Devisen

Venezuelas Währung kollabiert

Von Markus Fugmann

Die auf dem Schwarzmarkt gehandelte Währung Venezuelas ist in den letzten vier Wochen – weitgehend unbemerkt von der westlichen Öffentlichkeit – kollabiert. Bekam man zu Beginn des Monats noch für einen US-Dollar 279 Bolivar auf dem Schwarzmarkt, so sind es inzwischen 423 Bolivar. Damit scheint das Land weiter unaufhaltsam und in beschleunigtem Tempo in Richtung Staatsbankrott zu driften.

Venezuela hat seit dem Jahr 2003 strenge Kapitalverkehrskontrollen – der offizielle Bolivar wird zu drei Umrechnungskursen zum US-Dollar gehandelt: 6,3, 12 und 199 Bolivar je US-Dollar, abhängig von den Importprodukten, die in Bolivar bezahlt werden. Jeder, der keinen Zugang zum offiziellen Markt hat, ist daher auf den blühenden Schwarzmarkt angewiesen, dessen Kurse dann zum Besipiel bei der in der kolumbianischen Grenzstadt Cucuta betriebenen Plattform https://dolartoday.com/ dargestellt werden.

Der rapide Fall des Bolivar auf dem Scharzmarkt ist insofern erstaunlich, als der Wechselkurs normalerweise der sogenannten impliziten Rate folgt, die die Anzahl der auf dem Markt verfügbaren Bolivar geteilt durch die Fremdreserven (Cash und Gold) Venezuelas bemißt. Die Abweichung des Schwarzmarktkurses von der impliziten Rate begann bereits im Vorjahr, hat sich aber jüngst dramatisch beschleunigt – der Schwarzmarktkurs liegt nun dreimal so hoch wie die implizite Rate. Zwar sind die Fremdreserven Venezuelas so gering wie seit 12 Jahren nicht mehr (17,5 Milliarden US-Dollar), doch vollzieht sich der Wertverfall des Bolivar (in einem Jahr 82%) überproportional zum Rückgang der Fremdreserven.

Venezuela hat eine offizielle Inflationsrate von 69%, faktisch dürfte die Inflationsrate jedoch über 100% liegen. Fast 100% der Exporte Venezuelas sind Ölexporte, daher ist das Land in hohem Maße abhängig von der Preisentwicklung beim schwarzen Gold. Der Schwarzmarkt-Kurs des Bolivar ist somit eine Art Fieberkurve, die mißt, wann das Land pleite gehen wird – neben den Credit Default Swaps (Ausfallversicherung für Staatsanleihen). Blickt man auf den Bolivar, dann dürfte die ökonomische Uhr für Venezuela wohl bald abgelaufen sein..



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2 Kommentare

  1. Dazu muss man sagen, dass der Bolivar Fuerte (!) gegenüber dem Dollar in den letzten Tagen wieder fast 100 Punkte aufgewertet hat. Derartige Ausschläge hat es immer wieder mal gegeben, zB wenn „große Transaktionen“ (wofür auch immer) durchgeführt wurden. Der tendenzielle Trend wurde allerdings dadurch beschleunigt, dass man zum offiziellen SIMADI eben keine Dollars bekommt, weil keine da sind.

  2. ueber Venezuela bankrott ist schon viel geschrieben worden. Wann sind die naechste Venezuela anleihen faellig?

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