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Wichtig für Häuslebauer: Demnächst wieder mehr Spielraum bei Krediten + Schutz vor Kreditblasen

Der deutsche Häuslebauer kann aufatmen. Die teils absurden Abläufe, die man in den letzten Monaten beobachten konnte, sind bald wohl wieder vom Tisch. Eigentlich solvente Schuldner erhielten...

FMW-Redaktion

Der deutsche Häuslebauer kann aufatmen. Die teils absurden Abläufe, die man in den letzten Monaten beobachten konnte, sind bald wohl wieder vom Tisch. Eigentlich solvente Schuldner erhielten keine Immobiliendarlehen mehr aufgrund der neuen „Wohnimmobilienkreditrichtlinie“, die durch EU-Recht in nationale Gesetze umgesetzt wurde. Nur wurde die Richtlinie offensichtlich in Deutschland härter als notwendig umgesetzt. Das Bundeskabinett hat heute Lockerungen beschlossen, aber der Zustimmung im Bundestag steht nichts im Weg!

Bei der erst seit März geltenden deutschen Wohnimmobilienkreditrichtlinie dürfen Immobiliendarlehen nur dann gewährt werden, wenn die monatlichen Einnahmen der Kreditnehmer ausreichen um „zu Lebzeiten“ das Darlehen auch zurückzuzahlen. Auf die Immobilie als Sicherheit sollten sich Banken nicht mehr verlassen dürfen. Hier hörte man ganz klar den Wunsch der Gesetzesgeber in Brüssel heraus die Blasen vor allem in Irland und Spanien nach der Finanzkrise nicht wieder entstehen zu lassen, wo man nur noch nach Immobilienwerten selbst ging, und wo jeder Niedriglohnempfänger sich Häuser und Eigentumswohnungen zulegen konnte, ohne reale Möglichkeit einer Rückzahlung.

Aber genau dieser Wunsch nach Blasen-Bekämpfung würgte in den letzten Monaten den sehr gesunden deutschen Immobilienkreditmarkt ab. Jetzt soll für die Banken Unsicherheit beseitigt werden bei den Vergabekriterien, um keinen Ärger mit der BaFin oder der Bundesbank zu bekommen. So sollen bei Kreditanträgen wertsteigernde Maßnahmen wie Renovierungen oder Erweiterungen von Immobilien positiv berücksichtigt werden dürfen. Diese Unklarheit verwehrte zuletzt oft auch älteren Hausbesitzern den Zugang zu kleinen Renovierungsdarlehen, auch wenn das Haus selbst schuldenfrei war, und noch letztes Jahr als phantastische Sicherheit gedient hätte.

Auch soll klargestellt werden, dass Regelungen für normale Verbraucherkredite grundsätzlich nicht auf die sogenannten Immobilienverzehrkredite anwendbar sein sollen. Also können Banken, so darf man es verstehen, zukünftig wieder eine Art Balance finden zwischen Tragfähigkeit der monatlichen Rate durch vorhandene Gehälter, und der Werthaltigkeit der zu erwerbenden Immobilie als Sicherheit für die Bank.

BaFin

Was bereits allgemein im Gespräch war, hat die Bundesregierung heute gleich mit verkündet. Für die Verhinderung zukünftiger Immobilienblasen (gibt es also aktuell gar keine?) soll die BaFin als eine Art Kontrollorgan bremsend eingreifen können. Dies soll sie konkret machen können über zum Beispiel eine Höchstgrenze bei der Relation von Immobilienwert zur Darlehenshöhe. Andere Maßnahmen sind noch nicht konkret genannt, aber denkbar. Im Gespräch war allgemein auch schon mal eine maximale Höhe einzuführen, wie viel des Nettoeinkommens ein Schuldner für die monatliche Rate ausgeben darf. Aber aktuell gibt es laut Verlautbarung für solche Notbeschränkungen noch lange keinen Handlungsbedarf, so ist es klar zu verstehen. Aber in dem Bereich Immobiliendarlehen, das muss man schon lobend erwähnen, sind die deutschen Banken im Vergleich zu vielen anderen Ländern sehr seriös unterwegs! Die Bundesregierung zitiert den Staatssekretär im Finanzministerium Dr. Michael Meister heute dazu wie folgt:

„Mit dem heute beschlossenen Gesetzentwurf präzisieren wir die Regelungen des Gesetzes zur Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie. Außerdem schaffen wir eine Rechtsgrundlage für zielgerichtete und passgenaue Instrumente, mit deren Hilfe die BaFin, wenn erforderlich, bei spekulativen Übertreibungen an den Immobilienmärkten eingreifen kann. Das bedeutet nicht, dass die Instrumente sofort zum Einsatz kommen. Sie dürfen nur im Bedarfsfall aktiviert werden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es in der Zukunft auch in Deutschland zu spekulativen Übertreibungen an den Immobilienmärkten kommt. Für diesen Fall treffen wir Vorsorge. Sollte der Einsatz der Instrumente eines Tages erforderlich werden, achten wir darauf, dass diese verhältnismäßig angewendet werden.“



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4 Kommentare

  1. Wenn ich das durchlese, ist das Vorgehen zu der Wohnimmobilienkreditrichtlinie typisch Deutsch. Gefühlt gibt es keine EU-Richtlinie, die bei uns nicht umgesetzt ist und oft noch draufgesattelt wird, wie in dem vorliegenden Beispiel. Aber sich wundern, wenn sich immer mehr Bundesbürger von dieser Politik der Diskriminierung der eigenen Bevölkerung mit Grauem abwendet. Volksvertreter haben einen Eid geschworen, Schaden von der eigenen Bevölkerung abzuwenden. Das lässt ist oft nicht zu erkennen.

