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Wahl in Frankreich: Der Ablauf – und die vielen Faktoren für faustdicke Überraschungen

Die Präsidentschaftswahlen in Frankreich dürften wegweisend sein für die europäischen Aktienmärkte - und den Euro. Der Ausgang der Wahl ist alles andere als sicher. Die wichtigsten Fakten und Abläufe..

FMW-Redaktion

Die Präsidentschaftswahlen in Frankreich dürften wegweisend sein für die europäischen Aktienmärkte – und den Euro. Der Ausgang der Wahl ist alles andere als sicher: nicht nur, weil faktisch vier Kandidaten eine reale Chance haben, in die Stichwahl zu kommen, sondern auch, weil ca. 30% angegeben haben, wahrscheinlich nicht zu wählen, knapp ein Drittel der Wähler sagt in Umfragen, nicht sicher zu sein, welchen Kandidaten man wählen wird.

Daher ist eine Überraschung durchaus realistisch, ein entscheidender Faktor ist die Wahlbeteiligung. Da die Anhänger Le Pens den größten Grad an Bindung an die Kandidatin haben, kann die Faustregel gelten: je schlechter die Wahlbeteiligung, umso besser die Chancen für Le Pen. Die besten Chancen wiederum hätte Le Pen, wenn sie in einer Stichwahl gegen Fillon antreten könnte – viele linke Wähler, so die Erwartung, würden dann in der Stichwahl nicht wählen gehen.


Marine Le Pen
Foto: Foto-AG Gymnasium Melle, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=45585285

Derzeit führt Macron in den Umfragen mit 24,0%, danach Le Pen mit 22,5%, Fillon kommt auf 19,5%, Mélenchon liegt bei 18,5%. Die beiden Favoriten Macron und Le Pen haben derzeit nicht die nötigen Mehrheiten im Parlament – Le Pens Front National nicht, Macrons neue Bewegung ist erst ein Jahr alt und müsste bei den Parlamentswahlen im Juni schon einen Raketen-Start hinlegen, um ihm ein „Durchregieren“ zu ermöglichen. Mithin wird es also für den neuen französischen Präsidenten/in so oder so schwierig, die nötigen Mehrheiten für Gesetzesvorhaben zu erlangen.

Bis auf Mélenchon haben alle anderen Kandidaten ihren Wahlkampf aufgrund des gestrigen Anschlags auf Eis gelegt, womit der Wahlkampf faktisch beendet ist (am Samstag ist Wahlkampf verboten). Die Wahllokale öffnen in Frankreich um 08Uhr am Sonntag, in den französischen Überseegebieten (z.B. Guadeloupe, Martinique) schon früher (am Samstag unserer Zeit). In vielen dieser Überseegebiete sind übrigens aufgrund eines Fehlers der Verwaltung die Wahlzettel in zweifacher Ausführung zugestellt worden, sodass nun diese Menschen de facto zwei Stimmen haben (die Regierung konnte oder wollte das aus Zeitgründen nicht mehr rückgängig machen). Da in den Überseegebieten die Zustimmung für Le Pen sehr gering ist, könnte das angesichts der Knappheit der Umfragen eine durchaus entscheidende Rolle spielen!

Die Chancen von Fillon wiederum hängen von der Frage ab, ob die in Frankreich eigentlich große Zahl an wertkonservativen (und meist katholischen) Wählern Fillon seine „Affären“ verzeiht und ihn trotzdem wählt. Die Chancen Mélenchons doch in die Stichwahl zu gelangen, hängen wiederum entscheidend davon ab, ob die Wähler des aussichtslosen linken Kandidaten Hammon (derzeit 7,1%) sich für ihn entscheiden werden.

In Frankreich selbst enden die Wahlen in großen Städten um 20.Uhr, in vielen ländlichen Gebieten bereits um 19.00Uhr. Um 12Uhr und um 17Uhr gibt das Innenministerium Auskunft über den Stand der Wahlbeteiligung – wie gesagt, eine vermutlich entscheidende Größe in dieser Wahl. Ab 20Uhr gibt es Wahlprognosen, belastbare Ergebnisse könnten aufgrund der Enge des Rennens erst gegen Mitternacht vorliegen.



