Devisen

Währungskrieg: Beggar The Neighbour

Von Kilian Kimmel

Als die japanische Politik unter Ministerpräsident Shinzo Abe der Bank of Japan (BoJ) drohte ihre Autonomie zu nehmen, erklärte die Notenbank Anfang 2013 die exzessive Ausweitung der Geldmenge. Ab 2014 werden unbefristet japanische Staatsanleihen gekauft – monatlich für 110 Milliarden Euro. Die Politik selbst ergänzte diese Maßnahme mit einem Konjunkturpaket von 180 Milliarden Euro.

Ziel ist die Erzeugung möglichst hoher Leistungsbilanzüberschüsse, die andere Länder dann verkraften müssen. Der arithmetische Umstand, dass die Handelsüberschüsse des Exporteurs (Inland) automatisch die Defizite der Importeure (Ausland) sind, führt zu Verschuldungsprozessen im Ausland und wird in einer Zeit, wo Währungen als Waffen eingesetzt werden, auch als wirtschaftliche Kriegserklärung verstanden.

Japans Maßnahmen führten dazu, dass der Kurs des Yen zum Dollar deutlich fiel, zum Ärger der Chinesen. Die machten ihrem Ärger Luft, sprachen erstmalig von einem Währungskrieg und betonten, dass China auf alles vorbereitet sei. Auch die Deutschen äußerten sich missmutig – Merkel und Schäuble schauen sorgenvoll auf die japanische Geldpolitik, lies man verkünden, obwohl der Exportweltmeister Deutschland selbst unter Kritik steht.
„Der deutsche Überschuss sei eine Ursache für das Ungleichgewicht in der Weltwirtschaft“, so der OECD und forderte die deutsche Regierung auf, ihre Binnennachfrage anzukurbeln um die Unwucht zu verringern. Auf der anderen Seite der Welt fordert die USA die Chinesen auf, ihre Währung substantiell aufzuwerten und beabsichtigen Klagen wegen Währungsmanipulationen vor der WHO anzustrengen. 5 Millionen Arbeitsplätze sollen in den USA aufgrund dieser Manipulationen verloren gegangen sein.

Jetzt hat Europa die EZB – ihre Armee – in Stellung gebracht, vor allem auf Druck der französischen Seite, die offen die Inaktivität der Zentralbank anprangerte. Europa muss diesen Währungsabwertungswettlauf gewinnen, sonst droht Gefahr für den Euro und das Ende der EU im allgemeinen. Noch liegen die Japaner vorne, aber die Amerikaner sind bereit für offenes Währungsdumping. Die EZB wird nicht lange auf eine Antwort der anderen Notenbanken warten müssen und hat deshalb bereits im Vorfeld weitere Maßnahmen (Armeen) wie die Reaktivierung von Asset Backed Securities angedroht.

Den Amerikanern wurde zwischenzeitlich im Rahmen der Ukraine-Sanktionen von den Russen ein isolierter Vernichtungsschlag angedroht: „Wir werden den Dollar zum Absturz bringen“, schrie ein Oligarch ins Mikrofon einer russischen Nachrichtenagentur. Wenn die riesigen russischen Energie-Exporte nicht mehr in Dollar abgerechnet werden und die Russen massiv US-Staatsanleihen verkaufen, könnte das in der Tat das US-Finanzsystem empfindlich treffen.

Die wichtigste Kriegsfront verläuft zwischen China und den USA. Chinas Langzeitplan ist es, den Yuan (Renminbi) in die Mitte eines neuen Währungssystems zu rücken. Aus diesem Grund werden immer größere Goldreserven akkumuliert. China hat mittlerweile mindestens 5000 Tonnen Gold eingesammelt, was der Hälfte der Euro-Goldreserven entspricht. Aber die USA blockieren alle Reformen des Währungssystems, weil sie immer noch in der Mitte dieses Systems stehen: „Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem“.



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