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Warum der Ölpreis keine Fahrt aufnimmt

Warum steigt der Ölpreis nicht an? Eigentlich hat doch das Wort der Saudis Gewicht? Wenn nicht sie, wer sonst kann den Ölpreis beeinflussen? Es geht wie immer um die aktuelle Fördermengen-Reduzierung, die Ende Mai...

FMW-Redaktion

Warum steigt der Ölpreis nicht an? Eigentlich hat doch das Wort der Saudis Gewicht? Wenn nicht sie, wer sonst kann den Ölpreis beeinflussen? Es geht wie immer um die aktuelle Fördermengen-Reduzierung, die Ende Mai ausläuft. Letzte Woche hörte man aus Saudi-Arabien, dass intensiv über die Verlängerung der Kürzung für weitere sechs Monate gesprochen wird. Und die Chancen dafür stehen gar nicht mal schlecht. Das hätte eigentlich den Ölpreis deutlich steigen lassen müssen.

Aber inzwischen hat wohl auch der letzte Optimist bemerkt, dass dieses Vakuum auf der Angebotsseite zügig von den Frackern und anderen Förderern geschlossen wird. Im Chart unten sieht man links den kurzen Ölpreis-Anstieg von letztem Donnerstag ausgelöst durch die saudischen Aussagen, der aber sofort wieder verpuffte. Der zweite Kreis zeigt den Zeitpunkt, als am Freitag Abend die wöchentliche Zahl der „Rig Counts“ veröffentlicht wurde, also die  Zahl der aktiv betriebenen Öl-Bohrstellen in den USA.

Die Zahl stieg Stand Freitag die neunte Woche in Folge um weitere 14 auf 631. Der Höhepunkt kurz vor dem Beginn des „Öl-Kriegs“ zwischen Golfstaaten und Frackern lag im Oktober 2014 bei 1.609. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber wie gesagt – es geht seit neun Wochen bergauf. Das spiegelt genau den Zeitraum wieder, wo OPEC und Nicht OPEC-Länder ihre Kürzungen von bis zu 1,8 Mio Barrels pro Tag angefangen haben vorzunehmen.

Und der dritte Kreis von gestern schließlich zeigt den Zeitpunkt, wo gestern „schlechte“ Nachrichten als Libyen kamen. Zumindest schlecht für die Ölpreis-Bullen. Dort werden nämlich gerade die Häfen von Es Sider und Ras Lanuf hochgefahren, damit sie in Kürze wieder Öl-Exporte abwickeln können! Libyen beteiligt sich nicht an der Fördermengen-Kürzung. Selbst wenn – in dem Land, dass eh kein richtiger Staat ist, herrscht ein derartiges Chaos, dass eine externe Überprüfung einer Kürzung sowieso kaum möglich wäre.

Und hinzu kommt noch folgende Tatsache. Zocker wie zum Beispiel große Hedgefonds lagen in den letzten Wochen mit ihren dramatischen Long-Überhängen in Öl-Futures brutal daneben. Wenn die jetzt gerade dabei sind Teile ihrer Longs abzubauen, übt das zusätzlichen Verkaufsdruck aus. Fazit: Bei der normalerweise extrem bullischen Aussage der Saudis von letztem Donnerstag müsste Öl längst viel höher stehen. Aber wir haben ja gerade aufgezählt, warum es anders kam. Vom gestrigen Tief hat sich der Ölpreis bis jetzt um 70 Cents nach oben erholt. Die Tendenz ist unklar, aber sensationeller Kaufdruck wegen der möglichen Verlängerung der Kürzungen sieht anders aus.


Mai-WTI seit letztem Mittwoch.



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1 Kommentar

  1. @FMW-Redaktion:

    Verstehe den vierten Punkt nicht.
    Die fortlaufend extremere Long-Positionierung wurde hier immer als steigende Belastung für den Ölpreis gesehen, dann müsste doch der Logik folgend der Druck auf den Ölpreis bei einem Abbau der Long-Positionierungen nachlassen und ihn dann eher unterstützen, oder?

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