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Wal Mart streicht 7.000 Arbeitsplätze: Nein, das hat bestimmt nichts mit höheren Stundenlöhnen zu tun

Wal Mart will in den nächsten Monaten 7.000 Arbeitsplätze streichen. Dabei soll es sich ausschließlich um Backoffice-Mitarbeiter in den Filialen handeln. Die Mitarbeiter, die bisher für die...

FMW-Redaktion

Wal Mart will in den nächsten Monaten 7.000 Arbeitsplätze streichen. Dabei soll es sich ausschließlich um Backoffice-Mitarbeiter in den Filialen handeln. Die Mitarbeiter, die bisher für die Buchhaltung bei der Warenannahme usw zuständig waren, werden ersetzt durch ein zentralisiertes und rationalisiertes Verwaltungsverfahren. Diese nun überflüssigen Mitarbeiter sollen laut WSJ raus aus dem Hinterzimmer, und rein in den sichtbaren Kundenbereich. Dort sollen die Mitarbeiter, die in den Supercentern bisher mit am meisten verdient haben, jetzt wohl oft deutlich weniger verdienen, und auch deutlich einfachere Tätigkeiten ausführen. So könnten bisherige Löhne von zum Beispiel 13 auf 11 oder 10 Dollar pro Stunde sinken?

Aber nein, wir sind sicher es geht hierbei ausschließlich um „normale“ Rationalisierungsmaßnahmen. Das hat ganz sicher nichts damit zu tun, dass Wal Mart zuletzt die Stundenlöhne angehoben hatte um massive öffentliche Proteste wegen zu geringen Stundenlöhnen abzuwürgen (auf Dauer schlecht fürs Image). So wurden ab diesem Frühjahr für 500.000 der 1,3 Millionen Mitarbeiter die Löhne angehoben. Wenn man gleichzeitig niemanden entlässt, sondern nur intern anderweitig beschäftigt, müssen eben die Löhne von bisher besser bezahlten Mitarbeitern sinken, wenn die Firma keine insgesamt steigenden Lohnkosten hinnehmen will.

Eigentlich eine ganz einfache Rechnung. Durch den Wechsel in die Kundenbetreuung muss Wal Mart dort natürlich in Zukunft erstmal keine neuen Mitarbeiter neu einstellen – das spart auch Geld. Also ob man es so oder so sieht: Es sind Stellenkürzungen, die potenziellen neuen Mitarbeitern die Jobs vorenthalten. Und abseits von Wal Mart? Die Gesamtzahl der Beschäftigten im Einzelhandel in den USA fiel in der Krise nach 2008 ab, ist aber seitdem konstant am Steigen, und hat die Vorkrisen-Niveaus überschritten (jetzt fast 16 Millionen Arbeitsplätze).

Einzelhandel 1
Grafik: BLS

Was sagt uns das? Viele Arbeitsplätze, die aber von den Bezahlungen her niedrig gehalten werden müssen – man beachte die Konkurrenz durch Amazon, die in den USA deutlich härter zuschlägt als in Deutschland. Noch ist der gesetzliche Mindestlohn in den USA bei 7,25 Dollar (landesweit). Es gibt regional höhere Löhne – aber was passiert, wenn Hillary Clinton 15 US-Dollar Stundenlohn durchsetzt wie im Wahlkampf angekündigt? Wie soll dann noch ein Einzelhändler mit diesen Lohnkosten gegen Amazon bestehen? Dann könnte diese Kurve bergab gehen, und es wird es in den USA mehr denn je heißen: Automatisierung bitte! Also, es müssen in neuen „innovativen“ Branchen jede Menge neue Arbeitsplätze her, um auch nach dieser Automatisierungswelle Menschen überhaupt irgendein Einkommen zu ermöglichen!



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