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Varoufakis und der große griechische Bankraub

FMW-Redaktion

Griechenlands Ex-Finanzminister und Popstar Yanis Varoufakis spricht in seiner aktuellsten Kolumne über den „großen griechischen Bankraub“. Gleich zu Beginn seines Textes weist er auf die große Vermögensumschichtung hin, die sogenannte Privatisierung von Gewinnen bei gleichzeitiger Verstaatlichung von Verlusten, wodurch de facto die Steuerzahler für Verluste der Bank- und Börsenzockerei haften müssen.

„Since 2008, bank bailouts have entailed a significant transfer of private losses to taxpayers in Europe and the United States. The latest Greek bank bailout constitutes a cautionary tale about how politics – in this case, Europe’s – is geared toward maximizing public losses for questionable private benefits.“

Dabei fällt aber schnell eines auf: Wo Varoufakis vordergründig und letztlich auch teilweise Recht hat, verschweigt er auch Entscheidendes. Denn die große Verschwörungstheorie, dass alle Verluste verstaatlicht, und alle Gewinne privatisiert werden, kommt so nicht ganz hin. Nehmen wir um es zu illustrieren mal das Beispiel der griechischen Alpha Bank, die Teil der großen Rettungsmaßnahmen war. 2006 stand die Aktie der Bank noch bei über 800 Euro, heute dümpelt sie fast tot bei nur noch 2,39 Euro herum – also ein Kursverlust von mehr als 99%, je nachdem ob man ganz ich Hoch kaufte, oder bei 700 Euro der sonst wo. Auch Investoren, die noch 2010 kauften, waren mit einem Kaufpreis von 200 Euro dabei. Der Verlust ist so oder so desaströs. Hier haben also jede Menge Privatinvestoren in den letzten Jahren den absoluten Großteil ihrer Investition verloren, weil sie in eine Aktie investierten, die immer weiter fiel. Also kommt folglich Varoufakis´ Theorie von der bösen Privatisierung der Gewinne und Sozialisierung der Verluste nur teilweise hin. Dieser Fakt wird bei ihm weggelassen.

Alpha Bank

Was Varoufakis richtig anspricht, ist der Skandal der ständig neuen Stützung der Banken durch europäische Hilfsgelder, also Steuergeld von uns allen. Er erwähnt den Start im Jahr 2012 mit 41 Milliarden Euro aus EU-Töpfen, wofür der griechische Hilfsfonds Vorzugsaktien der geretteten Banken erhielt. Varoufakis kritisiert zu Recht die nachfolgende Kapitalspritze durch ausländische Hedgefonds, die man mit einem 80%Kursnachlass in Bezug auf den Aktienwert des griechischen Hilfsfonds anlockte. Aber wohl nur so waren die Zocker überhaupt bereit zu investieren. Wohl ein zu hoher Preis und ein zu hoher Unterschied zu dem Einstiegswert durch die staatlichen Retter.

Mit den aktuellen Folge-Rettungen rechnet Varoufakis mit 47 Milliarden Euro öffentlicher Rettungsgelder für die griechischen Banken, wobei es wohl mit den jetzigen Summen noch mehr sein dürfte. Der Aktienanteil der Steuerzahler an den geretteten Banken sank laut Varoufakis von 65% auf 26%, während Privatinvestoren wie Hedgefonds auf 74% kämen, mit nur 5,1 Milliarden Euro Einsatz. Von der Relation ist es schon gerechtfertigt von einer Art Bankraub zu sprechen, wobei man hier gleich die Bank selbst in Beschlag nimmt. Den Hedgefonds kann man keinen Vorwurf machen – sie tun das, wofür sie von ihren Geldgebern beauftragt wurden – so viel Geld machen wie möglich. Die europäischen und griechischen Institutionen müssen hier die Empfänger der Kritik sein – sie haben sich zu leicht über den Tisch ziehen lassen und gaben den Privatinvestoren einen gigantischen Discount, über den sie letztlich (wie Varoufakis sagt) relativ günstig an einen großen Anteil der Bankaktien kamen.



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1 Kommentar

  1. Muss nicht auch bei diesem gigantischen Bonus für Hedgefonds etc. davon ausgegangen werden, dass die gigantische griechische Korruption maßgeblich war? So dumm ist kein griechischer Banker, dass er nicht weiß, was er tat und erneut dem europäischen Steuerzahler Schäden zugefügt hat. Gigantisch dürfte auch der persönliche Vorteil des entscheidenden Bankers gewesen sein. Oder war es ein Beamter, der die Entscheidung gefällt hat ? Wer war im HSFS dafür verantwortlich ?

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