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Warum die asiatische IWF-Alternative den USA Angst macht

Von Claudio Kummerfeld

Asiatische Länder, aber seit Kurzem auch europäische Länder wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien, beteiligen sich an der „Asian Infrastructure Investment Bank“ (AIIB). Warum die asiatische IWF-Alternative den USA Angst macht, erläutern wir hier.

IWF
Zentrale des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington D.C.
Foto: IWF

Die USA sind mit 17,69% größter Anteilseigner beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und mit 10-21% größter Teilhaber bei der Weltbank ( von-bis, da aufgeteilt in 5 einzelne Unterorganisationen mit verschiedenen Anteilsgrößen).

Blamage für die USA

Die USA dachten es würde immer so weiter gehen. Notleidende Länder würden beim IWF und für längerfristige Finanzierungen bei der Weltbank anfragen. Durch die strikten Bedingungen der beiden Institutionen, die maßgeblich durch die stärksten Anteilseigner gelenkt werden (so wie üblich bei jedem Unternehmen), würde man Länder gefügig halten können. Aber es kam in den letzten Monaten zu einer Blamage. Nicht nur Deutschland, Frankreich und Großbritannien, auch Japan und Australien traten nach und nach der AIIB bei – nach dem Motto „besser mitmachen und etwas Einfluss haben als draußen sein und gar keinen Einfluss haben“. Die USA werden nicht beitreten – dies könnte man als „die einzige Supermacht des Planeten“ gegenüber seinen eigenen Wählern nicht verkaufen – eine Schmach, wenn man mit den Steuergeldern der Wähler eine quasi chinesische IWF-Alternative mitfinanzieren würde. Der US-Dollar, der im sogenannten „Währungskorb“ der synthetischen IWF-Währung (Sonderziehungsrecht) als Basiswährung die Hauptrolle spielt, wird im Währungskorb der AIIB (den wird sie wohl auch einrichten) gar keine Rolle spielen, da die USA ja nicht Teilhaber der Bank sind. Andersrum gesehen… China ist Mitglied beim IWF – die Haupteigner des IWF haben aber bisher verhindert, dass der chinesische Yuan in den IWF-Währungskorb aufgenommen wird – so viel dazu.

Letztlich geht es um Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit, Anerkennung – der Yuan soll sich ernsthaft als reale Reservewährung etablieren, in Asien, Afrika, Südamerika – und der Yuan als eine Hauptwährung bei einer globalen Finanzierungsbank… das ist schon was. Im Gegenzug bedeutet das für den US-Dollar genau das Gegenteil.

Afrika war bisher IWF-Land

Zwar soll die AIIB sich zunächst auf Asien konzentrieren, aber das muss nicht so bleiben. Man darf annehmen, dass China als dominierende Kraft in der AIIB früher oder später dem IWF und der Weltbank ihren Einfluss in Afrika streitig machen wird. Der Grund heißt „Abhängigkeit“. Siehe Griechenland, siehe Ukraine. Wer Geld gibt, kann auch Bedingungen diktieren. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben.

Gerade in Afrika, auf das die USA schon seit Jahren, von der „Mainstream“-Presse fast unbeobachtet, ein Auge geworfen haben, ist voller Bodenschätze und instabiler Regierungen. Die ausgestreckte Hand einer Bank wie dem IWF anzunehmen kann für Länder ohne Devisenvorräte verführerisch sein. Nimmt man die ausgestreckte Hand ein Mal an, muss man die Bedingungen akzeptieren, die da vor allem wären: freier Marktzugang für US-Produkte! Und genau diesen „freien“ Zugang, vor allem auch für die Ausbeutung wertvoller Rohstoffe, dürfte China im Auge haben. Bereits jetzt investiert China in Afrika massiv in Infrastrukturprojekte und darf im Gegenzug Rohstoffe aus Afrika nach China verschiffen.

Die folgende Tabelle zeigt exemplarisch die rege Kredittätigkeit der Republik Kongo mit dem IWF auf. Man kann quasi sagen, dass der Kongo jährlich neue Kreditsummen empfängt – eine dauerhafte nicht enden wollene Umschuldung. Führt man sich dies vor Augen, wird klar: mit diesem Mittel kann man als größter Anteilseigner des IWF einen soften, unsichtbaren Druck ausüben. In politischen und wirtschaftlichen Verhandlungen wissen die Politiker des Kongo sicherlich, was von ihnen erwartet wird.

Hier geht´s zur IWF-Übersicht mit allen Kongo-Transaktionen
SDR= Sonderziehungsrecht (künstliche IWF-Währung) 1Euro = 0,79 SDR

Spielregeln

Gerade China hatte immer wieder betont, dass die USA mit ihren 17,69% einen viel zu großen Stimmenanteil beim IWF haben, und China gleichzeitig nur 3,81%. Ein durchaus berechtigter Einwand. Tritt nun die AIIB anstatt des IWF auf um in Afrika einzelnen Staaten zu „helfen“, so diktiert fortan China die Bedingungen. Rohstoffe zuerst nach China, und nicht in die USA, könnte die Devise lauten. In den letzten 100 Jahren bestimmten die USA diese Spielregeln – aus ihrer subjektiven Sicht mehr als verständlich, wenn auch moralisch verwerflich, dass man weiterhin die Zügel in der Hand behalten will. Genau so ist es nachvollziehbar, dass China mit 1,3 Milliarden Einwohnern endlich seinen Stück vom Kuchen abbekommen möchte.



Unser Gastautor Ernst Wolff hat unter dem Titel „Der IWF bereitet sich auf das Ende der US-Dollar-Ära vor“ einen sehr interessanten Artikel veröffentlicht. Falls er sie interessiert, klicken Sie bitte hier.



Quellen:
Internationaler Währungsfonds
Weltbank



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