    Solange in unserem Land weniger als 50% der Bevölkerung überhaupt in Immobilienbesitz sind, haben wir auch keine Immobilienblase. Wir leben in einem Mieterland. Wenn dann gibt es eine Landflucht und deshalb steigen die Immobiliepreise, vornehmlich in den Städten, exhorbitant in München, Stuttgart, Frankfurt usw. Aber daraus eine Immoblienblase zu konstruieren, ist nicht statthaft. Auf dem Land, je nach Bundesland, bekommt man die Immobilien immer noch relativ günstig. Da ist in den Preisen noch viel Luft nach oben. Wenn diese Preise anfangen überproportional zu den übrigen Preisen zu steigen, dann kann man vielleicht mal anfangen von einer Immobilienblase zu sprechen.

  2. Das ist mal wieder klassisch deutsch abstrus: Ich besitze eine eigengenutzte Immobilie in einer Region, in der die Immobilienpreise seit Jahrzehnten explodieren. Das ursprüngliche Darlehen ist zu 75% bezahlt, der Wert der Immobilie liegt inzwischen beim Vierfachen des aktuellen Restdarlehens. Andere Sicherheiten steigern diesen auf das Fünffache.
    Da die ursprüngliche Finanzierung auf zwei Einkommen basierte, aber zwischenzeitlich die für deutsche Frauen übliche Ehescheidung vollzogen wurde, ist die monatliche Rate gelinde gesagt schwer zu stemmen. Ein Antrag auf Reduzierung der monatlichen Raten mit verlängerter Laufzeit des Kredites konnte aufgrund der Immobilienkreditlinie nicht gewährt werden, weil diese Änderung neu geprüft werden müsse und wie ein Neuantrag behandelt werde.
    Also läuft der alte Kredit weiter, zu aktuell utopischen Zinsen und Tilgungsraten, die auf zwei Personen ausgelegt sind. Eine derartige Auslegung ist jederzeit möglich. Eine Neueinstufung, die weniger Belastung hinsichtlich Zinsen und Tilgung ermöglichen und somit eine realistische Bewertung begründen würde, kann jedoch nicht umgesetzt werden. Weil die monatlichen Einnahmen des Kreditnehmers nicht ausreichen um „zu Lebzeiten“ das Darlehen auch zurückzuzahlen.
    Im Klartext: 2.300,- p.m lassen sich zumuten, 1.300,- nicht.
    Was mag die „Entwicklung“ der Immobilienkreditlinie wohl wieder gekostet haben, was deren Abmilderung?

    1. Ich lese gerade: Nach Kritik von Banken bessert die Bundesregierung bei den neuen Vorgaben für die Vergabe von Wohnimmobilienkrediten nach.
      Wieder mal typisch. Nach der Kritik von Bürgern, die Kredite benötigen oder in Anspruch nehmen wollen, war großes Schweigen und übliches inhaltsloses Gelabere vom deutschen Finanzkapitän auf zwei Rädern.
      Kritisieren Banken (seit 2003 wie auch heute noch als hochseriös, durch Taten eindeutig geoutet und offiziell als vertrauenswürdig eingestuft), reagiert man. Kritisieren Betroffene, stuft man sie als Deppen ein, sofern nicht gerade eine Wahl ansteht.
      Derzeit etabliert sich dieselbe Unfähigkeit zur Führung, derselbe Filz, die gleiche Abneigung gegen Innovationen, durch die eine junge aufstrebende Generation von 1982 bis 1998 schon unter Birne auf Kohl vernichtet wurde, erneut zu State of the Art.

  3. Wieder einmal ein Gesetz bzw. eine Umsetzung, die sinnlos war, die ein paar zigtausend deutsche Bürger benachteiligt hat, die utopische Summen alleine in der Umsetzung und Relativierung der Umsetzung gekostet hat. Bis zur endgültigen Entscheidung, was diese für Deutschland Richtlinie bedeuten soll, werden noch einige Billionen an Rezeptoren in den Gehirnen der Thinktanks von Frau Mutti verglühen. Am Ende wird man uns, wie immer, die perfekte Lösung präsentieren.
    @Lars: Wie es aussieht, werden Sie und viele andere als Kollateralschaden in diesem Desaster gelten das eigentlich für Sie eine Chance hätte sein sollen.

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