FMW

Wenn alles so toll ist – warum kollabieren dann die Rohstoffepreise?

Die Preise für Roshtoffe sind derzeit im freien Fall. Wer verstehen will, warum das so ist, sollte nach China blicken - dort kollabiert derzeit die Kreditvergabe, und das wird Konsequenzen für die globale Konjunktur haben!

Von Markus Fugmann

Die Aktienmärkte handeln auf Allzeithochs, die Volatilität jener Aktienmärkte in der Nähe von Allzeittiefs – die Stimmung ist vielleicht nicht komplett euphorisch, aber doch sehr positiv. Bleibt aber nur eine Frage: warum fallen dann die Rohstoffpreise derzeit in den Keller? Zum Beispiel heute Nacht in China:

https://twitter.com/DavidInglesTV/status/859943401910751232

Normalerweise sind steigende Aktienmärkte auch gut für Rohstoffpreise – wenn die Märkte an Wachstum glauben, steigen Aktien und Rohstoffe meist im Tandem. Warum aber passiert das derzeit nicht, warum werden Rohstoffe abverkauft, während die Aktienmärkte fröhlich klettern?

Sehen wir uns einmal vor allem jene Rohstoffe an, die in der Industrie oder beim Bau gebraucht werden:

Kupfer:

Platin:

Eisenerz:

Silber:

Es rumpelt also in der Kiste, könnte man sagen. Aber warum? Ein Grund ist sicher die Erwartung steigender Zinsen in den USA, die gestern durch die Aussagen der Fed noch einmal Auftrieb erhalten hat. Ein starker Dollar, tendentiell höher verzinster Dollar bedeutet naturgemäß eher schwächere Preise für unverzinste Rohstoffe.

Ein weiterer Grund aber scheint wesentlich wichtiger, und der heißt China. Aus dem Reich der Mitte kommen zuletzt sehr schwache Konjunkturdaten, so heute Nacht etwa der Caixin Einkaufsmanagerindex mit dem schwächsten Wert seit elf Monaten und nur noch ganz knapp über der entscheidenden 50er-Marke, die Wachstum von Kontraktion trennt.

Vielleicht noch wichtiger aber ist, dass Peking derzeit auf dem Bremspedal steht: man will das Problem der Schattenbanken ernsthafter angehen als zuvor (weil die Hebelung des kreditfinanzierten Finanzsystems im Reich der Mitte ausufert), und die Restriktionen gegen diese Schattenbanken hat deutliche Einbußen an Liquidität zur Folge – viele dieser Schattenbanken waren auch am Rohstoffmarkt aktiv. Sie waren und sind aber auch Kreditgeber – häufig verliehen sie Geld gegen die Hinterlegung von Rohstoffen als Sicherheit (fallen Rohstoffpreise, fallen damit die Sicherheiten im Wert und bringen damit sowohl Kreditgeber als auch Kreditnehmer unter Druck!). Das ist besonders wichtig und problematisch für nicht-staatliche Firmen, die von der Kreditvergabe der offiziellen Banken weitgehend abgeschnitten sind.

Die UBS spricht daher davon, dass der „globale Kreditimpuls“, der bislang weitgehend von der exzessiven Kreditvergabe in China befeuert wurde, „plötzlich kollabiert“ sei. Es waren und sind aber vor allem Kredite, die Wachstum ermöglichen – weniger Kredite heißt also auch, mit zeitlicher Verzögerung von sechs bis neun Monaten, weniger Wachstum.

Der herbe Abverkauf der Rohstoffe ist also eine Art Warnzeichen und Frühindikator zugleich. Denn die Bedeutung der exzessiven Kreditvergabe Chinas für die globale Wirtschaft wird meist unterschätzt: China pumpte in Reaktion auf die Finanzkrise des Westens massiv Geld in die eigene Infrastruktur und sorgte damit für den Aufschwung der Rohstoffpreise nach deren Kollaps während der Finanzkrise.

Die Geldflutung Pekings war damals auch eine entscheidende Vorbedingung dafür, dass Deutschland dann gestärkt aus jenem Beinahe-Zusammenbruch des Finanzsystems im Gefolge der US-Immobilienkrise hervorgehen konnte und zum „Exportweltmeister“ wurde. Mithin half China also entscheidend mit, den fast schon gezogenen Stecker des Finanzsystems wieder in die Steckdose zu stecken! Genauso gut aber kann China eben auch den Stecker für das Wachstum der globalen Wirtschaft ziehen – und die Rohstoffpreise zeigen an, dass genau das derzeit passiert. Es wird dauern, bis das an den Aktienmärkten realisiert wird, aber es wird realisiert werden!

Weiterführende Informationen zu dem Thema Kreditvergabe in China und ihre Bedeutung für die globale Wirtschaft finden Sie hier und hier..



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

11 Kommentare

  1. Ja aber nur wann???

    1. „China pumpte in Reaktion auf die Finanzkrise des Westens massiv Geld in die eigene Infrastruktur und sorgte damit für den Aufschwung der Rohstoffpreise nach deren Kollaps während der Finanzkrise.“

      China pumpt bis heute massiv Geld in das System.
      Wie man sieht, ist auch in China die M1- Geldmenge im März 2017 auf absolutem Rekordstand:

      http://de.tradingeconomics.com/china/money-supply-m1

      Das ist, wie sich inzwischen herumgesprochen haben dürfte, der eigentliche Kurstreiber der Aktienbörsen.

      Chinas Führung wird ihre Machtposition wohl kaum durch einen gezielt herbeigeführten Wirtschaftsabschwung mit Veredelung und sozialen Unruhen gefährden, indem „…China eben auch den Stecker für das Wachstum der globalen Wirtschaft“ zieht.

      1. Sie hatten schon mal eine Geldmengenstatistik (USA) angeführt, bei einem Kommentar Leser/Jens Ehrhard.

        Die Zahlen werden heute anscheinend (leider) kaum noch beachtet. Sollte man tatsächlich hin und wieder mal draufschauen.
        Es gab vor 15-20 Jahren mal eine Periode, da wartete man als Börsianer höchst gespannt jedesmal auf die Veröffentlichung seitens der Deutschen Bundesbank.

        1. @Gerd
          Richtig.
          Die Datenmüll-Inflation heutzutage versperrt den Blick auf die wichtigen Informationen.
          Es ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, nur daß man inzwischen oft noch nicht mal mehr den richtigen Heuhaufen findet… :-)

  2. „Es wird dauern, bis das an den Aktienmärkten realisiert wird, aber es wird realisiert werden!“
    Sehe ich ganz genauso.

  3. Interessant!

  4. Vielleicht passt das auch ganz gut dazu..

    https://www.bloomberg.com/news/videos/2017-05-02/hayman-cio-sees-beginning-of-credit-crisis-in-china-video

    das letzte mal soweit ich gesehen hab, hat der gute Kyle auf fallenden Yuan gesetzt und mehr als nur richtig gelegen.. da kann man schon mal zuhören wenn Kyle Bass was sagt…

  5. Manche munkeln ja schon seit langem, dass sich China zu einem schwarzen Schwan entwickeln könnte. Bevor es aber zu einem Kollaps kommt, wird die chinesische Führung wohl die Daumenschrauben wieder lockern, und dann wird nicht Deflation sondern Inflation exportiert, und meine geliebten Edelmetalle wieder steigen… :-)

  6. Schon mal ’ne richtige Blase gesehen? Absolut par excellence dieser Tage in China…

    https://www.cashkurs.com/kategorie/hintergrundinfos/beitrag/heute-journal-china-entfesselter-immobilien-run/

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage