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Welche Notenbanken als nächste Negativzinsen einführen könnten

FMW-Redaktion

Fed-Chefin Janet Yellen erwähnte letzte Woche bereits Negativzinsen seien ein Thema – man wisse bei der Fed aber gar nicht, ob man sie einführen könne. Wenn man bedenkt in welchem Zeitlupentempo gerade Notenbanker handeln, dürfte es also noch eine ganze Weile dauern, bis die US-Notenbank Federal Reserve tatsächlich Negativzinsen einführt. Aber noch entscheidender ist: Die Zinsanhebung ist gerade mal 2 Monate her. Bei einem radikalen Negativschwenk in relativ kurzer Zeit würde sie ihre Glaubwürdigkeit verlieren.

Negativzinsen Janet Yellen
Fed-Chefin Janet Yellen. Foto: US Federal Reserve / Gemeinfrei

Der Grund für Negativzinsen liegt darin, dass die Geschäftsbanken gerne überschüssige Liquidität bei den Notenbanken parken und dafür bisher Zinsen erhalten. Die Notenbanken sehen aber, dass die bisherigen Bemühungen (Anleihekaufprogramme / QE) nicht dazu führten, dass die Banken mehr Kredite in die Wirtschaft pumpen. Daher wollen sie jetzt ihre eigene Milch sauer machen. Die Banken sollen Zinsen dafür zahlen, wenn sie ihr Cash bei ihr hinterlegen. Sie sollen so dazu genötigt werden das Cash als Kredite an Geschäftskunden herauszureichen. Ob das wirken wird?

Wer steht abseits der Fed (wird noch dauern) konkret als nächster Kandidat in den Startlöchern? Welche Notenbank könnte demnächst Negativzinsen einführen?

Großbritannien gilt im Augenblick (noch) als Kandidat mit einer geringen Wahrscheinlichkeit. Aber der für UK zuständige UBS-Analyst David Tinsley sieht die Möglichkeit für Negativzinsen (aktuell +0,5%) in UK als durchaus gegeben an, wenn die Wirtschat weiter schwächelt. Auch schätzen inzwischen laut Oxford Economics die Marktteilnehmer die Chancen auf eine Zinssenkung in UK auf mehr als 50% für 2016. Das bedeutet noch nicht eine zwangsläufige Senkung ins Negative, aber noch vor Kurzem war bei der Bank of England von Zinsanhebungen wie in den USA die Rede!

Da wäre dann noch die Bank of Canada (BoC). Die kanadische Wirtschaft rauscht wg. dem Ölpreis-Desaster massiv Richtung Abschwung, da die Ölsand-Förderung in Kanada so ziemlich die teuerste Methode ist Öl zu gewinnen. Die „Overnight Rate“ liegt aktuell bei +0,5%, aber wie die BoC zuletzt in die Diskussion brachte, ist auch ein unteres Ende von -0,5% „denkbar“. Es ist fast wie Copy&Paste. Auch die BoC redet wie alle anderen Notenbanken von ihrem Inflationsziel von 2%, das in 2017 erreicht werden solle. Trotzdem wies man vorsorglich darauf hin, dass man mit voller Kraft auf die quantitative Lockerungs-Orgel hauen könne, darunter auch die Einführung von Negativzinsen – am 9. März wissen wir mehr bei der nächsten Sitzung der BoC. Zitat:

„In the unlikely event that the economy was hit with another major negative shock, the Bank could implement unconventional monetary policy measures. These include forward guidance on the future path of its policy rate, stimulating the economy through large-scale asset purchases (commonly referred to as quantitative easing), funding to ensure that credit is available to key economic sectors and moving its policy rate below zero to encourage spending.“

Norwegen hingegen ist so eine Art Zwitter. Mit einem kleinen Bein steht man schon im Topf der Negativzinsen. Der Zinssatz für „überschüssige Sichteinlagen“ bei der norwegischen Notenbank liegt schon bei -0,25%. Für die Sichteinlagen an sich erhalten die Banken immer noch 0,75% Zinsen. Am 17. März gibt es aus Oslo eine neue Zinsentscheidung. Ob der Hauptsatz gleich ins Negative rutscht? Wäre wohl ein zu großer Schritt von 0,75% Plus gleich ins Negative, aber wahrscheinlich ist eine Absenkung irgendwo Richtung 0%. Die Arbeitsplatzverluste in der norwegischen Öl- und Gas-Industrie setzen dem gesamten Land zu, genau wie in Kanada. Da können auch stärkere Impulse der Notenbank überraschend erfolgen.

Japan führte die Negativzinsen gerade erst ein, auch wenn nur für einen gewissen Teil der Einlagen. Die Bank of Japan hat heute dazu Zahlen veröffentlicht. Ähnlich wie in Norwegen werden Überschuss-Reserven „bestraft“ mit -0,1%. Dies betrifft nur 23 Billionen Yen. Für 206 Billionen Yen an Einlagen zahlt die BoJ weiterhin +0,1%, und 24 Billionen werden mit 0% verzinst.

Negativzinsen gibt es abgesehen davon bereits bei der EZB mit -0,3%, in Schweden mit -0,5%, in Dänemark mit -0,65% und in der Schweiz mit -0,75%. Also bisher vor allem ein europäisches Modell. Wird es bald zum Exportschlager?



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1 Kommentar

  1. Ich glaube,der Zeitpunkt ein privates Unternehmen zu gründen,welches sich der Überschussliquidität der im Geld ersaufenden,von der Pleite bedrohten(ja,richtig gelesen!) Banken annimmt,war nie besser!Wer kann ducksche,panzerknackersichere Geldspeicher bauen&betreiben?,bitte melden!Ich möchte zumindest für die Idee, auch etwas an der galaxieartig lockeren Geldpolitik der Notenbanken,verdienen!

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