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Was ist mit dem Euro los? Kapituliert die EZB im Abwertungswettkampf?

Von Markus Fugmann

Was gestern beim Euro passiert ist, gab es in ähnlicher Form zuletzt im Dezember nach der massiven Enttäuschung damals. Der Unterschied diesmal: zuerst ging es heftig nach unten, bevor dann der massive Anstieg kam – über 3%! Klar: die riesige Bazooka der EZB sorge für den Abverkauf, die Aussage Draghis, dass nicht mehr wirklich viel zu erwarten ist von der EZB in Sachen weiterer Zinssenkungen, ließ die Gemeinschaftswährung nach oben schießen.

Aber gibt es einen anderen, gewissermaßen tieferliegenden Grund für den Anstieg? Vermutlich ja. Und der lautet: der Markt riecht, dass sich der Fokus der EZB verschoben hat. Was hat sich verschoben? Mit einem Wort: die EZB scheint ihre Absicht aufgegeben zu haben, den Euro unter allen Umständen nach unten zu drücken!

Wichtiger scheinen ihr nun die Ankurbelung des Wachstums – und die Stärkung der Banken, daher gleich vier neue LTROs auf einen Schlag. Die Notenbank scheint ihren Blick also verstärkt auf die Banken zu richten, beunruhigt vor allem durch das Hochschießen der Credit Default Swaps für die Deutsche Bank und die heftigen Gewinnwarnungen anderer europäischer Banken. Sie will nun die Banken stützen, indem diese nun faktisch zu Negativzinsen Geld leihen können – und das ist mehr als ein Trostpflaster für die weitere Absenkung des Einlagezinses. Die Hoffnung: geht es den Banken gut, werden sie wieder mehr Kredite vergeben. Zwar hat das schon der Vergangenheit nicht funktioniert – aber die Hoffnung stirbt eben zuletzt. Und wenn sich die Eurozone eines nicht leisten kann, ist es der Zweifel über die Überlebensfähigkeit von Banken – man ist gewissermaßen schockiert in Frankfurt über die Ereignisse um die Deutsche Bank und glaubte daher in großem Maßstab handeln zu müssen.

Und: die EZB hat vermutlich eingesehen, dass ein weiterer Abwertungswettlauf des Euro keinen Sinn macht – die Inflation wurde auch durch den schwächeren Euro nicht wirklich angekurbelt. Irgendwann ist einfach Schluß, so die gestrige Botschaft Draghis, unbegrenzt kann das nicht weiter gehen.

Der zweite Grund, der den heftigen Anstieg des Euro erklären könnte, ist der „Japan-Effekt“. Als die Bank of Japan den Einlagezins (abgestuft) in den Negativbereich senkte, passierte etwas Merkwürdiges: es kam zu einer Art Aufwärts-Crash des Yen. Das Gegenteil war eigentlich zu erwarten gewesen. Aber die Märkte in Nippon hatten offenkundig den Glauben an ihre Notenbank verloren – und die gestrige Reaktion des Euro könnte sich aus ähnlichen Motiven speisen.

Wie auch immer: das Chartbild des Euro hat sich nachhaltig aufgehellt. Aber: auch im Dezember hatte der Euro heftig aufgewertet, lange dauerte dieser Höhenflug aber nicht, er ging dann in eine Seitwärtsbewegung über:

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Dazu der gestrige Verlauf:

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Vermutlich wird er Euro also auch diesmal in eine Seitwärtsbewegung übergehen. Für die Aktienmärkte ist nun zweierlei entscheidend:

1. Der Euro darf nun nicht weiter impulsiv steigen

2. Die Bankaktien müssen sich erholen und eine Reaktion auf die TLTROs zeigen

Passiert beides, sieht die Lage am Aktienmarkt nach dem ersten Schock wieder gut aus. Passiert es nicht, wird es knallen!



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3 Kommentare

  1. Haha, schöner Artikel scheint mir aber nur so zu sein, dass hier bei John Hardy abgeschrieben wurde und nur der Wortlaut geändert wurde. Egal, trotzdem ein schöner Artikel.

  2. Vermutlich muss man Notenbanker sein, um das verstehen zu können.
    Draghi versucht weiterhin mit kostenlosem Geld plus Bonusdreingabe(Negativzinsen auf die LTROs) die Kreditvergabe anzukurbeln. Was ist aber, wenn die Privatperson gar kein Kredit will, da sie schon alles hat bzw es sich nicht leisten will oder die Firma keine neue Produktionsstätte bauen will, da der Abnehmer in China nicht mehr so viel abnimmt. Was dann?
    Wer soll denn das mehr als billige Geld den Banken abnehmen?

    Ich weiß es nicht!

    Irgendwo hieß es mal, man kann die Pferde nicht zum saufen zwingen.

    Deshalb wird das meiner Meinung nach nichts bringen!

    1. Gibt noch genug was finanziert werden könnte …bzw müsste.

      Solaranlagen , Eigenheime , sozialer Wohnungsbau , Wohnraum für Studenten , bezahlbaren Wohnraum in jeder Großstadt ….
      Von Staatsausgaben ganz zu schweigen .

      Aber in diesen Zeiten Igel sich die Masse lieber ein . verständlich bei dieser Politik

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