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1 Milliarde Euro für Pizza-Lieferservice-Plattform – haben Sie Lust in das größte deutsche IPO des Jahres zu investieren?

Gut, seien wir ehrlich. Bei "Delivery Hero" kann der Kunde sicherlich mehr bestellen als nur Pizza. Bestimmt auch Burger, Pommes, Asiatisch usw. Die Firma selbst koch nicht, grillt nicht, fritiert nicht. Sie konzentriert sich auf...

FMW-Redaktion

Gut, seien wir ehrlich. Bei „Delivery Hero“ kann der Kunde sicherlich mehr bestellen als nur Pizza. Bestimmt auch Burger, Pommes, Asiatisch usw. Die Firma selbst koch nicht, grillt nicht, fritiert nicht. Sie konzentriert sich auf das Muster, dass wir schon einmal als „Erfolg der ganz großen Konzerne“ beschrieben hatten. Denn Google, Amazon und Facebook sind wohl deswegen so erfolgreich, weil sie selbst nichts produzieren, sondern sich nur darauf konzentrieren ein „Marktplatz“ zu sein, auf dem die tatsächlichen Produzenten sich mit den Konsumenten treffen können.

Bei Delivery Hero geht es eben um einen Marktplatz für Essen. Bekannt ist dem Endverbraucher die Firma in Deutschland unter den Webseiten Pizza.de, Lieferheld und Foodora. Wer sich dort anmeldet, sieht schnell, dass die Portale eben nur Vermittler sind zwischen Kunden und Restaurants/Burger-Buden etc. Ist die Masse nur groß genug, lohnt es sich für den Vermittler eben durch Umsatzprovisionen, wie in allen Bereichen des Lebens. Genau darauf kann man ab 30. Juni auch als Börsianer spekulieren, nämlich dass aus dieser Firma (wohl in einem kleineren Umfang) so etwas wird wie Amazon, nur für Essenslieferungen.

Aber komisch, dass Amazon noch nicht selbst in die Niesche eingestiegen ist… kein Profit-Potenzial? Wie auch immer, an Delivero Hero ist auch der Inkubator „Rocket Internet“ noch beteiligt. Es dürfte seine Aktionäre freuen, wenn durch das IPO von Delivery Hero endlich mal ordentlich Cash in die Kasse kommt. Mit 996 Millionen Euro kratzt Delivery Hero mit seiner Erwartung der einzunehmenden Summe also an der Milliardengrenze – damit wäre es der größte deutsche Börsengang des Jahres. Ist es deprimierend, dass gerade so was die größte Börsennummer hierzulande ist? Der Gesamtwert der Firma würde hochgerechnet auf alle Aktien bei fast 4,4 Milliarden Euro liegen.

Die Preisspanne liegt bei 22-25,50 Euro. Das Tickersymbol an der Börse wird „DHER“ lauten. Und, wie beim Hause Rocket Internet so üblich, schreibt auch Delivery Hero noch Verluste. Wer die Aktie kauft, wettet also auf eine glorreiche Zukunft mit Gewinnen. Wie immer gilt: Im Internet ist nichts vorhersehbar – die Story kann funktionieren, oder auch nicht. Am 30 Juni ist die Erstnotiz an der Börse geplant. Vorher können Anleger versuchen in der Zeichnung an Teile der 39,04 Millionen Aktien zu kommen. Von den geplanten 996 Millionen Euro würden 483 Millionen Euro in das Unternehmen fließen, der Rest folgerichtig an die Altaktionäre. Nach dem IPO wären dann 23% des Unternehmens in Streubesitz.

