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USA: das Ende eines Geschäftsmodells für Banken und US-Firmen

FMW-Redaktion

Das wird Investmentbanken und vielen US-Firmen noch richtig weh tun: die neuen Regelungen zu „Tax Inversions“ durch das amerikanische Finanzministerium. Damit endet eine Praxis der Steuerminimierung, die für viele Firmen sehr einträglich war, aber eben auch für Banken, die diese Deals begleiteten: wenn es diese Deals nicht mehr gibt, werden die Banken auch deutlich weniger M&A-Geschäfte machen können – das wird sich in den kommenden Quartalen in den Bilanzen der Geldhäuser negativ bemerkbar machen!

Worum geht es bei den „Tax Inversions“? Hier der entscheidende Punkt aus unserem gestrigen Artikel „USA verschärfen Regelung gegen Steuerflucht von US-Konzernen – die Wall Street zittert!“:

„Bei Tax Inversions kaufen US-Konzerne kleinere Firmen im Ausland, zuletzt fast nur in Irland. Im Zuge dieser „Fusion“ wie es so schön klingt, wird natürlich der Konzernsitz nach Irland verlagert, wodurch man auch dort seine Steuern bezahlt. Jetzt müssen natürlich auch die Steuern, die in den USA für die dortigen Aktivitäten anfallen, irgendwie reduziert werden. Das macht man mit sogenanntem „Earnings Stripping.“ Um den in den USA anfallenden Gewinn möglichst weit abzusenken, gibt „die Konzernmutter“ in Irland, die nur formal in Irland, aber physisch in den USA sitzt, einen Kredit an die US-Tochter. Auf diesen Kredit muss die US-Tochter natürlich schön viel Zinsen an die Mutter in Irland überweisen. Diese Zinslast drückt als Kostenfaktor natürlich den Unternehmensgewinn in den USA weiter nach unten, und durch die „Zinseinnahme“ steigt der Gewinn bei der Mutter in Irland, wo man deutlich weniger Steuern zahlt.“

Genau das wollte der amerikanische Pharma-Konzern Pfizer durch die Übernahme von Allergan machen – aber nun ist der Deal durch die neue Geseztzgebung geplatzt: Pfizer verkündete heute, die Übernahme von Allergan nicht mehr zu verfolgen. Das ist ein Sieg für diejenigen, die sich für Steuergerechtigkeit einsetzen – und eine Niederlage auch und vor allem für die beteiligten Banken, denen nun saftige Provisionen, die für die Handhabung der Übernahme angefallen wären, entgehen (sie bekommen als Trostpflaster 10% der zuvor vereinbarten Vergütung).

Seit im November die geplante Übernahme Allergans durch Pfizer bekannt geworden war, hatte der Deal starke Kritik aus der Politik auf sich gezogen. Allergan etwa wird faktisch aus New Jersey gesteuert, hat aber einen legalen Sitz in Dublin – warum, ist völlig klar. Dass solche Deals nun nicht zustande kommen können, ist by the way vor allem für Irland ein schwere Schlag: man verliert ein attraktives Geschäftsmodell.

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Klarer Sieg für US-Präsident Barack Obama.
Foto: White House / Gemeinfrei.

Für Präsident Obama dagegen ist das ein wichtiger Sieg: man zeigt der Finanzindustrie, der vieles am Herzen liegt, aber sicher nicht das Wohl der Allgemeinheit durch Entrichten von Steuern – die Grenzen auf. So sagte Obama gestern, die neue Regelung sei faktisch ein Sieg für „hart arbeitende Amerikaner“.

Lange Zeit schien die US-Regierung hilflos gegen die Tricks der Steueroptimierer zu sein. Die neue Regelung aber zeigt, dass man solche Modelle unterbinden kann, wenn nur der ernsthafte Wille vorhanden ist. Dabei ist übrigens auch in Deutschland noch sehr viel Spielraum: während Privatleute, die ihr Geld im Ausland verstecken, hart angefaßt werden, sieht das bei Firmen hierzulande deutlich anders aus..



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