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Brexit-Auswirkungen verschlechtern Fusionschancen für Deutsche Börse + LSE immer mehr

Kurz nach der Brexit-Wahl am Freitag sickerte durch, dass das Hessische Wirtschaftsministerium als zuständige Aufsichtsbehörde nun große Bedenken habe. So habe man erste Zweifel an der Weiterentwicklung bei Aktien und Derivaten. Das Kernproblem besteht darin, dass zukünftig...

FMW-Redaktion

Kurz nach der Brexit-Wahl am Freitag sickerte durch, dass das Hessische Wirtschaftsministerium als zuständige Aufsichtsbehörde nun große Bedenken habe. So habe man erste Zweifel an der Weiterentwicklung bei Aktien und Derivaten. Das Kernproblem besteht darin, dass zukünftig die Zentrale der neuen Superbörse mit London außerhalb der EU liegen würde. Bereits am Freitag berichteten wir hierüber. Da wollte man sich seitens des Ministeriums noch nicht äußern. Das hat sich nun geändert.

Deutsche Börse
Der Frankfurter Handelssaal der Deutschen Börse: Heute nur noch Showkulisse fürs Börsen-TV. Foto: DesertEagle / Wikipedia (Gemeinfrei)

Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir als Schlüsselfigur für ein JA oder NEIN bei der Fusion sagte inzwischen das britische Ja zum Brexit werde eine Rolle bei seiner Entscheidung spielen, ob er die Fusion zulasse oder nicht. Man werde eingehender prüfen und schauen, ob die Fusionspläne in dieser Form bestehen bleiben. Es geht also, so darf man es eindeutig rauslesen, um den Standort. Man kann sich generell fragen in Richtung LSE + Deutsche Börse: Wenn der Holdingsitz anscheinend sooo unwichtig ist, warum kann er dann nicht in Frankfurt angesiedelt werden?

Aktuell gesellen sich jetzt wichtige Stimmen aus SPD und CDU ins Lager der Fusionsgegner. Unions-Vizefraktionschef Michael Fuchs sagte der Holdingsitz müsse wg. dem Brexit in Deutschland angesiedelt werden. Der finanzpolitische Sprecher der SPD Lothar Binding sagte es müsse nach der Brexit-Wahl bzgl. der Fusion nochmal neu nachgedacht werden. Also, der Wink Richtung LSE + Deutsche Börse ist eindeutig: Ändert eure Fusionspläne so, dass die Holding in Frankfurt sitzt, dann bekommt ihr das politische OK für die Fusion! Aber mal ehrlich, kann sich die britische Politik (egal welche Partei) das jetzt leisten, kurz nach der Brexit-Wahl die Verlegung der Zentrale der britischen Börse nach Deutschland?

Pfund-Abwertung

Und, was Freitag schon absehbar war, tritt jetzt ein: In einer zweiten Welle rutschte heute das britische Pfund unter das Tief vom Freitag bei 1,3230 gegen den US-Dollar. Auch der Euro steigt immer weiter gegen das Pfund. Nach dem Hoch vom Freitag früh bei 0,8315 fiel man erst mal wieder zurück, um dann heute im zweiten Anlauf neue Highs nach der Brexit-Abstimmung zu erreichen mit 0,8351 vor wenigen Minuten. Vor allem aus Aktionärskreisen seitens der Deutschen Börse mehren sich daher Stimmen nach einer Neubewertung des Anteilsverhältnisses. Bisher bekommen Deutsche Börse-Aktionäre 54% der neuen Firma. Durch das immer billigere Pfund (EURGBP von 0,76 auf jetzt 0,8351), das vermeintlich auch zukünftig schwächer notieren wird als zu Zeiten der Fusionsbekanntgabe, fallen die Pfund-Gewinne der jetzigen LSE umgerechnet deutlich geringer aus. Folglich müssten beide Seiten auch die Bewertungsrelationen für die Fusion anpassen, so hört man es aus Bankkreisen.

Auch die Aktie der LSE hat seit der Brexit-Wahl kräftiger verloren als die der Deutschen Börse. Noch ein Argument, um den Anteil der LSE bei der Fusion schrumpfen zu lassen. Also: Sagen wir mal es käme logischerweise zu einer Neubewertung der Anteilsverhältnisse, und sagen wir mal es gäbe dann ein Verhältnis von 60 zu 40 für die Deutsche Börse oder noch drastischer: Wie wollte man dann noch einen Holdingsitz London verkaufen, mal ganz zu schweigen von den aufsichtsrechtlichen Problemen? Es spricht zunehmend mehr für ein Scheitern der Fusion, da die Briten wohl kaum die Zentrale abgeben wollen.

Jetzt stehen die Chefs der beiden Börsen auf der einen Seite stur und wohl schon leicht verzweifelt, gegen die deutschen Gewerkschaften, gegen wohl immer mehr Aktionäre der Deutschen Börse und gegen wohl die gesamte deutsche Politik. Wann endlich beendet Herr Al-Wazir dieses Theater und sagt endlich was Sache ist?



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1 Kommentar

  1. Bodo von Niebergall

    – wie ein trotziges Kind – nun erst Recht – halten die Chefs der beiden Unternehmen an einer Fusion fest, wohlwissend, dass diese Fusion in der gedachten Version nicht mehr genehmigungsfähig ist. England ausserhalb der EU und den Sitz der neuen fusionierten Gesellschaft in London, ausserhalb des Rechtsgebietes der EU, das kann und das wird es so nicht geben! Aber was sind schon Realitäten, angesichts eines allmachtheischenden Investment-Bankers der seine aus vielfach persönlich Gründen betriebene Fusion letztendlich auch noch für gottgewollt hält; eine Vision, die ihn prädestiniert für eine umfassende und längere psychologische Betreuung um Schaden von diesem Unternehmen und seinen Mitarbeitern abzuwenden. Am besten folgen beide, Kentgeter und Faber, dem Beispiel des Herrn Seifert und Herrn Breuer, nehmen ihren Abschied und machen einem Börsenchef Platz, der dieses Unternehmen wieder in ruhigeres Fahrwasser führt. Herr Dr. Faber darf sich zugute halten, auf diese vermessene Idee – vielleicht auch „gottgewollt“ – mit dem gescheiterten Investment-Banker gekommen zu sein, um einem von ihm so genannten „Generationenwechsel“ zu genügen ! Er sollte schleunigst bei sich mit dem Generationenwechsel fortfahren !!!

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