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8 Kommentare

  1. Außer für einen Daytrader ist die 1. Wahl doch an und für total unwichtig. Was sollen die Umfragen zur 1. Wahl bewirken: 23 zu 21 zu 19 zu 18.

    Die Umfragen zur 2. Wahl sind das Entscheidende:65 zu 35.

    Da müsste ja sonstwas bis Mai passieren, dass sich das so stark verschiebt. Und das sowas passieren könnte, hält außer mir sowieso niemand für möglich. Ja eigentlich nicht mal ich, da die richtigen Katastrophen erst nach den entscheidenden Wahlen stattfinden werden.

    So gesehen sollte ich heute wirklich Long gehen – wenn ich es doch einmal schaffen würde, die Short-Verluste zu realisieren. Ok, falls doch Melenchon und LePen in die Stichwahl kämen, das wäre dann schon was anderes. Da ist ein gewisses Restrisiko. Mir geht es wie @Thomas und vielen anderen.

    1. Warren Buffett würde uns wahrscheinlich auslachen
      mit unseren endlosen Diskussionen über Politik, Steuern, Nordkorea, Le Pen und Trump. Unser ewiges „Was wäre, wenn“, würde ihn wohl amüsieren.
      Er kauft gute und billige Aktien, der Rest scheint ihn wenig zu interessieren.

      1. Danke, Columbo, für den Erinnerungs-Hinweis auf Warren Buffet.
        Das ist wirklich war. Wir hier wollen in der Mehrheit immer den schnellen Gewinn.
        Der Mann denkt langfristig. Das hat mich vor Jahren schon immer gewundert, weil ich ihn als Mensch schon damals als recht alt angesehen hatte. Heute ist er noch älter. Und trotzdem hat er Recht.

        Wenn ich meine Liquidität nicht schon in „Puts“ gepulvert hätte, würde sich gerade bei meiner Einstellung anbieten, ein paar dividendenstarke Aktien ins Depot zu legen.
        Sollen sie doch ruhig mal 10% fallen – ja und. Wenn ich es bei Puts aussitzen will, könnte ich das auch bei wirklichen Sachwerten.

        1. @Gerd,
          irgendwann muß man den Schlußstrich ziehen unter die „Puts“ und ich unter die entgangenen Gewinne durch zu langes „Herumlungern“ an der Seitenlinie. Morgen ist ein neuer Tag.

          1. Ist ja richtig. Vollkommen richtig.
            Und doch werden Sie das auch selbst schon erlebt haben. Gerade den Verlust realisiert und dann geht es plötzlich doch in Ihre zuvor gewünschte Richtung.
            Anscheinend ist meine Psyche eher bereit einen Totalverlust hinzunehmen, als freiwillig „vorzeitig“ aufzugeben.

            Erschwerend kommt für mich hinzu, dass ich zwar Aktien für alternativlos halte, andererseits aber im weiteren Jahresverlauf enorme Gefahren am Horizont aufziehen sehe. Wenn schon, müsste es eine kurzfristige Spekulation sein – oder wiederum eine sehr lange, wie bei Buffet.

            Klar, selbst wenn mein negatives Zukunftszenario eintreten würde – was ja hoffentlich gar nie passiert – spräche nichts dagegen zumindest die Puts j e t z t erstmal aufzulösen und ggf. etliche Hundert Punkte höher mit einem höheren Basispreis erneut einzusteigen. Aber wie gesagt.
            Ich schicke gerade auch noch eine Antwort an KARL ab. Die wird Sie ohnehin an meinem Verstand zweifeln lassen.

    2. Der Anteil der noch unentsclossenen Wahlberechtigten ist sehr hoch.
      Was,wenn es heute, morgen oder schlimmstenfalls am Sonntag in Frankreich neuerlich einen Anschlag gibt?
      Vielleicht fährt Le Pen im ersten Wahlgang ein überragendes Ergebnis mit Platz Eins ein.
      Heute im Dax Long gehen ist m. M.nach ein absolutes Hazardspiel, denn die allerpositivsten Szenarien und Ausgangsmöglichkeiten sind bereits eingepreist!!!
      Sonderbar ist auch, dass die grossen Player es nicht schaffen, Gold runterzuprügeln und der Euro entsprechend der poSitiven Erwartungen nicht wirklich Stärke zeigt, und das bei eher schwachem USD.

