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102.000 mehr Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe als vor einem Jahr – die Headline zeigt nur die halbe Wahrheit

Wie so oft ist Statistik Ansichtssache, eine Frage der Auslegung, oder eine Frage wie Daten erhoben werden. So auch in diesem Fall. Aber erstmal zu den Daten. Das Statistische Bundesamt verkündet heute...

FMW-Redaktion

Wie so oft ist Statistik Ansichtssache, eine Frage der Auslegung, oder eine Frage wie Daten erhoben werden. So auch in diesem Fall. Aber erstmal zu den Daten. Das Statistische Bundesamt verkündet heute für September, dass die Zahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zum Vorjahr um 102.000 oder 1,9% zugelegt hat. Toller Zuwachs! Die Grafik zeigt es ganz anschaulich, dass alle Teilbreiche profitieren. Hier im Wortlaut von den Statistikern:

Damit erreichte das Verarbeitende Gewerbe im September 2017 erneut einen Höchststand bei der Zahl der Beschäftigten seit Beginn der Zeitreihe im Januar 2005. Am stärksten stieg die Beschäftigtenzahl im September 2017 gegenüber September 2016 in der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln mit + 3,9 % sowie in der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen mit + 3,8 %. Überdurchschnittlich erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten auch in der Herstellung von Metallerzeugnissen mit + 2,3 % sowie in der Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen, im Maschinenbau und in der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren mit jeweils + 2,1 %.

Die Zahl der im September 2017 geleisteten Arbeitsstunden nahm im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,4 % auf 706 Millionen Stunden ab. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es im September 2017 einen Arbeitstag weniger gegeben hatte als im September 2016. Die Entgelte für die Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe lagen bei rund 21,9 Milliarden Euro, gegenüber dem Vorjahresmonat war das eine Steigerung um 3,4 %.

Und wo ist jetzt die andere Hälfte der „Wahrheit“? Nun, das Statistische Bundesamt erwähnt auch, dass sich diese Zahl nur bezieht auf Unternehmen mit 50 oder mehr Mitarbeitern. Wie stark die Beschäftigung bei allen Betrieben im Verarbeitenden Gewerbe zugenommen hat, oder ob sie überhaupt zugenommen hat, weiß man also nicht. Man kann natürlich vermuten, dass die gesamte Branche zulegt. Aber wissen tut man es nicht! Es ist also nur die halbe Wahrheit. Das ist das Problem, das womöglich in TV-Nachrichtensendungen so ein „kleines“ Detail nicht erwähnt wird. Und nein, wir wollen hier keine Verschwörungstheorien aufstellen vom Staat, der etwas zu verbergen hat. Aber in der Headline wird dieses doch sehr wichtige Detail nicht erwähnt, und der Eindruck entsteht, als ginge es hier um eine Zahl für die ganze Branche. Dabei kann die Gesamtzahl dramatisch abweichen von diesen +102.000. Aber wie gesagt, wir wissen es alle nicht!



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2 Kommentare

  1. Ganz interessant auch die Formulierung „erneut einen Höchststand…. seit Beginn der Zeitreihe 2005“
    Wurde vor 2005 im verarbeitenden Gewerbe nicht gearbeitet? Hat man vorher keine Daten über die Beschäftigung erhoben? Wurde die Zeitreihe auf das Jahr 2005 umbasiert, und wenn ja, warum?

  2. Die Begrenzung der monatlichen Erhebung auf Betriebe über 50 Beschäftigte ist sinnvoll, da dies gerade die Kleinbetriebe von ohnehin schon hohen Bürokratiekosten entlastet. Eine gewisse Abweichung ist hinnehmbar. Bei Erhebungen über längere Zeitreihen ist die Tendenz entscheidend.

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