Rocket Internet könnte durch das IPO bis zu 264 Millionen Euro Cash in die Kasse bekommen. Tja, was sollen wir Ihnen liebe Anleger dazu raten? Gar nichts, denn wir wollen, können, dürfen keine Anlageberatung machen. Vielleicht nur ein Hinweis für Ihre Entscheidungsfindung, ob sie zeichnen, oder ab 30. Juni im freien Handel einsteigen sollen. Entweder man ist eh Zocker, und will kurzfristig durch Rein-Raus schnell Geld machen. Oder man sieht mittel- und längerfristig einen guten Gewinn in dieser Aktie. Dann ist es wichtig mental eine gesunde Balance zu finden zwischen Vernunft (Unternehmen macht Verluste) und Euphorie (Aussicht auf eine tolle Story). Wie schon gesagt, so eine tolle Story kann natürlich letztlich immer auch Realität werden, und gute Gewinne bringen. Wir halten uns da raus…



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5 Kommentare

  1. Hier kommt meine Einschätzung: Erstens ist Delivery Hero gemäß IPO-Prospekt nicht profitabel und hat es auch in fünf Jahren Existenz nicht dazu gebracht, was mich persönlich schon mal grundsätzlich von einem Investment abhalten würde.
    Zweitens ist das Geschäftsmodell nicht zukunftsfähig! Essenslieferdienste existieren wie Sand am Meer, da ist nichts einzigartiges an der Firma. Außerdem lebt das Geschäftsmodell von einem Hype der in zwei Jahren schon wieder Makulatur sein kann.

    Das sowas als Börsengang gehypt wird, ist ein Armutszeugnis für den Finanzplatz Deutschland! Rocket Internet muss Ipo´s liefern und die Risikokapitalgeber wollen raus, deswegen der Börsengang. Aber langfristige Substanz sehe ich hier nicht.

    1. Finde das Geschäftsmodell auch fragwürdig. Zumal viele Essensdienste enorme Provisionen für die „Vermittlung“ abdrücken müssen, bis zu 12% vom Umsatz. Da bleibt selbst nicht mehr viel für den Gewinn. Schon alleine deshalb kann das nicht lange funktionieren.; für mich als Kunden ist der Nutzen auch eher gering, aber das ist wohl Ansichtssache. Um meinen Wohnort herum gibt es einige Restaurants wo ich gerne Esse und mir auch was liefern lasse. Ich rufe einfach an, das ist am einfachsten, ich muss mich niergendwo anmelden oder einloggen. Am Telefon kann ich auch alle Extrawünsche ganz einfach bestellen und ich weiß das meine Order angekommen ist. Ich brauche also kein Delivery Hero oder Ähnliches. Fazit: ein überflüssiger Service, der weder dem Essensdienst, noch dem Kunden einen signifikanten Nutzen bringt.

  2. Die Flugratten der Ökonomie: keiner will sie, keiner braucht sie, sie belasten nur und machen nur Dreck. Letzendlich nur ein Usurpator, welcher an der Wertschöpfungskette keinerlei Teilhabe hat, somit vollkommen nutzlos ist, aber ökonomische Energie (für sich selbst) abzweigt. Fazit: immer rin‘ mit der Kohle – husch und wech!

  3. Das geschäftsmodell ist doch super, also das vom samwer olli. Er ist neben Tengelmann Ventures der Einzige in Deutschland der es immer wieder erfolgreich schafft Luftnummern mit dem Geld von Anderen hochzupuschen, und dann entsprechend Kasse zu machen. Aber das ist der Lauf der Digitalwelt und so mancher von uns macht sogar mit.
    Oder kann mir ernsthaft jemand sagen, dass Jamba, Westwing,Brandsforfriends,Groupon, Home24, Zalando, Delivery Hero, etc auch nur im Ansatz wertschöpfend und nachhaltig sind, von gummistiefel.de etc ganz zu schweigen.
    Aber end of the day ist es auch egal, denn wie gesagt, dass Geschäftsmodell Samwer, wie auch so manches aus der Prosieben Beteiligungswelt, dient vor allem dem persönlichen Profit der Investoren. Ob nach 10 Jahren irgendetwas übriggeblieben ist interessiert niemanden. Persönlich finde ich es schade, denn es gibt wirklich viele gute Ansätze im Web, die aber chancenlos bleiben, weil der Wettbewerb brutal mit Geld gekillt wird. Wenn man heute zb ein nachhalltiges regionales Food Konzept (der digitale Wochenmarkt) auf die Beine stellen wollte, in Kombination mit Fairtrade Produkten, hätte man null Chance gegen die Budgets von Hellofresh und Co, die mal locker 2 stellige Millionenbudgets in Marketing verbrennen, damit Sea etc unrentabel machen und darüber hinaus operativ ja nicht davon leben müssen.

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