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Zypern: die vergessene Tragödie

Seit den bank runs – und der, nunja, Enteignung von Kontoinhabern durch die EU und die EZB – ist es um Zypern ruhig geworden. Dass die Welt nun nicht mehr auf Zypern blickt, ändert aber nichts daran, dass die Lage im Land desaströs ist.

Ein Schlaglicht auf die Verhältnisse liefert die größte Bank der Insel, die Bank of Cyprus. Zwar konnte das Institut heute einen Gewinn für das 2.Quartal von 50 Millionen Euro verbuchen – doch resultieren die Zahlen aus Verkäufen von asstes in Rumänien und Serbien. Sprich: man verkauft das eigene Tafelsilber, um sich über Wasser zu halten. Die Bank hat massive Liquiditätsprobleme, unter anderem durch den erzwungenen Zusammenschluß mit der Cyprus Popular Bank im Gefolge der großen Krise im März letzten Jahres.

Ein besonders drastisches Schlaglicht auf die Lage in Zypern wirft der Prozentanteil von faulen Krediten (non-performing loans) der Bank of Cyprus: sie liegt bei fast unglaublichen 49,8%! Das bedeutet: jeder zweite Kredit wird entweder gar nicht mehr, oder nur noch unpünktlich bedient. Damit liegt die Bank noch leicht über dem Durchschnitt der Banken auf der Insel, wie die zyprischen Notenbank kürzlich mitgeteilt hatte.

Um die Belastungen durch die non-performing loans schultern zu können, haben heute die 87% der Aktionäre der Bank of Cyprus einer Kapitalerhöhung von 1 Milliarde Euro zugestimmt. Doch ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein: die Bank of Cyprus könnnte ohne regelmäßige Hilfen der zyprischen Notenbank nicht überleben – im ersten Quartal diesen Jahres betrug die Hilfe 9,51 Milliarden Euro, im zweiten Quartal 8,78 Milliarden. Faktisch aber kommt das Geld von der EZB, die wiederum die zyprische Notenbank alimentiert.

Nach wie vor gibt es auf Zypern Kapitalverkehrskontrollen, die Transfers größerer Geldsummen seit der Krise im Frühjahr 2013 unterbinden. Zwar sind für einheimische Transaktionen die Bestimmungen etwas gelockert worden – doch ist Zypern immer noch weit entfernt von normalen Verhältnissen. Ob die Insel jemals vom Tropf der europäischen Geldtöpfe entkoppelt werden kann, ist zumindest auf die nächsten Jahre gesehen eher unwahrscheinlich.



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