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Arbeitslosigkeit stabil bei 6% – Status Quo und Aussicht für Flüchtlinge…

FMW-Redaktion

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland bleibt offiziell (!) bei 6% und damit auf einem historischen Tief seit 24 Jahren. Auch die Höhe der Arbeitslosigkeit bei Ausländern bleibt stabil. Die Bundesagentur für Arbeit liefert aktuelle Daten, in denen auch die erste größere Anzahl syrischer Flüchtlinge enthalten ist. Doch wie ist deren Perspektive? Ein Ausblick…

Frank-Jürgen Weise ist jetzt auch BAMF-Chef
Frank-Jürgen Weise ist seit Kurzem nicht mehr nur Präsident der Bundesagentur für Arbeit, sondern auch des BAMF. Foto: Bundesagentur für Arbeit

Die offizielle (!) Arbeitslosigkeit in Deutschland verharrt den zweiten Monat in Folge mit 6% auf dem niedrigsten Niveau seit 1991. Tatsächlich liegt sie ca. 30% höher, wie wir schon mehrmals dargelegt haben. Aber brennend interessiert die Öffentlichkeit derzeit, es mit der Integration der neu ankommenden Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt weitergeht. Wie sieht die Lage aktuell aus?

In dieser Übersicht sieht man zunächst (rot umrandet), dass neben der Gesamt-Arbeitslosigkeit auch die Arbeitslosigkeit bei Ausländern mit 14,4% gegenüber den letzten Monaten stabil geblieben ist, und das obwohl zuletzt die erste spürbare Anzahl syrischer Flüchtlinge in der Statistik erscheint. Neben der Quote von 14,4% Arbeitslosigkeit ist auch mit der Menge von 559.000 Personen die tatsächliche Anzahl von arbeitslosen Ausländern in den letzten Monaten nicht gestiegen.

Arbeitslosigkeit Ausländer

Allen Beteiligten und Beobachtern ist klar, dass die große Masse der Flüchtlinge, die im Sommer und Herbst nach Deutschland gekommen ist, in dieser Statistik bisher nur zu einem winzigen Teil berücksichtigt werden konnte. Verständlicherweise können nicht hunderttausende Flüchtlinge über Nacht eine Arbeit finden, auch wenn theoretisch für jeden eine Arbeit verfügbar wäre. Daher wird, so nimmt es auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles an, die Arbeitslosigkeit ab Anfang 2016 steigen, weil erst dann die angekommenen Flüchtlinge geordnet nach dem BAMF auch in den Systemen der Bundesagentur für Arbeit registriert werden können.

Es ist Aufgabe der Politik zwei extreme Fakten zueinander zu führen. Einerseits sollen laut Industrie und auch Arbeitsagentur derzeit 610.000 offene Stellen verfügbar sein. Andererseits gibt es ca. 3,5 Mio Arbeitslose (offiziell 2,6 Mio). Die Politik muss klären und erklären, ob es sich bei den offenen Stellen ausschließlich um Stellen für hochspezialisierte Fachkräfte handelt, während gleichzeitig die vorhandenen Arbeitslosen ausschließlich niedrig oder gar nicht Qualifizierte sind!? Wenn dem so wäre, müsste man der Öffentlichkeit erläutern, warum man nach Jahrzehnten diese Sockel-Arbeitslosigkeit nicht mit richtigen (!) Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen wegbekommen hat.

Dass dann akademisch ausgebildete Syrer diese offenen Stellen besetzen, kann man ihnen selbst nicht zum Vorwurf machen, sondern vielmehr die Frage aufstellen, was die Politik all die Jahre mit ihren Qualifizierungsmaßnahmen gemacht hat, bzw. was da überhaupt „veranstaltet“ wurde.

