Aktien

Was passiert da? Crash und zerstörte Glaubensgewissheiten

Von Markus Fugmann

Wir erleben derzeit einen regelrechten Crash. Ist das eine Übertreibung? Natürlich. Aber nur deshalb, weil die westlichen Märkte zuvor untertrieben hatten, die Ereignisse in China, die sich schon lange angekündigt hatten, einfach ignorierten. Und wie das so ist, wenn man sich der Realität nicht stellen mag: sie zerstört dann umso heftiger die allseitige Illusion.

Chinas Notenbank ist die erste Notenbank, die komplett versagt hat: erst hat sie mit Rückendeckung der Politik die Menschen geradezu in Aktien getrieben, um dann, als ihr der Anstieg der Märkte zu schnell und zu blasenartig war, über Margin-Erhöhungen versucht, etwas Luft aus der Blase zu lassen. Aber man kann nicht mal eben Luft aus einer Blase lassen, ohne diese Blase komplett zum Platzen zu bringen – diese Erkenntnis hätte Erfahrung mit Märkten vorausgesetzt, und die hat man noch nicht in Peking.

Dass es an Erfahrung fehlt, zeigt auch der heutige Handelstag: die Märkte im Reich der Mitte hatten fest damit gerechnet, dass die Notenbank den Mindestreservesatz für Banken senkt – was sie aber nicht tat. Daher der erneute Crash, den die Notenbank dann wieder durch umso größere Massnahmen zu reparieren versuchen muss. Das hätte man einfacher haben können.

Chinas Notenbank ist die erste Notenbank von globaler Bedeutung, die komplett versagt hat. Sie hat die Kontrolle verloren – Chinas Zocker aber hatten sich eben auf diese Kontrolle verlassen – ebenso wie die westlichen Märkte sich auf die Kontrolle der Fed oder der EZB verlassen. Wohl zu Unrecht. Dennn schon die EZB hat es nicht geschafft, das Wachstum durch ihr QE anzukurbeln. Geht der Glaube an die Allmacht der Notenbanken verloren, ist der letzte große Mythos an den Finanzmärkten zerstört. Man darf gespannt sein, ob die Aktien-Apologeten, die uns immer wieder sagen, dass an Aktien kein Weg vorbei ginge, weil Aktien im längeren Zeitfenszter immer steigen würden, dann ihre Predigt immer noch halten werden. Es ist alles eine Frage des Einstiegspreises – und wer zu spät einsteigt, den bestraft das Leben!

Es ist nun zeitnah zu erwarten, dass Chinas Notenbank das nachholt, was sie am Wochenende versäumt hat. Sie wird nun hektisch ein Massnahmebündel auspacken, das die Märkte erst einmal wieder nach oben bringen dürfte. Aber das wird nicht von langer Dauer sein, weil die Märkte begreifen, dass auch diese Massnahmen eher ein Zeichen der Schwäche sind, eine Panik-Reaktion.

Und so ist die Chance groß, dass wir es nicht mit einer normalen Korrektur, sondern dem Begin eines Crashs zu tun haben. Nach dem fast überall die Zinsen auf Null sind, QE betrieben worden ist – was bleibt dann noch? Die einzige Chance ist vielleicht, den Markt ausser Kraft zu setzten – und es würde nicht nicht wundern, wenn das passieren würde. Denn die Machthaber lieben den Kapitalismus nur solange, wie er ihnen nützlich ist..



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4 Kommentare

  1. Überraschend zu sehen, wie hier die Stimmung auch immer tiefer fällt – aber erwartungsgemäß meinerseits eigentlich nicht.
    Ich für meinen Teil würde hingegen eine Trennung zwischen dem sozial-wirtschaftlichen Gefüge (aktuell „Kapitalismus“ genannt) und dem monetären System ziehen – die haben beide nichts gemein und noch nicht einmal einen Zusammenhang. Geldsysteme gab es schon vor dem aufkommenden Kapitalismus und alle hatten bisher ein systemisches Ende durch letztendlich die gleiche Systematik gefunden. Es wäre sicherlich besser, hier eine Differenzierung zu vollziehen.

  2. Es müssten doch auch Charttechnisch die wichtigsten Märkte mit dem Death Cross versehen sein, was den Abwärtsstrudel auch beschleunigen dürfte!!!??? Oder?

  3. Ich wäre mir nicht sicher, ob DAX &. co. heute mit Verlusten schließen. Aber das „Todeskreuz“ das der DOW und der DAX (L&S) erreicht haben, besagt, dass wir die Trendwende sahen. Bei L&S sind sowohl GD200 als auch GD50 abwärts gerichtet. Das sollte der Beginn einer Baisse sein. Der Absturz von 11500 auf heute früh (unter) 9800 binnen weniger Tage geht schon mal als Crash durch. Dem folgt gewöhnlich eine technische Erholung und dann sollte es weiter gen Süden laufen. Bis die Narrenschiffe alle versenkt sind und der Tod der Aktie verkündet wird. Dann geht es wieder aufwärts.

  4. Erstaunlich ist, dass der Euro nicht auf 1,22 hochgeschossen ist. Nämlich bei dem DAX-Stand 9800 auf diesem Niveau stand der Euro zuletzt zwischen 1,22-1,24. Für mich ein Anzeichen, sobald der DAX sich erholt, der Euro wieder Richtung Süden dreht. Es ist auch klar, dass bei diesem Chrash der Boden beim DAX schwer auszumachen ist. Ich tippe mal auf einen Bereich zwischen 9300-9800 im Dax. Beim Euro behalte immer noch meine Jahrenendprognose ca. 1.05. China Crash wird Euroraum schwerer treffen als USA. Bei diesem Hype sehe ich ein maximales Aufwärtspotential bishin zwischen 1.1650-1.20, wo die Nackenlinie der SKS-Formation im Monatchart verläuft. Ich gebe diesem Szenario eine Wahrscheinlichkeit von 20-30%. Bildet der DAX auf diesem Niveau den Boden, dann sind wir kurz vor dem Top im Euro. Wird auf jedenfall spannend. :-)

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