Aktien

Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?

Von Kilian Kimmel

Die Notenbanken haben mit ihrer Geldschwemme und ihren Mini- und Negativzinsen die Aktienmärkte lahmgelegt. Damit meine ich, dass sie mit bewusster Absicht die Volatilitäten in den Aktienmärkten eliminiert haben. Die Notenbanken haben den Aktienmarkt für die nächsten Jahre in ein Rettungsboot umfunktioniert – er soll die finanzpolitischen Maßnahmen der Notenbanken absichern. Auch wenn der Aktienmarkt mal ein paar Hundert Punkte abgeben muss, es dauert nur Stunden oder wenige Tage bis der Aktienmarkt wieder zum Ausgangsniveau hochgekauft wurde und in eine monatelange Seitwärtsbewegung übergeht. In regelmässigen Halbjahresabständen erfolgt dann eine schnelle 500-Punkte-Aufwärtsbewegung (vor allem verursacht durch Aktienrückkaufprogramme), um von diesem neuen Niveau aus wieder die nächsten Monate seitwärts zu laufen. Ein wirklicher Crash von 20 Prozent ist nur über externe Effekte denkbar: Kriege, Atombomben oder Meteoriteneinschlag. Aber das will niemand, auch nicht der größte Shortie.

Systemimmanente Effekte haben die Notenbanken im Griff. Der Aktienmarkt hat den Charakter eines Sparbuches angenommen. Auch das ist gewollt. Sparbuchinhaber, die bis dato die Risiken an Aktienmärkten gescheut haben, dürfen jetzt bedenkenlos ihren Sparstrumpf in einen Aktienfonds umwandeln.

Die Folge ist, das die Finanzmärkte vollkommen verzerrt sind. Die Risiken werden nicht mehr richtig abgebildet. Spekulanten und Trader verlieren ihre Handlungsbasis. Sie sehen und kennen zwar die Risiken, wissen aber nicht, ob und wie die Finanzmärkte darauf reagieren, um am Ende feststellen zu müssen, das die Finanzmärkte überhaupt nicht reagiert haben. Die 50-Millionen-Dollar-Wette eines amerikanischen Investors, dass der VIX (US-Angstbarometer) bis August 2014 um 50 Prozentpunkte nach oben steigt, ist zwar vor dem Hintergrund des historischen Tiefststandes nachvollziehbar, aber gegen die Notenbanken zu wetten ist bis heute nur dem Oberspekulanten Soros gelungen. Für alle anderen gilt der Satz: Never Fight The FED.

In der Not sind die Notenbanken auch bereit, gestützt und geschützt von der politischen Lobby, bestimmte Rechte außer Kraft zu setzen. So drohte die Bank von England den Inhabern von Kreditausfallversicherungen, ihre Forderungen per Gesetz abzuschmettern, falls sie glauben sollten, dass ihre Spekulation auf einen europäischen Schuldenschnitt aufgehen würde.
Wer hat also unter diesen Vorgaben noch Angst vor einem Schwarzen Mann bzw. Börsencrash? Die Antwort gibt uns auch der Kinderreim: Niemand.



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2 Kommentare

  1. Guten Tag Herr Kimmel,

    wie immer ein sehr guter Bericht von Ihnen!

    Bitte weiter so!

    Viele Grüße

  2. niemand. ….. da gehts noch weiter, oder? … wenn er aber kommt! ….

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