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Zertifikate selbst basteln und gleich über die eigene Bank kaufen – ein vermeintlicher Vorteil

So richtig in die Öffentlichkeit rückt dieses Tool erst jetzt, wo die Deutsche Börse mit Vontobel kooperiert und dieses Angebot promotet. Laufzeiten, Hebel, Basispreis usw selbst aussuchen, das ist grundsätzlich eine...

FMW-Redaktion

Die „Bank Vontobel“ bietet bereits seit 2016 über das Portal mein-zertifikat.de ganz normalen kleinen Privatanlegern an, dass sie sich hier ihr eigenes Zertifikat zurecht basteln können. So richtig in die Öffentlichkeit rückt dieses Tool erst jetzt, wo die Deutsche Börse mit Vontobel kooperiert und dieses Angebot promotet. Laufzeiten, Hebel, Basispreis usw selbst aussuchen, das ist grundsätzlich eine tolle Sache, so mag man zunächst denken.

Denn der verführerische Gedanke beim Privat-Trader mag sein: Hey, tolle Sache, wenn ich mir mein Zertifikat selbst zurechtbasteln kann, bekomme ich hierüber einen echt tollen fairen Kurs gestellt. Denn nachdem der Anleger das Zertifikat fertig gebastelt hat, bekommt er kurz darauf von einem oder mehreren Zertifikate-Emittenten ein fertiges Angebot, bis hin zur WKN. Der Anleger kann also kurz nach der eigenen Erstellung des Produkts über seine Onlinebank dieses Zertifikat kaufen und in sein Depot legen, so wie normale Zertifikate auch.

Klingt gut, und grundsätzlich ist es wirklich toll, dass Anleger sich ihre Parameter so basteln können, wie sie es sich wünschen. Nur wo könnte der Haken an der Sache sein? Schließlich betreiben die Emittenten so ein Tool nicht aus Mitmenschlichkeit. Das Problem wird sein, dass der Anleger durch so eine quasi Selbst-Erstellung eines Zertifikats eben nicht eine fairere Kursstellung erhält (was sie auch nicht behaupten). Zertifikate-Anbieter sind letztlich, obwohl alles über die Börse abgewickelt wird, frei darin wo genau sie ihre Geld- und Brief-Kurse festlegen für die von ihnen ausgegebenen Zertifikate.

Auch bei diesem Produkt wird der Emittent im Kurs nette Aufschläge einpreisen, die das Produkt für ihn profitabel machen. In den Nutzungsbedingungen der Webseite, die der Besucher akzeptieren muss, weist man den Benutzer auch darauf hin, dass man sich klar sein sollte, dass bei Erstellung so eines eigenen Zertifikats und dem anschließenden Angebot durch mehrere Emittenten verschiedene Kursangebote herauskommen können. Im Text heißt es weiter, dass diese verschiedenen Preise eben auch trotz identischer Parameter entstehen können, die alle Emittenten identisch berücksichtigen.

Die unterschiedlichen Preise beruhen laut dem Disclaimer auf subjektiven Faktoren der einzelnen Emittenten, insbesondere Absicherungsmöglichkeiten, Einschätzungen des Marktumfeldes, sowie auch unterschiedliche Erwartungen an die Gewinnmarge, und Abweichungen bei den finanzmathematischen Kalkulationen. Daran erkennt man: Es handelt sich hierbei wie auch bei „normalen“ Zertifikaten eben nicht um Kursstellungen durch zwei Börsianer, die als Nachfrager und Anbieter aufeinander treffen.

Emittenten kalkulieren ihre Derivate hochkomplex, und bauen natürlich für den eigenen Verdienst auch eine nette Gewinnspanne ein, da man auch gut verdienen will. Also sollte der Privatanleger bei Benutzung dieses Tools auch daran denken, dass er am Ende seiner eigenen Bemühung keine besseren Kurse bekommt, aber eben doch Laufzeiten, Basispreise etc, die seinen Wünschen exakter entsprechen. So kann man mit diesem Tool vielleicht doch für sich selbst einen gewissen Mehrwert erzielen? Wer damit schon Erfahrungen gesammelt hat, schreibe gerne unter diesem Artikel einen Kommentar.



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