      1. Karl, das wird nie und nimmer vor Beendigung der Wahl Mitte Mai passieren. Auf gar keinen Fall. Zumindest nicht in einem Ausmaß, dass LePen mehr als 50% bekommt.
        Warum nicht?
        Eine Zielvorgabe, die der gläubige Moslem zu befolgen hat, ist die Verbreitung seines Glaubens in allen Ländern – und zwar so, dass der Islam die Vorherrschaft hat. Islamische Bomben sollen nämlich nicht nur erschrecken und Angst verbreiten, wie man uns immer einreden will.

        Und die tonangebenden radikalen Moslems mögen zwar blöd sein – aber so blöd auch wieder nicht, dass sie sich selbst Steine in den Weg legen würden.

        Was hätten sie davon, wenn sie mit ihrer Bomberei Frau LePen zu Macht verhelfen würden? Ergebnis unter anderem:
        Kein weiterer Nachschub an Kämpfern, weil LePen keinen mehr reinließe. Hartes Durchgreifen bei allen schon im Lande Verweilenden. Dass bei jedem Anschlag zu hören ist, dass der Täter bereits den Behörden bekannt war, gibts dann nicht mehr. U.s.w.

        Was wir bis jetzt erleben, ist alles nur unter Warmup von einzelnen Ungeduldigen abzuhandeln. Der eigentliche Angriff mit Tausenden Opfern beginnt erst n a c h d e m die Altparteien wieder im Amt vereidigt worden sind. Das gilt nicht nur für Frankreich, sondern auch für die anderen europäischen Länder, und ganz besonders für Deutschland. Deutschland hat also noch Zeit bis zum 4. Quartal. Und logisch wäre, wenn aus Rücksicht auf die in Deutschland sich organisierenden Kämpfer und deren Nachschub auch in Frankreich zunächst noch die Vereidigung des deutschen Bundeskanzlers abgeartet wird.
        Also, das wäre logisch. (Doch manchmal läufts natürlich auch anders.)

        Also, Sie könnten unter der Voraussetzung von Logik die deutschen Qualitätsaktien auch heute schon kaufen. Wie gesagt DAX 13000 halte ich für möglich. Aber in May sollten Sie ggf. wieder sellen, weil dann die Urlaubsmonate kommen. Und danach bereits die Unsicherheit wegen der Bundestagswahl. Und danach … wie gesagt.
        Es sei denn, Sie handeln langfristig wie Warren Buffet, dann sollten Sie auf jeden Fall heute kaufen, weil Sie auch mal ein einen sehr heftigen DAX-Absturz locker aushalten. Und immerhin geht die große Mehrheit ohnehin sowieso davon aus, dass wir auch in diesem Jahr noch einen friedlichen Dezember vor uns haben. Und warum sollte ausgerechnet ein Pessimist wie ich richtig liegen?

        1. Ich jedenfalls glaube nicht an den grossen Höhenflug im DAX Anfang nächster Woche.
          Die Amerikaner haben diese Woche ihre Indizes stabilisieren können, heute gehts wahrscheinlich nochmal leicht hoch. Die Welt spricht wieder vom Trump-Trade, aber nur deswegen, weil der Donald diese Woche wieder Innenpolitik gemacht hat. Multitasking ist halt nicht sein Ding! Nächste Woche macht er dann wieder Aussenpolitik, und die Märkte werden fallen. Bezüglich Frankreich sind die Abwärtsrisiken wesentlich höher als das Gewinnpotential! Den DAX sehen wir heute gleich noch etwas höher, dann kann man getrost übers Wochenende short gehen, sofern man geneigt ist, Risiko zu tragen. Le Pen wird leider zu stark sein im 1. Wahlgang, und die Bullen werden sich die Hörner abschlagen und zu Kühen mutieren.

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