Allgemein

Wie die Inflationsrate eigentlich genau berechnet wird

Die Inflationsrate ist letztendlich nichts anderes als die Veränderung der Verbraucherpreise. Dabei geht es nur um die Preise, die Privatpersonen als Endverbraucher zahlen. Entscheidend hierbei ist der...

FMW-Redaktion

Die Inflationsrate ist letztendlich nichts anderes als die Veränderung der Verbraucherpreise. Dabei geht es nur um die Preise, die Privatpersonen als Endverbraucher zahlen. Entscheidend hierbei ist der „Warenkorb“. Denn über die Zusammensetzung des Warenkorbs kann der Statistiker bestimmen, welche Preise denn überhaupt zur Berechnung herangezogen werden. In Deutschland wird der Warenkorb vom Statistischen Bundesamt berechnet. Den größten Brocken macht hier die Wohnungsmiete aus mit einem Anteil an der Preisberechnung von satten 31,7%. Aber wenn man bedenkt: Wie viel seines Netto-Einkommens gibt denn der Durchschnittsbürger für seine Monatsmiete aus?

Dann erscheint dieser Anteil schon recht realistisch zu sein. Das Segment „Verkehr“ macht 13,4% aus. Hochinteressant: Wer hier in dieses Detaildokument eintaucht, der sieht, dass Kraftstoffe wie Benzin und Diesel mit ihren Preisänderungen gerade mal 3,87% am Warenkorb ausmachen als Teil des Segments „Verkehr“. Wenn man unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, wie sehr sich die EZB über die stark steigenden Treibstoffpreise aufregt, die die Inflation ja angeblich so schlimm beeinflussen, dann kann man sich seinen Teil dazu denken! Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke machen 10,2% des Warenkorbs aus. Freizeit, Unterhaltung und Kultur beanspruchen im Warenkorb mit 11,4% einen größeren Anteil.




Wer es im Detail mag: Interessant und teilweise auch lustig/merkwürdig wird es, wenn man sich anschaut, wo denn nun per Definition der Unterschied ist zwischen den „normalen“ in Deutschland gemessenen Verbraucherpreisen und dem für EU-Vergleichszwecke berechneten „Harmonisierten Verbraucherpreisindex“ (HVPI). Er ist maßgeblich als Inflationsrate für die EZB. Dazu lautet die offizielle Abgrenzung, die insgesamt gesehen minimal ist, wie folgt:


Sowohl der VPI als auch der HVPI sollen grundsätzlich die Preisentwicklung der Ver brauchsausgaben der privaten Haushalte
im Inland messen. Im Detail gibt es dennoch Unterschiede. Bezüglich des Erfassungsbereichs liegen diese bei
den Ausgaben für
– selbstgenutztes Wohneigentum,
– Glücksspiele,
– Kraftfahrzeugsteuer, Zulassungsgebühr.

Diese Ausgabekategorien werden im nationalen VPI erfasst, im HVPI aber nicht. Die Ausgaben für das selbstgenutzte Wohneigentum werden im VPI nach dem Mietäquivalenzansatz erfasst, das heißt für das Wohneigentum privater Haushalte werden Ausgaben in Höhe der Miete für vergleichbare Mietobjekte unterstellt. Ein solches Vorgehen entspricht den Konzepten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, ist jedoch eher für die Nutzung des VPI als Kompensationsmaßstab geeignet. Für einen reinen Inflationsmaßstab wie den HVPI wäre ein Netto erwerbsansatz besser geeignet. Danach müssten alle Kosten, die mit dem Erwerb und dem Besitz von Wohneigentum verbunden sind, erfasst werden. Das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat) erarbeitet derzeit in Zusammen arbeit mit den nationalen statistischen Ämtern einen entsprechenden Häuserpreisindex4), in die HVPI-Be rechnung einbezogen werden die Ergebnisse bisher aber noch nicht. Im Wägungsschema 2005 des VPI entfallen 11,1 Prozentpunkte der Position Wohnungsmieten auf das selbstgenutzte Wohneigentum. Die Ausgaben privater Haushalte für Glücksspiele müssten mit ihrem Dienstleistungs entgelt, also mit jenem Teil gesondert erhobener Gebühren und Einsätze, die nicht als Gewinne dem Haushaltssektor wieder zufließen, theoretisch ebenfalls in einen Ver braucherpreisindex eingehen. Beim deutschen VPI ist das der Fall, für den HVPI hat man darauf wegen der Erfassungsprobleme in einigen Mitgliedstaaten und im Interesse einer international vergleichbaren Methodik bisher verzichtet. Diese Ausgabenkategorie hat im deutschen VPI einen Wägungsanteil von 0,6 %.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

1 Kommentar

  1. Und wer noch tiefer einsteigen will, kann sich z.B. mit Dingen wie der hedonischen Methode und dem Güterpreiskonzept verlustieren, https://www.destatis.de/DE/Publikationen/STATmagazin/Preise/Themenkasten/ThemenkastenPCPreisentwicklung.pdf?__blob=publicationFile

    Danach werden z.B. PC’s im Warenkorb immer preiswerter, auch wenn der Verbraucher an der Kasse nur den aktuellen PC zum aktuell höheren Preis kaufen kann.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage