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US-Firmen verschulden sich in Euro wie noch nie

FMW-Redaktion

Die Party ist in vollem Gang: US-Unternehmen betreiben derzeit einen regelrechten Hype um Europa. Nicht weil es dort so schön ist, sondern weil die Schuldenaufnahme so günstig ist – günstiger jedenfalls als im Dollar-Raum.

Denn den US-Firmen schwant Böses: man antizipiert Zinanhebungen in den USA durch die Fed – was die Kreditaufnahme deutlich verteuern wird. Aber da gibt es ja noch Good Old Europe, auf das man sonst eher mitleidig herabblickt – aber wenn es um frisches Geld geht, sieht man eben darüber hinweg.

Alleine in diesem Jahr haben sich US-Firmen 53 Milliarden Euro über die Ausgabe von Anleihen in Europa beschafft – das sind 39% mehr als im gesamten Vorjahr. Und das Jahr hat ja noch ein paar Monate, sodass 2015 einen einsamen Rekord aufstellen wird. Insgesamt kommen die US-Firmen auf ein Emmissionsvolumen von 22% des Gesamtvolumens in der Eurozone – und übertreffen damit den Gesamtanteil französischer und italienischer Anleiheemissionen deutlich. Noch im Vorjahr lagen französische Firmen klar vor US-Firmen bei der Ausgabe neuer Anleihen.

Aber nicht nur in Europa verschulden sich US-Unternehmen, sondern auch im Heimatmarkt selbst. Eben in Erwartung der Zinswende in den USA haben US-Firmen in 2015 bereits 575 Milliarden Dollar über Unternehemnsanleihen aufgenommen – das dürfte am Ende des Jahres einen neuen Allzeitrekord geben. Aber weil so viele Firmen auf den Markt wollen mit ihren Anleihen und damit das Angebot so groß ist, gibt es nicht ausreichend Käufer. Und das macht die Verschuldung am Heimatmarkt immer teurer, viele Unternehmen weichen daher nach Europa aus, wo weit und breit keine Zinswende in Sicht ist.

Ganz im Gegenteil: was Mario Draghi auf der Pressekonfernz am letzten Donnerstag kundtat, deutet sogar auf eine Ausweitung des QE der EZB hin. Und das wiederum – sollte es so kommen, dass die EZB ihr QE ausweitet während die Fed die Zinsen anhebt – würde dann eine wahre Flut von Kapital-suchenden US-Unternehmen nach Europa ziehen. US-Unternehmen wären dann zunehmend abhängig von der Geldpolitik in Europa — und von der EZB. Irgendwann dann, so schwant uns, wird Mario Draghi dann den Spieß umdrehen und sagen: „Der Euro ist unsere Währung, aber euer Problem!“.



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