kommentare

  1. Ab einem gewissen Punkt lohnt es dann wieder, Land-Rover, Jaguar oder auch Haushaltswaren im eigenen Land zu produzieren. Das schafft dann Arbeitsplätze und ist allemal sinnvoller und gesünder, als über die Londoner City eine Vermögensblase nach der anderen zu produzieren. Das diese Transformation nicht schmerzfrei über die Bühne geht, war von Anfang an klar. Uns hier steht das auch noch bevor. Wenn die Briten es gut machen, sind sie uns dann einen Schritt voraus.

    1. Und was passiert, wenn diese Produktionskapazitäten – wie ja überall in der Welt bereits zu beobachten – auch auf der Insel die Roboter und vollautomatischen Fertigungsstraßen übernehmen werden?

      1. Dann werden die Arbeiter die Computer in Stücke zerschlagen.

        So ein Maschinensturm wie es ihn 1811-1817 in England schon mal gab, hauptsächlich in Richtung Textilproduktion. Moderne Anlagen wurden zerstört. Es gab sie aber auch in anderen Ländern. Sog. Weberaufstände in Deutschland in den verschiedensten zurückliegenden Jahrhunderten hatten aber angeblich nicht die Produktionsanlagen zum Ziel sondern die unterdrückenden Arbeitgeber und die zunehmende Billigkonkurrenz aus dem Ausland. (Bruchstückhaft wiedergegeben aus Wikipedia)

        Nun schlecht. Heute wissen wir, dass der Fortschritt nicht aufzuhalten war, auch wenn er nicht segensreich für alle ist.

      2. Dann muss man sich über die Einführung einer Maschinensteuer und/oder einer stärken Kapital/Gewinnbesteuerung Gedanken machen.

  2. „Die ansteigende Inflation durch den Fall des Pfunds könnte laut Schätzungen im Sommer bereits die Marke von 3% erreichen und damit die Kaufzurückhaltung noch verstärken“

    Auf was würden die denn dann warten wollen? Dass die Preise wieder fallen?
    Die Welt ist ein Tollhaus. Der durchgeknallte Draghi hat diese Befürchtung immer bei einem Deflationsszenario und nicht bei Inflation. Und unsere Medien plappern ihm das immer schön nach.
    Aber dass die Leute auch irgendwo das Geld herbekommen müssen, bedenkt der Pfiffi nicht.

    1. „Auf was würden die denn dann warten wollen? Dass die Preise wieder fallen?“
      Richtig, dann kaufen die Leute eher!
      „Und unsere Medien plappern ihm das immer schön nach.“
      Das sehe ich anders, Deutschland ist weitgehend contra zu Draghi, und die Bundesbank stimmt fast immer dagegen (soweit man es mitbekommt).

      Für Deutschland ist der Euro auch nicht zu schwach, wir sind ein großes wirtschaftlich starkes Land. Die DM wäre mit Sicherheit stärker.

      Für die meisten anderen Länder der Eurozone ist das anders. Dieser Konflikt ist m.E. kaum lösbar, es sei denn Deutschland verlässt die Eurozone.

      1. Mit „Medien plappern…“
        meinte ich eher, dass die keinen Aufstand an sich machen, dass eine Inflationszahl von 2% erstrebenswert wäre. Und nicht laut dagegen sprechen, dass niedrige Preise lt Draghi schlecht für die Wirtschaft wären, weil womöglich nicht konsumiert und investiert würde.

        1. Danke!
          Mindestens heute sollte man die Währungsunion in Frage stellen.
          Deutschland steht für starke Wirtschaft (mit einem fast einmalig hervorragendem Mittelstand), starke Währung, geringe Inflation.

          Die meisten anderen (insbesondere „Club Med“) steht eher für:
          schwächere bis schwache Wirtschaft, Abwertung, etwas höhere Inflation.
          Diese beiden Wirtschafts- und Kulturgruppen passen nicht in eine gemeinsame Währung und man sollte das ohne große Emotionen anerkennen und beenden.
          Viele sehen im Euro einen Spaltpilz, wir sollten uns das nicht antun, so meine Meinung.

