Devisen

Warum der Euro auf 1,40 steigt – wenn es zum Grexit kommt!

Von Markus Fugmann

Robert Schröder gelangt aufgrund seiner Elliott-Wave-basierten Analyse zu dem Schluß, dass der Euro noch in diesem Jahr auf 1,40 steigen dürfte. Allerdings erwartet er eine Lösung in der Griechenland-Frage:

„Der infantile Hickhack um Griechenland hört nicht auf. Immer härtere Drohungen und wirklich aller allerletzte Ultimaten sollen es jetzt richten, damit Griechenland den Euro und die Eurozone nicht in die Tiefe reißt. Dabei ist diese Angst unbegründet. Denn der Euro zeigt schon erste konstruktive Ansätze einer positiven Trendwende. Sieht das denn niemand?“

Doch, wir sehen das auch! Aber anders als Robert Schröder meint, dürfte es gerade bei einem Grexit zu einem Anstieg des Euro kommen. Der Grund dafür aber ist nicht das von Banken vorgebrachte Mainstream-Argument, dass die Eurozone ohne Griechenland schließlich besser dastehen würde und daher der Euro aufwerten würde. Ganz im Gegenteil.

Wer verstehen will, was bei einem Grexit passieren würde mit dem Euro, der sollte sich die Ereignisse der Finanzkrise in Erinnerung rufen – auch wenn die Lehman-Pleite eine Überraschung war, während die Griechenland-Pleite gewissermaßen eine Überraschung mit Ansage wäre. Wie auch immer – in Folge der Krise nach der Lehman-Pleite kam es zu einem starken Anstieg des Dollar. Warum? Weil die Welt in Dollar verschuldet war und die um sich greifende Unsicherheit die Kreditgeber veranlaßte, neue Sicherheiten für diese Kredite zu verlangen. Das wiederum führte zu einem Run der in Dollar Verschuldeten auf den Dollar. Euro-Dollar stürzte in kurzer Zeit von 1,60 auf 1,25 ab:

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Spätestens seit Ankündigung des QE durch die EZB aber ist die Welt diesmal in Euro verschuldet, weil die Zinsen deutlich nieriger sind als im Dollar-Raum. Amerikanische Unternehmen begeben in der Eurozone Anleihen, verschulden sich also in Euro – ebenso wie zahllose andere Unternehmen aus dem Nicht-Euro-Raum. Oder man leiht sich günstige Euros, die man in noch einigermaßen gut verzinste Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen in anderen Währungsräumen anlegt, oder eben auch in höher verzinsten Währungen.

Käme es zu einem Grexit, dürfte dann ein ähnlicher Mechanismus ablaufen wie in der Finanzkrise: die Kreditvergabe gerät ins Stocken, die Kreditgeber verlangen Sicherheiten für die Kredite, zahlreiche margin calls würde die Investoren dazu zwingen, sich mit Euros einzudecken: Carry-Trader wären schließlich gezwungen, ihre Positionen aufzulösen und würden so als Euro-Käufer auftreten. Die Folge wäre ein „Euro-Crash nach oben“, ein schneller Anstieg auf 1,40 – oder darüber hinaus.

Denn die Märkte, das ist eine Lehre aus der Geschichte, gehen meist den Weg des größten Schmerzes. Und der größte Schmerz wäre ein massiver Anstieg des Euro! Siehe zu diesem Zusammenhang auch unseren Artikel „Der Euro ist der neue Dollar – was nicht passieren darf..



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5 Kommentare

  1. Die Einwohnerzahl von Griechenland ist um 2 Mio grösser als die in der Schweiz. Die Schweiz hat 1/10 der Einwohner von Deutschland. Die US-Bürger geht es z.Z. so gut wie in der Schweiz. Wieso soll dann noch der EURo zum US-Dollar steigen? Es wäre natürlich eine gute Short Gelegenheit :-)

    1. genau, brilliante logik. lol

      1. 10% der Amerikaner geht es so gut wie den Schweizern! 60% haben nichts….anzuschauen abseits der Touristenruten

        1. Genau so ist es!

  2. Die Hoffnung stirbt ja bekantlich zuletzt, aber…
    Euro ist immer noch massiv überbewertet gegen Dollar und muß runter auf 0.5.
    Es handelt sich beim Euro nämlich um eine kommunistische Politwährung.

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