FMW-Redaktion
Haben Sie das Thema schon gedanklich ausgeblendet? Dann möchten wir es nochmal zurück ins Tageslicht ziehen. Die Anleihekäufe der EZB für Staatsanleihen der Euro-Länder (Public sector purchase programme / PSPP) gehen immer weiter. Stand Freitag letzter Woche kamen letzte Woche weitere 12 Milliarden Euro hinzu nach +10,8 Milliarden in der Woche zuvor. Jetzt liegt die EZB nur beim PSPP damit bei einem Volumen von sagenhaften 1,53 Billionen Euro an angekauften Staatsanleihen und Anleihen halbstaatlicher Einrichtungen (z.B. Förderbanken) in der Eurozone seit März 2015.
Und die Käufe gehen bis Ende 2017 weiter. Mindestens bis Ende 2017! Aber fast schon in Vergessenheit geraten sind die sonstigen Aufkaufprogramme der EZB, die parallel noch existieren (alle in der Grafik dargestellt). Die Käufe der EZB von Unternehmensanleihen (CSPP) haben ihr Gesamtvolumen letzte Woche um 1,5 Milliarden Euro erhöht auf nunmehr insgesamt 84,9 Milliarden Euro. Von der breiten Öffentlichkeit fast unbemerkt pumpt die EZB den Anleihemarkt für eigentlich schon tote Unternehmen auf.
Man selbst kauft zwar angeblich nur Anleihen gesunder Unternehmen (da verlässt man sich auf die Aussagen von Ratingagenturen). Aber dadurch gibt es Verdrängungseffekte. Private institutionelle Investoren, die eigentlich normalerweise „hochwertige“ Unternehmensanleihen kaufen würden, müssen nun ausweichen – und so kommen womöglich kaputte Unternehmen an Geld, die sonst am Anleihemarkt leer ausgegangen wären. Der Gesamteffekt des durch Notenbankgeld gefluteten Kapitalmarkts hat schon vor Jahren vor allem in den USA dazu geführt, dass zahlreiche Zombi-Unternehmen künstlich am Leben gehalten werden konnten, die erst jetzt Jahre verspätet den Bach runtergehen.
Wie die Übersicht zeigt, gibt es auch noch in angestaubten älteren Programmen der EZB ansehnliche Volumen. Wir hatten das Thema schon mehrfach. Bei all diesen Verdrängungseffekten hätte die Kreditvergabe der Banken an private Unternehmen und kleine Selbständige europaweit eigentlich explodieren müssen, was aber nicht geschah. Zusammen mit mehreren anderen Programmen vor allem für besicherte Anleihen (Covered Bonds-Programme) hält die EZB in ihren Büchern derzeit ein Gesamtvolumen von (bitte festhalten) 1,97 Billionen Euro.
Damit hat man sich eine Art Parallel-Universum zum eigentlich freien privaten Kapitalmarkt geschaffen. So geht das schon seit Jahren. Die Politik gerade in den Mittelmeer-Ländern würde wohl nur zu gerne diese Politik ewig fortsetzen, und aus Berlin hört man dazu gar nichts mehr. Die Gerichte sind sich einig, dass quasi alles, was die EZB selbst als Geldpolitik ansieht, auch Geldpolitik ist.
Fazit: Sie kann eigentlich machen was sie will, denn was eine Maßnahme zur Stabilisierung der Preise ist, das ist ja ein dehnbarer Begriff!
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Ich sehe Parallelen zu einem fetten Holzwurm, der den Stamm von innen auffrisst. Das geht eine Weile gut, dann werden die Blätter braun und schließlich reicht ein laues Lüftchen, um den einstmals gesunden Baum umstürzen zu lassen.
Herrlich, wenn man sieht wie sich ein Schäuble über seine schwarze Null freut und Deutschland ja sooo toll wirtschaftet. Dabei spart er einfach nur die Zinsen, die wir nicht mehr bekommen. Schulden machen und diese dann mit gratis geliehenem Geld zurückzahlen. Klappt das im privaten auch? Dann mal los!