  3. Der Punkt beim Brexit ist folgender : GB (London) geht aufs Ganze, GB riskiert durch den Brexit die City of London. Das ist Fakt, GB „gehört“ zu Europa.
    Vorher haben die ganz andere Dinger hingekriegt, z.B. das „Made-in-Germany“ Gütesiegel. :D

  4. „Das sehe ich anders, Deutschland ist weitgehend contra zu Draghi, und die Bundesbank stimmt fast immer dagegen (soweit man es mitbekommt).
    Für Deutschland ist der Euro auch nicht zu schwach, wir sind ein großes wirtschaftlich starkes Land. Die DM wäre mit Sicherheit stärker.
    Für die meisten anderen Länder der Eurozone ist das anders. Dieser Konflikt ist m.E. kaum lösbar, es sei denn Deutschland verlässt die Eurozone.“

    Genau, Deutschland ist der EUR, die Lokomotive des EUR, warum ist die EZB in Frankfurt ?
    Deutschland ist mit Abstand der größte Profiteur des EUR, deswegen verstehe ich die Schweizer nicht ?
    Die DM stünde jetzt mindestens unter dem gleichen Druck wie der CHF, wahrscheinlich sogar noch viel höher, einfach deshalb weil wir das „große Kanton“ sind. ;)

    Ein Austritt Deutschlands aus dem EUR ist nicht möglich, weil es dann den EUR nicht mir gäbe…

    1. „Ein Austritt Deutschlands aus dem EUR ist nicht möglich, weil es dann den EUR nicht mir gäbe…“

      Ja, wahrscheinlich würde der Euro mit Austritt Deutschlands enden.
      Aber die anderen Länder könnten ihn ohne weiteres weiterführen, er würde allerdings wohl erheblich abwerten. Vermutlich würden mit Deutschland auch die Niederlande und Finnland austreten, evtl.auch Österreich.
      Die anderen Länder wären dann aber kulturell und ökonomisch homogener.

  5. Nein,

    ich bin übrigens Deutsch-Finne :D

    Finnland ist das einzige skaninavische Land (!) welches dem EUR beigetreten ist ? Die Finnen sagen jetzt, ja, bei den Schweden (deren Erzfeind :D ) läuft es doch viel besser, wegen der eigenen Währung (SEK).
    Totaler Humbug, Finnland ist abhängig von Russland, deshalb ist Finlannd dem EUR beigetrten, weil Russland das nicht will, dass die Finnen der Nato beitreten.

    Die gleiche Situation sehen wir bei den baltischen Statten, komischerweise haben die Balten die den EUR- Beitritt doch einigermäßen hinbekommen ? Liegt es doch vielleicht an der Mentalität ?

    Und natürlich betteln die Südländer um sogenannte „Eurobonds“, das wird wohl nix werden… :D

    VG

    Marko

    1. „Liegt es doch vielleicht an der Mentalität ?“
      Die ist sehr wesentlich! Daraus resultiert ein großer Teil der Probleme.

      Dazu kommt dass Deutschland schon lange ein wirtschaftlich sehr starkes Land mit einem faszinierendem Mittelstand ist. Das schafft man nicht über Nacht.

      Kann gut sein, dass Finnland und die Balten alles tun, um möglichst eng zur EU zu gehören zwecks Abstand zu Russland.

      Nach meinem Empfinden haben sich die Europäer ohne Euro wesentlich besser verstanden.

  6. Danemark als Beispiel, hat sich 1 : 1 dem EUR „versprochen“ – und die Dänen , die
    sind schlau…

    Der Punkt ist doch der, „große Währungen“ werden den Markt bestimmen, durch Internet usw… Zölle usw das ist von „gestern“, das ist der Donald…

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