Man nennt sie Strafzinsen, oder auch Negativzinsen, oder einfach den negativen Banken-Einlagenzinssatz. Er ist seit Jahren das wichtigste Argument von Banken und Sparkassen in Deutschland, um Filialen zu schließen, Mitarbeiter zu entlassen, ganze Institute zu fusionieren, und diverse Gebühren für die Kunden anzuheben, oder sich gleich ganz neue Gebühren auszudenken. Seit Jahren ist nämlich nicht nur der Leitzins der EZB auf 0,0%.
Hat eine Bank in der Eurozone überschüssige Liquidität (mehr Einlagen als ausgereichte Kredite), dann zahlt sie für die Hinterlegung dieser Überschüsse bei der EZB Strafzinsen von 0,40%. Diese Maßnahme hatte sich die EZB vor Jahren ausgedacht um die Banken zu animieren. Sie sollten sich dazu genötigt fühlen so viel Kredite an Konsumenten und Unternehmen herauszugeben wie nur möglich (Ankurbelung der Wirtschaft, damit die Preise steigen). Denn so würden die Banken die Zahlung der Strafzinsen vermeiden.
Nur das Problem vor allem in Deutschland ist: Der Bürger parkt seine Einnahmen selbst im Nullzinsumfeld (effektiv Verluste dank Inflation) lieber auf dem Sparkonto oder im Termingeld, als sie Aktien zuzulegen (hier aktuellste Zahlen der Bundesbank über Zuwächse im Geldvermögen).
Aber zur Sache. Laut RP haben deutsche Banken im letzten Jahr 2,4 Milliarden Euro Strafzinsen an die EZB (Bundesbank) gezahlt für die dort hinterlegten überschüssigen Guthaben (Info aus Antwort des Bundesfinanzministeriums an die FDP-Fraktion). Und wenn man sieht, wie die Geldbestände auf Bankkonten wachsen, darf man annehmen (so meinen wir): Das Volumen der gezahlten Strafzinsen wird steigen.
Erst vor wenigen Tagen hat der Dachverband der Volksbanken darauf aufmerksam gemacht, dass man bei Fortsetzung der aktuellen Zinspolitik der EZB die Strafzinsen der EZB wohl an alle Bankkunden weitergereicht werden. Bisher sind nur Geschäftskunden und ausgewählte Privatkunden mit sehr großen Guthaben betroffen. Die Wahrscheinlichkeit nimmt weiter zu, dass bald auch der Kleinsparer Zinsen auf seinem Sparkonto zahlt, statt welche zu erhalten. Denn mit einer Frau Lagarde als neue Chefin der EZB ist die jahrelange Fortsetzung der aktuellen Geldpolitik wohl mehr als wahrscheinlich.
EZB-Tower in Frankfurt. Foto: Simsalabimbam CC BY-SA 4.0
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