Arbeitslosigkeit Asyl Flüchtlinge

Zum Anstieg der Arbeitslosigkeit aus sogenannten „Asylzuzugsländern“ zitieren wir die Bundesagentur für Arbeit:

„Auch bei den Personen aus den Asylzugangsländern hat sich die Zahl der Arbeitslosen deutlich erhöht und zwar im Vorjahresvergleich um 22 Prozent (vgl. Schaubild 6 und Tabelle 3). Die stärkste Zunahme war bei Syrern zu beobachten. Die Zahl der Leistungsempfänger im SGB II aus den Asylzugangsländern stieg im Vorjahresvergleich um 25 Prozent. Auch hier fiel die Zunahme bei syrischen Staatsangehörigen am stärksten aus. Der Anteil der Personen aus den Asylzuwanderungsländern an allen Leistungsempfängern im SGB II hat sich von 5,9 Prozent auf 7,4 Prozent erhöht.“

Schaut man in die obige Statistik, sieht man relativ wenig arbeitslose Asylbewerber, aber viele Leistungsempfänger. Das hängt wohl von der Definition der Bundesagentur für Arbeit ab, da die meisten nicht als arbeitslos, sondern arbeitssuchend angesehen werden. Was das bedeutet, lassen wir lieber die Bundesagentur im Wortlaut erklären (so gefunden auf der Webseite der Bundesagentur als Definition):

„Arbeitsuchende sind nach § 15 SGB III Personen, die eine Beschäftigung als Arbeitnehmer suchen. Dabei ist der Begriff weiter gefasst als der des Arbeitslosen und enthält zusätzlich zu den arbeitslosen Arbeitsuchenden auch die nicht arbeitslosen Arbeitsuchenden. Das sind die Personen, die eine Beschäftigung suchen, auch wenn sie bereits eine Beschäftigung oder eine selbständige Tätigkeit ausüben oder sich in einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme befinden. Im Personenkreis der Berechtigten nach SGB II sind dies insbesondere die voll erwerbstätigen Arbeitnehmer, die wegen geringen Einkommens einen Aufstockungsbetrag nach SGB II erhalten. Diese müssen sich grundsätzlich für die Aufnahme von besser bezahlten Tätigkeiten zur Verfügung stellen. Dieser Personenkreis wird die Zahl der nicht-arbeitslosen Arbeitsuchenden voraussichtlich stark erhöhen.“
Beschäftigte Asyl Flüchtlinge

Zur Anzahl der Beschäftigten aus „Asylzuzugsländern“ sagte die Bundesagentur:

„Aus Asylzuzugsländern waren im September 2015 502.000 Beschäftigte registriert, das waren 40.000 oder 8,7% mehr als vor einem Jahr. Dabei fiel der Anstieg von Personen mit einer syrischen Staatsangehörigkeit mit 46% relativ am stärksten aus.“

Beschäftigte aus Asylzuzugsländern machen derzeit einen Anteil von 1,4% an allen besetzten Stellen aus. Da sind die in diesen Sommer und Herbst angekommen Flüchtlinge aber noch gar nicht enthalten, denn die meisten sind ja noch nicht einmal bei der Bundesagentur für Arbeit als „arbeitssuchend“ (das haben wir ja gelernt) registriert.

Es liegt an der Politik das Paradoxon zwischen dem Fachkräftemangel, den 2,6 Mio vorhandenen Arbeitslosen (ja, doch eher 3,5 Mio), den neu hinzukommenden Arbeitssuchenden und der jährlichen Demographie-Lücke zu lösen. Keiner weiß genau, wie groß die Demographie-Lücke wirklich ist, aber offiziell kann sie für die Arbeitgeber natürlich nicht groß genug sein. Bei dem Teil der gering qualifizierten Flüchtlinge (genaue Zahlen kennt niemand!) kann angenommen werden, dass ihre Verweildauer in der Arbeitslosigkeit länger sein wird als viele jetzt noch erwarten. Denn niemand aus der Politik hat bisher den Umstand erklären können, warum trotz Arbeitskräftemangel auch bei einfachen Tätigkeiten die Sockel-Arbeitslosigkeit nicht abgebaut werden konnte. Die Qualifizierungsmaßnahmen für Flüchtlinge werden, so darf man annehmen, relativ identisch sein zu den erfolglosen, die auch bisher vorhandene Arbeitslose genießen durften.

Es ist an der Politik möglichst schnell Lösungen zu präsentieren. Auf die darf man gespannt sein.



Quelle: Bundesagentur für Arbeit



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